WG-Zimmer für 480 Euro: Preise in der Universitätsstadt Heilbronn steigen weiter
Zum Sommersemester werden WG-Zimmer für Studenten erneut teurer – auch in der Region Heilbronn. Zu dieser Einschätzung kommt das Moses-Mendelssohn-Institut. Doch in Heilbronn tut sich einiges.
Studenten zahlen für die Unterkunft immer mehr. Nach einer Auswertung des Moses-Mendelssohn-Instituts aus Hamburg sind in Heilbronn mit Start des Sommersemesters pro Monat 480 Euro fällig. Im Wintersemester lag der durchschnittliche Preis noch bei 450 Euro, zum Sommersemester 2024 nochmal zehn Euro niedriger (440 Euro).
Günstig wohnen in Heilbronn: Ausländische Studenten können ins Wollhaus einziehen
Zum Vergleich: In der Landehauptstadt Stuttgart ist der Preis den Berechnungen zufolge um zehn Euro vom Winter- zum Sommersemester gesunken. Mit 550 Euro pro Monat liegen die WG-Kosten damit wieder auf Vorjahresniveau.
Verschiedene Akteure in Heilbronn haben den Wohnungsmarkt für Studenten im Blick, auch günstiges Wohnen kommt. 150 Betten sind Ende 2024 im Wollhaus eingerichtet worden. Studenten zahlen pro Monat für ein Bett in einem Zimmer für zwei Personen jeweils 250 Euro, in Räumen für bis zu acht Personen monatlich 190 Euro. Dafür umgebaut wurde der ehemalige Verwaltungstrakt, der sich über der Einkaufspassage befindet.
Das Wohnheim richtet sich an internationale Studenten der Programmierschule 42. Außerdem können im Wollhaus Living, wie das Wohnheim heißt, auch TUM-Studenten aus dem Ausland einziehen. Bislang weichen Studenten der Technischen Universität München (TUM) unter anderem auf die Jugendherberge aus.
Wohnen über Wollhaus-Einkaufspassage: Das steckt hinter der Heilbronner Idee
Hinter dem Vorhaben stehen Wollhaus-Eigentümer Arthur Neufeld und Schwarz Campus Service, die das Wohnheim betreiben. Thomas Bornheim, Chef der Programmierschule 42, hat beide Seiten vor gut einem Jahr zusammengebracht. Heilbronn wolle internationale Studenten anziehen, sagte Thomas Bornheim kürzlich zu stimme.de. „Da macht das Wohnen einen großen Unterschied.“ Hohe Mieten seien kein Erfolgsfaktor. Auch er kennt Fälle, in denen Studenten wieder aufhörten, weil sie sich das Wohnen in der Stadt nicht leisten konnten. Für ihn ist klar: „Es darf nicht am Geld scheitern.“
Damit nicht genug. Zu den vielen Zimmern für Studenten in Heilbronn kommt ein weiteres Wohnheim hinzu. Schwarz Immobilien Management GmbH & Co. KG als Investor sowie die Stadtsiedlung Heilbronn GmbH als Bauherr stehen hinter dem Vorhaben mit 200 Appartements, das im Stadtteil Neckarbogen errichtet werden soll.
WG-Zimmer in Deutschland: Studenten zahlen im Durchschnitt 493 Euro
In der nun veröffentlichten Studie hat sich das Moses-Mendelssohn-Institut auch mit den teuersten Uni-Städten befasst. München führt die Statistik an, wo WG-Zimmer im Vergleich zum Vorjahr von 750 auf 800 Euro je Monat teurer geworden sind. Durchschnittlich müssen Studenten dem Institut zufolge in deutschen Uni-Städten 493 Euro zahlen, ein Plus von vier Euro gegenüber dem vorherigen Semester und ein Plus von 14 Euro gegenüber dem Vorjahr.
„Seit dem Wintersemester 2021/2022 konnten wir deutliche Preissteigerungen beobachten. Gegenüber dem vergangenen Wintersemester haben wir eine Marktberuhigung festgestellt“, so Dr. Stefan Brauckmann, Projektleiter beim Moses-Mendelssohn-Institut, mit Blick auf die gesamte Situation. Seiner Einschätzung nach haben sich aber insbesondere in den nach Studierendenzahlen größten Hochschulstädten die Preise kaum verändert.
Für Forscher ist Bafög-Wohnkostenpauschale zu niedrig – Große regionale Unterschiede
Stefan Brauckmann relativiert die Zahlen. „Die durchschnittlichen Wohnkosten, nach Studierendenzahlen gewichtet, täuschen jedoch über die großen regionalen Unterschiede hinweg.“ Auf der einen Seite gebe es Hochschulstädte in Ostdeutschland sowie kleinere Städte, wo man ein ausreichendes Angebot im Rahmen der BaföG-Wohnkostenpauschale von 380 Euro vorfinden könne. Auf der anderen Seite aber gebe es Hochschul-Standorte, an denen Studenten mit einem Wohnkostenbudget unterhalb von 500 Euro kaum fündig würden. „Außerdem konnten wir beobachten, dass sich die mittelgroßen Hochschulstädte preislich gerade in Richtung der teuren Hochschulstädte bewegen.“
Das Institut sieht den Gesetzgeber in der Pflicht. So wurde die BaföG-Wohnkostenpauschale zu Beginn des vergangenen Semesters von 360 auf 380 Euro erhöht, sie liege aber weiter unter den Richtwerten für Kindesunterhalt nach der so genannten „Düsseldorfer Tabelle“. Dort werde der „angemessene Unterhaltsbedarf eines studierenden Kindes, das nicht bei seinen Eltern oder einem Elternteil wohnt“ bei 440 Euro Warmmiete angesetzt. „Im Gegensatz zur „Düsseldorfer Tabelle“ wird die BaföG-Wohnkostenpauschale auch nicht dynamisch an die tatsächliche Entwicklung angepasst.“
Studenten haben hohe Lebenshaltungskosten
Für Stefan Brauckmann ist deshalb klar: „Das Bafög sollte dynamisch an die tatsächliche Preisentwicklung angepasst werden.“ Dabei müsse auch verstärkt berücksichtigt werden, dass die meisten Studierenden in Städten immatrikuliert sind, in denen deutlich höhere Lebenshaltungskosten zu tragen seien. „Möglicherweise ist bei den Wohnkosten eine Regelung analog dem Wohngeld mit regional unterschiedlichen Wohngeldstufen anzustreben.“



Stimme.de