„Hochsicherheitstrakt?“ – Diskussion um Sperren beim Heilbronner Weindorf
Auffallend große und viele Zufahrtssperren rund ums Heilbronner Weindorf stoßen auf Kritik – und auf Verständnis. Die Heilbronn Marketing GmbH spricht wegen der allgemeinen Sicherheitslage von einem „notwendigem Übel“ .
Es ist unübersehbar: Wer in diesen Tage – egal aus welcher Richtung – zu Fuß durchs Innenstadt-Getriebe das Heilbronner Weindorf ansteuert, stolpert und steigt an den Eingängen über Zufahrtssperren, die nach dem Terror-Angriff auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt eigentlich für jedes größere Fest im öffentlichen Raum vorgeschrieben sind. Manche Passanten stoßen sich tatsächlich oder nur verbal daran und betrachten die Sicherheitsmaßnahmen als übertrieben. Andere zeigen Verständnis oder kümmern sich nicht weiter drum.
„Willkommen im sichersten Weindorf Deutschlands“, sagte etwa Nico Weinmann als Vorsitzender des Bürgervereins „Wir für Heilbronn“ am Donnerstag bei der offiziellen Eröffnung. Im kleinen Kreis darauf angesprochen, äußert er sich vorsichtiger. „Ein schwieriges Thema, aber wir müssen damit leben“. Weinmann spricht für viele, die die Heilbronner Stimme befragt hat.
Gastronom über Zufahrtssperren beim Heilbronner Weindorf: „Leben wir in einem Hochsicherheitstrakt?“
Es gibt auch Kritiker. Deutliche Worte findet Ratskeller-Wirt Rainer Mosthaf. „Als ich das zum ersten Mal gesehen habe, dachte ich: O Gott, was ist denn jetzt passiert, leben wir in einem Hochsicherheitstrakt?“ Als Anwohner beziehungsweise als Betrieb, der mitten im Festgelände sitzt, treffe ihn die Sperrung schwer. Unter der Woche ab 16 Uhr, samstags ab 14 Uhr und ab Sonntagmittag „geht mit der Zu- und Abfahrt gar nichts mehr. Wir kommen weder rein noch raus“. Er habe ja ein gewisses Verständnis und finde es „schade, dass man so etwas machen muss. Aber da muss es doch beweglichere Möglichkeiten geben“.
Ein anderer Gastronom, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will, sieht es ähnlich: „Das ist doch gesponnen und typisch deutsch. Wir übertreiben immer alles. Und was ist, wenn einer mit einer Drohne angeflogen kommt? Wenn einer wirklich will, findet er immer einen Weg. Und womöglich kommt er erst auf die Idee, wenn er die Dinger sieht.“
Zufahrtssperren beim Heilbronner Weindorf – HMG-Chef: „leider notwendiges Übel“
Steffen Schoch von der Heilbronn Marketing GmbH (HMG) spricht von einem „leider notwendigen Übel“, aber „die Sicherheit unserer Gäste geht vor“. Als Veranstalter seien die HMG und damit die Stadt in der Verantwortung. Bereits im Vorjahr habe man nach der Messerattacke von Solingen die Zufahrten besonders abgesichert: Überwiegend mit mehr oder weniger getarnten Betonblocks, die auch als Sitzbänke dienten. Rechtlich gesehen müssten die Sicherungsmaßnahmen immer „dem aktuellen Stand der Technik“ entsprechen.
So habe die HMG zum Zufahrtsschutz dieses Jahr 70, überwiegend zertifizierte Fahrzeugsperren eines Schweizer Herstellers aufgestellt. Verschiedene Fabrikate, die aber alle die geltenden ISO- und DIN-Normen erfüllten. Die Kosten für die angemieteten Teile beziffert Schoch auf „einen niedrigen sechsstelligen Betrag“.

Sicherheitskonzept auf Heilbronner Weindorf basiert auf Gutachten eines Planungsbüros
Das Sicherungskonzept basiere auf einem Gutachten des Planungsbüros Excepto (Kassel) und auf Absprachen mit Polizei, Ordnungsamt, Feuerwehr und HMG. Die enge Abstimmung soll sicherstellen, dass alle sicherheitsrelevanten Aspekte berücksichtigt sind und die Abläufe im Ernstfall klar geregelt werden können. Zudem überprüfe und dokumentiere ein Sicherheitsdienst während der zehn Veranstaltungstage regelmäßig die Aktivierung und Funktionsfähigkeit der Sperren.
Gleichzeitig betont Schoch : „Uns ist klar, dass es bei Großveranstaltungen nie eine hundertprozentige Sicherheit geben kann.“ Deshalb setze man auch auf Prävention, Fachwissen und „die enge Kooperation aller relevanten Stellen – um Risiken so weit wie möglich zu minimieren“. Dies gelte auch für weitere große HMG-Events, etwa beim Weihnachtsmarkt und Pferdemarkt.