Ökomotoren liegen im Trend
Der Künzelsauer Motoren- und Ventilatorenhersteller Ziehl-Abegg steigert den Umsatz um 8,1 Prozent. Hohe Rohstoffpreise reduzieren den Gewinn. Mit dem Radnabenmotor ZA-Wheel erhofft sich das Unternehmen im laufenden Jahr höhere Umsätze.

Schafft Ziehl-Abegg jetzt doch noch den Durchbruch als Hersteller des Radnabenmotors ZA-Wheel für Omnibusse? Vergangenes Jahr sei die Dynamik erneut hinter den Erwartungen zurückgeblieben, heißt es bei dem Künzelsauer Motoren- und Ventilatorenhersteller. "Die neue Generation mit zwei Leistungsstufen und integriertem Steuerungsmodul wird so positiv im Markt angenommen, dass wir unsere Planung für 2019 nach oben korrigiert haben", sagt Vorstandschef Peter Fenkl. "Wir gehen von deutlich steigenden Umsätzen aus."
Doppeldeckerbusse sind in europäischen Metropolen unterwegs
Aushängeschilder sind Doppeldeckerbusse, die für Stadtrundfahrten in Paris, London, Amsterdam und Berlin eingesetzt werden. Beim Umbau solcher Busse setzt das Unternehmen seit dem Herbst auf die Zusammenarbeit mit dem Ingenieurdienstleister IAV, der zur Hälfte dem VW-Konzern gehört. Bis dahin hatten sich die Hohenloher schwer getan, mit Autoherstellern ins Geschäft zu kommen. Der getriebelose Elektromotor ZA-Wheel stoße auch bei Nutzfahrzeugherstellern auf ein beachtliches Interesse.
"Die zeitlichen Vorläufe im Automotive-Bereich sind anders als im klassischen Maschinenbau", bremst Peter Fenkl jedoch die Erwartungen auf schnelle Auswirkungen beim Umsatz. 2017 lag der Umsatz der Automotive-Sparte bei 1,1 Millionen Euro, also etwa 0,2 Prozent. Treiber des Wachstums war im vergangenen Jahr maßgeblich das starke Ventilatorengeschäft in der Lufttechniksparte.
Insgesamt steigerte das Künzelsauer Unternehmen mit weiteren Standorten im Gewerbepark Hohenlohe und in Schöntal-Bieringen den Umsatz im vergangenen Jahr nach vorläufigen Angaben um 8,1 Prozent auf 584 Millionen Euro. "Wir spüren zwei Effekte: In aufstrebenden Ländern kommen die Impulse aus Neubauten, in Ländern wie Deutschland verlagert sich der Umsatz in die Sanierung und Verbesserung bestehender Anlagen in Altbauten", erklärt Fenkl die Zuwächse. In der Sparte Antriebstechnik ist der Aufzugsantrieb ZA-Top der Umsatztreiber.
Ökodesignrichtlinie sorgt für gute Geschäfte
Während das Wachstum in Asien nicht mehr so hoch war wie in den Vorjahren, habe sich der europäische Markt deutlich über den Erwartungen entwickelt. Die Ökodesignrichtlinie, die Motorenherstellern strenge Effizienzvorgaben macht, habe dabei geholfen. In aller Welt griffen Kunden zunehmend zu energiesparenden Geräten.

Unter den Hohenloher Ventilatorenherstellern hat Ziehl-Abegg mit eigenen Gießereien und der Motorenfertigung die wohl höchste Fertigungstiefe. Weltweit beschäftigt die Firma mittlerweile 4100 Mitarbeiter, das sind 200 mehr als vor Jahresfrist. 50 der zusätzlichen Stellen sind im Inland entstanden, wo das Unternehmen vornehmlich in Hohenlohe 2250 Angestellte hat. Um auch künftig qualifizierte Mitarbeiter an Bord zu bekommen, internationalisiert Ziehl-Abegg die duale Ausbildung: Auch in Ungarn, Spanien, Brasilien und in den USA gibt es bei den Hohenlohern eine Lehre nach deutschem Muster.
Der Arbeitsmarkt ist leergefegt
Was die Gewinnung von Arbeitskräften angeht, ist die Lage unverändert angespannt. "Der Markt ist leergefegt", sagt Fenkl. "Das fängt beim Fabrikarbeiter an und geht bis zum Ingenieur." Ziehl-Abegg sitze da im selben Boot mit allen anderen Firmen in der Region. "Wer verfügbar ist, hat nicht immer die Qualifikation, die wir erwarten."
Der Arbeitsmarkt war aber nicht das einzige Thema, das dem Unternehmen vergangenes Jahr Sorgen bereitet hat. "Das Ergebnis entsprach nicht unseren Erwartungen", sagt Fenkl. "Auf den Rohstoffmärkten gab es zum Teil erhebliche Preissteigerungen. Elektronikbauteile wurden knapp, da haben wir gelitten. Und der Tarifabschluss war auch nicht witzig." Ein weiterer Grund, dass das Ergebnisziel nicht erreicht wurde, liegt mitten in Künzelsau: Die Erlöse aus einem geplatzten Grundstücksverkauf waren nämlich fest eingeplant.
Auf die Politik im Ausland ist nicht immer Verlass
Allen schwierigen politischen Umständen zum Trotz – Peter Fenkl zählt die USA, China, Russland, die Türkei, den Iran und Brasilien auf – strebt Ziehl-Abegg erneut ein Umsatzplus im langjährigen Schnitt von fünf bis sechs Prozent an. Auch beim Ertrag wolle sich das Unternehmen wieder „stimmig platzieren“. Das sei nicht ganz einfach, „weil die Zuverlässigkeit der Politik zu wünschen übrig lasse“.



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