Wann fand denn das erste Volksfest in Heilbronn statt? Irritationen um Jubiläum
Ging der erste Rummel auf der Theresienwiese tatsächlich anno 1926 über die Runden? Dann stünde 2026 ein Jubiläum an. Doch auf diversen Homepages finden sich widersprüchliche Angaben. Ein Blick auf die Historie des Heilbronner Volksfestes.
Wann ging eigentlich das erste Heilbronner Volksfest über die Runden? Wer sich im Internet schlau machen will, stößt bei Wikipedia, auf diversen Tourismus-Seiten, ja, sogar auf KI-Anfragen hin immer wieder auf die Jahreszahl 1926. Demzufolge könnte auf der Theresienwiese 2026 ein ganz besonderes Jubiläum gefeiert werden: das 100-Jährige. Wow! Doch die Quellenlage dazu ist so unsicher wie ein Neckarhochwasser. Selbst der langjährige, auf Jubiläen spezialisierte Verkehrsdirektor Bernhard Winkler muss passen. „Ich hatte mal ganze Ordner voll Material gesammelt, aber die gibt es nicht mehr.“ Auch Steffen Schoch, der vor genau zehn Jahren die Geschäfte der Heilbronn Marketing GmbH (HMG) übernommen hat, muss gestehen: „Ganz genau weiß man das tatsächlich nicht.“
Der Begriff Volksfest taucht in Chronik der Stadt Heilbronn erst 1928 auf
Genau genommen gibt es das Fest unter dem Namen „Volksfest Heilbronn“ erst seit 2016. Davor hieß es „Unterländer Volksfest“. Dieser Titel wurde nach Angaben des Stadtarchivs Heilbronn 1933 eingeführt, wobei es auf dem Hammelwasen bereits zuvor verschiedenste „Volksbelustigungen“ gegeben hat. Der Begriff Volksfest taucht in den verfügbaren Unterlagen erst 1928 auf. In der offiziellen Chronik der Stadt Heilbronn ist unter dem 14. Juli 1928 folgender Eintrag zu finden: „Die Schausteller Siebold & Herhaus (Oberneuland bei Bremen) veranstalten auf der Theresienwiese ein Volksfest, das eine Woche dauern soll.“ So könnte man mit gutem Willen das 100-jährige Bestehen des Heilbronner Volksfestes 2028 begehen.
Doch bevor es soweit ist, nennt HMG-Chef Schoch für 2026 tatsächlich eine andere runde Zahl: Für ihn steht fest, dass die Stuttgarter Familienfirma Göckelesmaier, namentlich Karl Maier Senior, 1956 als Generalunternehmer auf der Theresienwiese eingestiegen ist, also vor 70 Jahren. Zumindest im Archiv der Heilbronner Stimme finden sich allerdings auch andere Angaben. So oder so: Streng genommen handelt es sich bei der Zahl 70 um kein Jubiläum, denn davon kann immer nur in 25-Jahr-Schritten die Rede sein.
Heilbronner Theresienwiese in ihrer heutigen Form gibt es erst seit den 1950ern
Dass das Fest 1955, also vor 70 Jahren, nach einigen Zwischenspielen im Bereich Wilhelm-Leuschner-Straße auf die Theresienwiese zurückkehrte, darf sang- und klanglos festgestellt werden. Wobei die Rückkehr mit dem fast zeitgleichen Durchbruch des benachbarten Neckarkanals zusammenhängt. Seitdem hat der Festplatz seine Form kaum geändert und ist bis heute ziemlich genau 300 Meter lang und 100 Meter breit, umfasst also drei Hektar, was in etwa der Größe von drei Fußballplätzen entspricht.
Laut Schoch 1956, andere meinen früher, dritte später, steigt das Stuttgarter Festzeltunternehmen Göckelesmaier als Generalpächter ein. In den Aufbau- und Wirtschaftswunderjahren brummen die Geschäfte, nicht zuletzt dank trinkfreudiger US-Soldaten. Einst kam das Bier im Wechsel von den Heilbronner Brauereien Rosenau und Cluss, ab Mitte der 1990er dann von deren Stuttgarter Mutter Dinkelacker-Schwabenbräu. 2002 bekam Palmbräu als Regionalmatador den Zuschlag, 2010 Haller Löwenbräu.
Familienunternehmen Göckelesmaier schon seit Jahrzehnten in Heilbronn dabei
Bereits 1973, mit 73 Jahren, stirbt Karl Maier Senior, Ehefrau Josefine (1926-2016) hält das Fest auf Kurs und genießt bald einen legendären Ruf als Festwirtin. 1998 übernimmt der heute 58-jährige Sohn Karl die Geschäfte. Während Göckelesmaier auf dem Cannstatter Wasen einen zweiten Frühling erlebt, sinken in Heilbronn die Besucherzahlen. Aus Verbundenheit mit der Stadt, in der er als Kind den Sommer verbrachte, hält ihr Maier die Stange, investiert laufend ins Zelt, das er allerdings 2024 auf 600 Plätze reduziert und dafür auf einen auf 1200 Plätze vergrößerten Biergarten und insgesamt auf ein Gastro-Konzept mit drei Standorten setzt. Der Rummel spielt insgesamt auf Bundesliga-Niveau – mit bis zu 100 Schaustellergeschäften.