Interims-Recyclinghof auf Viehweide geplant – Kritik an Plänen der Stadt Heilbronn
Ein Interims-Recyclinghof auf der Viehweide sorgt für Diskussionen. Die Stadt setzt auf eine schnelle Lösung. Betroffene wie der SC Böckingen und die Gartenlaube wollen eine Alternative.
Im nördlichen Teil der Viehweide soll ab Juni ein Interims-Recyclinghof stehen – so zumindest die Pläne der Stadt Heilbronn. Grundlage dafür ist der Rahmenplan Alt-Böckingen aus dem Jahr 2014, der einen Grünzug am Bahnbogen Süd zwischen Wohnsiedlungen und Rangiergleisen vorsieht. Im Zuge dieser Umgestaltung muss der bisherige Recyclinghof in der Leonhardstraße weichen.
„Da ein endgültiger Standort nicht zeitnah realisiert werden kann, soll zur Beschleunigung des Projekts ein Interimsstandort eingerichtet werden“, erklärt die Stadt. Für diesen komme „nur die Viehweide in Frage“, heißt es Ende April in einer Informationsveranstaltung, zu der alle Betroffenen vom Planungs- und Baurechtsamt geladen wurden.
Ärger um geplanten Interims-Recyclinhof auf Böckinger Viehweide: „Ein Drittel geht verloren“
„Schlecht“, kommentiert Ernst Pricha, Vorsitzender der Sport- und Kulturgemeinde Böckingen, sarkastisch. Er und sein Mitvorsitzender Klaus Vielhauer laufen kopfschüttelnd über den Parkplatz, die Baupläne in der Hand. „Ein Drittel des Parkplatzes geht damit verloren“, sagt er und äußert Unverständnis.

„Wir haben hier etwa 160 Stellplätze, mit dem Recyclinghof fallen 56 weg“, haben er und Vielhauer errechnet. „Das ergibt nur noch 104 – viel zu wenig für die Anzahl der Betroffenen.“ Damit meint Pricha die drei Sportvereine FC Union Heilbronn, SC und TG Böckingen, den Nachtclub Gartenlaube sowie die SKG-Gaststätte.
104 statt 140 Stellplätze: Für Böckinger Sportvereine, Gartenlaube und Restaurant zu wenig
„Wenn alle drei Vereine Heimspiele haben und unser Wirt eine Veranstaltung mit Hunderten Gästen ausrichtet, ist der Parkplatz bereits heute vollständig ausgelastet. Wie soll das funktionieren?“, fragt Pricha. Genauso wenig Verständnis für die Pläne zeigt SPD-Stadtrat und Vorsitzender der TG Böckingen, Herbert Tabler. Er stellte gemeinsam mit der CDU einen Antrag zur Verlegung des Interimsstandorts. „Jetzt geht die ganze Angelegenheit durch den Bezirksbeirat Böckingen und den Bauausschuss. Es ist noch nichts entschieden“, so Tabler.
Im Protokoll der Sitzung mit den Betroffenen ist jedoch bereits von einem Kompromiss die Rede: Der Recyclinghof könne kommen, wenn der restliche Platz freibleibe – was derzeit nicht der Fall ist.
Grünschnitt- und Glasfaserlager auf Böckinger Viehweide nehmen Parkplätze weg
Die Viehweide ist ein beliebter Ablageort. Bis vor Kurzem lagerte dort das Grünflächenamt Grünschnitt und Rindenmulch, zudem nutzt die Firma Batu Bau Teile des Geländes für den Glasfaserausbau. Auf Anfrage Stimme teilte die Stadt mit, dass für diese Lagerungen alternative Standorte gefunden werden sollen.
„Es war mein Vorschlag, dass der restliche Parkplatz freigemacht werden muss, wenn der Recyclinghof kommt“, sagt Matthias Kern, Geschäftsführer des Nachtclubs Gartenlaube. „Wir haben gelernt, uns zu arrangieren – auch wenn es nicht immer sinnvoll erscheint.“ Zu den Öffnungszeiten seiner Gartenlaube sei der Parkplatz regelmäßig voll. „Ich habe vor Jahren eine Erweiterung beantragt, die wurde abgelehnt“, berichtet er. „Wenn der Parkplatz damals als ausreichend galt und schon ausgelastet war, wie kann man ihn heute verkleinern?“
Sein Appell: „Wenn Stellplätze wegfallen, muss der ÖPNV gestärkt werden.“ Die nächste Bushaltestelle ist rund zwölf Gehminuten entfernt, derzeit keine brauchbare Alternative, so Kern. Die Stadt sei bei dem Treffen nicht weiter auf seinen Vorschlag eingegangen, habe lediglich auf den geplanten Radschnellweg entlang der Viehweide verwiesen.
Illegale Müllablagerungen auf der Böckinger Viehweide
Ganz andere Sorgen äußert Klaus Vielhauer vom SC Böckingen. Der Eingang des Recyclinghofes soll direkt gegenüber dem Zugang zum Sportgelände entstehen. „Stellen Sie sich das vor“, sagt er. „Kinder kommen mit dem Fahrrad zum Training – und gegenüber fahren Autos im typischen Recyclinghof-Chaos heraus.“ Besorgt blickt er zu Pricha, der nur nickt.
„Die Viehweide ist ohnehin schon ein Hotspot für illegale Müllablagerung“, ergänzt Pricha. Er zeigt auf die Altglas- und Kartoncontainer am geplanten Standort. Dort stapeln sich Müllsäcke und Abfälle, die nicht in die Container gehören – kein neues Phänomen. „Müll zieht Müll an – das wird mit dem Recyclinghof nicht besser.“
Wegen dieser Bedenken hat Pricha der Stadt Heilbronn eine Liste mit Alternativstandorten übermittelt, die auch der Heilbronner Stimme vorliegt. Darunter: das Bahngelände gegenüber des Böckinger Bolzplatz in der Leonhardstraße, das ehemalige Lager an der Sonnenbrunnenunterführung (Großgartacher Straße 17) sowie ein Grundstück in der Albert-Schäffler-Straße gegenüber der Biersdorfer-Warenausgabe.
Böckinger Viehweide für Stadt einfachste Lösung: Endergebnis noch offen?
Die Stadt lehnt diese Vorschläge ab. Begründung: „Die genannten Alternativen sind aus verschiedenen Gründen – etwa fehlendes städtisches Eigentum oder Nutzungskonflikte – nicht geeignet.“ Die Entscheidung für die Viehweide sei endgültig, so die Pressestelle. „Es handelt sich um einen gut erreichbaren, bereits versiegelten Parkplatz im Eigentum der Stadt, der ohne großen Aufwand genutzt werden kann.“
Herbert Tabler widerspricht: „Das Thema wird weiter in den nächsten Ausschüssen behandelt – das hat mir auch Baubürgermeister Andreas Ringle versichert. Es ist noch nichts entschieden.“