Heilbronner Weindorf feierlich am Donnerstag eröffnet – mit Reden und Konfetti
Heilbronn steht wieder ganz im Zeichen des Weins. Regierungspräsidentin Susanne Bay springt zur Weindorf-Eröffnung als Rednerin ein. Diesmal wurden gleich drei neue Herbstritter gekürt.
Mit Konfetti, Freiwein, Gebäck, Ehrungen, Musik von der Gruppe Da Capo – und mit vielen motivierenden Worten wurde am Donnerstagabend das 53. Heilbronner Weindorf eröffnet. Schon vor dem Eröffnungsreigen auf der Rathaus-Freitreppe war der Marktplatz voller Besucher, die sich nicht nur über das schöne Ambiente mit teils neuen Weinständen freuten. Sie nahmen auch die aus Sicherheitsgründen installierten Zufahrtssperren zur Kenntnis: teils mit Kritik und Häme, meist aber mit Verständnis.
Im Mittelpunkt freilich stand vor allem der Wein: bei den Gästen und bei den Rednern. Wie die Gesellschaft und die Stadt allgemein, stehe der Weinbau als „Teil unserer DNA“ vor großen Herausforderungen, wusste Oberbürgermeister Harry Mergel. „Unseren Wengertern weht der Wind scharf ins Gesicht“, sagte er mit Blick auf Klimawandel, stagnierende Preise, sinkenden Konsum und steigende Kosten. „Es wird immer schwieriger, mit diesem uralten und trotzdem hochmodernen Handwerk den Lebensunterhalt zu verdienen“ und die Weinkultur zu bewahren, „die uns prägt und zusammenbringt“.
Heilbronner Weindorf "mehr als ein Fest" – Rednerin Susanne Bay spricht von "Lebensgefühl"
Die Stadt unterstütze den Wengerterstand durch Feste wie das Weindorf. Die Heilbronn Marketing GmbH (HMG) biete mit Gütern und der Genossenschaft „tolle Angebote für Einheimische und Touristen“. Die Politik, aber auch die Verbraucher seien gefordert und müssten sich fragen: „Was sind uns unsere Weinberge wert?“ Denn: Die Reblandschaft sei im Umbruch, Kerngebiete und Kernlagen dürften bleiben, „andere verschwinden“. Bürokratische Hürden müssten abgebaut, „manches vielleicht“ finanziell gefördert werden. Gleichzeitig forderte Mergel die Verbraucher auf, „zum Erhalt der Weinkultur zu unseren regionalen Erzeugnissen“ zu greifen: mit viel Genuss und mit Bedacht.
Ähnlich äußerte sich Hauptrednerin Susanne Bay, die als Stuttgarter Regierungspräsidentin und als bekennende Heilbronnerin „keinen Moment gezögert“ habe, für den erkrankten Deutschen Weinbaupräsidenten Klaus Schneider einzuspringen. In ihren teils persönlichen, teils politischen Worten nannte sie das Weindorf „mehr als ein Fest, sondern ein Lebensgefühl“, ein Ort der Begegnung, des Austauschs.
Weindorf und Weinlese: Württembergs Weinkönigin geht auf Doppelbelastung der Wengerter ein
Mit Blick auf gesellschaftliche Herausforderungen und Verwerfungen meinte Bay, „in einer entspannten Atmosphäre fällt es womöglich leichter zuzuhören, Ideen auszutauschen und vielleicht auch mal unterschiedlicher Meinung zu sein“. Eben dies sei ja das Wesen der Demokratie: „Vielfalt, Diskurs und der Wille, am Ende doch an einem Tisch zu sitzen“.
Unter dem Motto „Heute feiern, an morgen denken!“ blickte die Grünen-Politikerin auf die gute Bus- und Bahn-Anbindung, auf Dächer mit Solarmodulen, sie freute sich über 100 Prozent grünen Strom, über das neue Recyclingkonzept – und auf den KI-Sommelier namens Vinolin, der für die Verbindung von Tradition und Innovation in der Weinbranche stehe. Dies zeigten viele Mut machende Jungwinzer oder auch neue, teils alkoholfreie Produkte, mit denen man auf gewandelte Konsumgewohnheiten reagiere. Nicht zuletzt hob Bay das Glas auf die Wengerter, die einmal mehr eine Doppelbelastung zu meistern hätten: Weindorf und Weinlese. Kurz und zackig fasste sich Württembergs Weinkönigin Kim Weißflog. „Ich werde heute nicht viel schwätze“, meinte sie souverän.
Das sind die drei neuen Heilbronner Herbstritter
Nico Weinmann nutzte als Vorsitzender von „Wir für Heilbronn“ das Forum, um für den Bürgerverein zu werben – und vor allem, um drei Personen, die sich um die Stadt und den Wein besonders verdient gemacht hätten, mit dem traditionellen Herbstritter-Titel auszuzeichnen: namentlich den katholischen Dekan Roland Rossnagel, Daniel Drautz als Geschäftsführer der Genossenschaftskellerei und Dietmar Sandel vom Mitterers Bäck. „Damit unsere großartige Stadt noch lebendiger, noch attraktiver, noch partizipativer“ werde, brauche es „Menschen, die mitmachen, Charakterköpfe, die vorangehen, anpacken, entfesseln, motivieren“.