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Heilbronner Tierheim so voll wie noch nie – "Es liegt an den Menschen"

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Die Situation in Tierheimen wird derzeit immer angespannter, vielerorts sind alle Kapazitäten ausgelastet. Auch das Tierheim Heilbronn kommt an seine Grenzen. Silke Anders, erste Vorsitzende des Tierschutzvereins, sieht die Verantwortung bei den Menschen.

Von Sophia Lavcanski
Das Tierheim in Heilbronn ist überfüllt.
Das Tierheim in Heilbronn ist überfüllt.  Foto: Mugler, Dennis

Hunderte von Tieren auf engstem Raum: So und nicht anders sieht die Situation aktuell in vielen Tierheimen aus, deren Kapazitäten völlig ausgeschöpft sind. Auch im Tierheim Heilbronn sind ausnahmslos alle zur Verfügung stehenden Boxen voll, die Mitarbeiter wissen nicht mehr, wie es weiter gehen soll. Viele Menschen setzen ihre Haustiere auch einfach aus, wie echo24 berichtet. 

Im Gespräch mit der Heilbronner Stimme berichtet Silke Anders, erste Vorsitzende des Tierschutzvereins Heilbronn und Umgebung e.V., von den Herausforderungen und den Ursachen der Situation.

Tierheim Heilbronn ist auf jede Hilfe angewiesen

Wie Silke Anders erzählt, erhalte sie jeden Tag mindestens ein bis zwei Abgabeanfragen, wobei es sich hier nicht nur um die Abgabe einzelner Tiere, sondern oft auch mehrerer handele. Allein am Samstag habe sie sechs Babykatzen auf einmal erhalten. Die Zahl an Abgabeanfragen steige weiterhin an. Doch auch die Zahl an ausgesetzten und gefundenen Tieren, besonders Katzen, sei immens angestiegen. Insgesamt befinden sich laut Anders nun schon über 200 Katzen, 60 Hunde und 50 bis 55 Kleintiere im Tierheim. Einige Tiere würden sogar schon bei Privatpersonen ausquartiert werden müssen, da vor Ort schlichtweg kein Platz herrsche.


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Sogar dieses süße Katzenbaby in der beliebten Siam-Optik wurde noch nicht vermittelt. Es gebe einfach keine Interessenten: „Der Markt ist derzeit gesättigt. Im Internet findet man zum Beispiel auch viele Tiere, die als ‚zu verschenken‘ abgegeben werden.“
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Um die große Zahl an Tieren im Heilbronner Tierheim kümmern sich laut Silke Anders nur eine Handvoll Menschen. Sie berichtet davon, dass nur gerade ein mal vier Leute in Ganztagesjobs und 15 in Teilzeitjobs tätig sind, die sich aktiv um die Tiere kümmern. Dazu würden noch einige ehrenamtliche Personen kommen. Damit all die Tiere auch versorgt werden können, sei das Tierheim auf jede Hilfe angewiesen. Besonders Erbschaften und Spenden seien ausschlaggebend, denn ohne die wäre das Tierheim laut Anders "schlicht und einfach Pleite". Rund 300.000 Euro Tierarztkosten würden jährlich anfallen. 

Ignoranz und Unwissen: Grund für überfüllte Tierheime?

Bei solchen hohen Zahlen an abgegebenen Tieren kommt die Frage auf, wie es überhaupt dazu kommt. Silke Anders sieht besonders die Ignoranz und das Unwissen der Menschen als Hauptgrund an, da viele sich vor einem Tierkauf nicht über die hinzukommenden Verpflichtungen bewusst wären. Vor allem Hunde würden Charaktereigenschaften mitbringen, "die man wissen und kennen sollte".

Auch der Online-Handel und Zoo-Geschäfte würden befeuern, dass immer mehr Menschen sich problemlos und schnell Tiere zulegen und hinterher merken, der Verantwortung nicht gewachsen zu sein. "Gäbe es den Online-Handel mit Tieren nicht, könnte sich die Ignoranz und Schnelllebigkeit der Menschen nicht so stark ausbreiten", kritisiert Anders. 

Verhaltensauffällige Tiere erschweren Vermittlungsprozess

Die meisten Tiere, die abgegeben werden, würden zuvor nur kurz bei den entsprechenden Familien verweilt haben. Oft würden sie dann aufgrund von Verhaltens- und Charakterauffälligkeiten im Tierheim landen. Für dieses bedeuten die Tiere anschließend extrem viel Arbeit. "Auch wir müssen mit den Tieren umgehen können" erinnert die Vorsitzende.


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Auch die anschließende Vermittlung sei für die Tierheime alles andere als einfach, denn der Großteil der Tiere würde eben noch einiges an Erziehung und viel Aufmerksamkeit benötigen. Besonders scheue Katzen und Hunde mit einer Vorgeschichte, wie zum Beispiel Beißvorfällen, hätten kaum Aussichten auf eine Adoption.

Tierheim Heilbronn ruft zu Spenden und mehr Verantwortungsbewusstsein auf

Um die Zahl abgegebener Tier zu verringern, sieht Silke Anders die Menschen dazu verpflichtet, ihr "Bewusstsein zu verändern". Tierhalter sollten sich darüber bewusst werden, dass sie beim Kauf eines Tieres "ein Leben lang mit allen Konsequenzen" Verantwortung tragen müssen. Mit Aufklärungsarbeit in Schulen sollte außerdem Kindern von früh auf beigebracht werden, "welche Verantwortungen mit einem Haustier zusammen aufkommen" können.


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