Neue Wollhaus-Eigentümer stoßen mit Sekt auf den Kauf an
Der Oedheimer Immobilienbesitzer Neufeld erhält bei einer Zwangsversteigerung die markante Heilbronner Immobilie für fünf Millionen Euro. Das sind die Reaktionen auf den Deal.

Am Ende knallten bei Neufeld vor dem Meistersaal der Heilbronner Handwerksammer die Sektkorken. Für genau fünf Millionen Euro hat das Oedheimer Wohnungsbauunternehmen den Zuschlag für den größten Teil des Heilbronner Wollhauszentrums erhalten. Die Fläche, auf der vor allem die ehemalige Kaufhof-Filiale untergebracht war, gehörte zuletzt dem Immobilienfonds K/S Heilbronn, Tyskland. Der Großteil des Wollhauses steht seit langem leer. Stadtverwaltung und Bürger hoffen seit Jahren auf einen Investor, der für das umstrittene Heilbronner Wahrzeichen ein zukunftsfähiges Nutzungskonzept entwickelt.
Die Deutsche Genossenschafts Hypothekenbank AG (DZ-Hyp) mit Sitz in Hamburg hatte als Gläubigerbank bereits im Jahr 2017 die Zwangsversteigerung der leer stehenden Fläche beantragt. Der Verkehrswert wurde mit 9.758.000 Euro angegeben. Das Mindestgebot auf 4.879.000 Euro festgelegt.
Volker Bischoff, der die DZ-Hyp bei der Zwangsversteigerung vertrat, erklärte, dass die Bank damit "ihren Anspruch in vollem Umfang befriedigt" sieht. "Wir sind froh, dass jetzt ein Knopf dran ist", betont der Rechtsanwalt gegenüber der Heilbronner Stimme. Auch Arthur Neufeld, der das Gebot zwei Minuten nach Beginn der halbstündigen Bieterzeit abgab, spricht nach der jahrelangen Hängepartie von einem "außerordentlichen Durchbruch".
Neuer Eigentümer verspricht "noch mehr Elan"
Zuvor hatte die Rechtspflegerin des Amtsgerichts vor den zahlreichen interessierten Besuchern im Meistersaal die Grundbucheinträge und die rechtlichen Voraussetzungen für die Zwangsversteigerung der Flächen vorgetragen. Der Rest war Warten, ehe Neufeld den Zuschlag erhielt. "Wir wollen jetzt das Herz von Heilbronn mit noch mehr Elan lebenswerter machen", verspricht Arthur Neufeld. Dem Oedheimer Unternehmen gehört bereits die Wollhaus-Passage - die ebenfalls im Rahmen einer Zwangsversteigerung im Jahr 2020 für drei Millionen Euro gekauft wurde.
"Der heutige Tag ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer guten Lösung für das Wollhauszentrum und für Heilbronn", freut sich Oberbürgermeister Harry Mergel über die jüngste Entwicklung. Die Stadt kündigt an, auch weiterhin mit den neuen Eigentürmern gut zusammen zu arbeiten. Für den Co-Vorsitzenden der Stadtinitiative, Thomas Aurich, der bei der Zwangsversteigerung anwesend war, ist die Entscheidung ein "Signal des Aufbruchs für die Innenstadt". Er lobt den unternehmerischen Mut von Neufeld.
"Es ist eine gute Nachricht, dass sich nach jahrelangem Stillstand eine Lösung abzeichnet", freut sich der CDU-Fraktionsvorsitzende Thomas Randecker. Sein SPD-Kollege Rainer Hinderer ist "auf das Konzept gespannt". Er hofft, "dass Teile des Bestands erhalten bleiben". Holger Kimmerle sieht die Chance auf ein "schönes Gesamtkonzept für das Südtor der Stadt, einschließlich der Straßen und Wege". Wie seine Kollegen fordert der Grünen-Fraktionchef, dass eine Mischung aus Handel, Freizeit, Dienstleistung, Büroflächen und Wohnen entsteht.
Noch gibt es keine öffentlichen Details zu den Plänen
Was Neufeld auf dem Wollhausplatz künftig plant, lässt das Wohnbauunternehmen noch offen. "Wir müssen nun Schritt für Schritt an die Sache herangehen, um auch eine gemeinschaftliche Lösung zu finden", betont Paul Neufeld.
Den Einstieg des Unternehmens hören in der Ladenzeile die Geschäftsinhaber, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen wollen, gern. "Cool", freut sich ein Betreiber. Sein Nachbar findet: Das Wollhaus sei der beste Standort im Land. "Da geht mehr", sagt er. Es fehlten Bäcker und ein Café. Letztendlich ist ihm aber egal, wer einzieht - solange sich die einstigen Kaufhof-Türen wieder öffnen. "Dann kommt die Kundschaft, und es kommen neue Geschäfte."
Im Grundbuch ist die K/S Heilbronn, Tyskland aus Kopenhagen als zweite Eigentümerin der Flächen eingetragen - mit Datum Januar 2006. Die Firma ist mittlerweile nicht mehr in Dänemark zu erreichen, der Direktor hat sich nach Angaben des Amtsgerichts Heilbronn in die Vereinigten Arabischen Emirate abgemeldet. Davor hatte diese Fläche im Wollhaus der Deutschen Grundbesitz-Anlagegesellschaft Ferdinand Sandgänger & Co., Anlagefonds Kaufhof Heilbronn KG, aus Köln gehört. Diese Firma ist aufgelöst.
Veröffentlichungen im dänischen Handelsregister zeigen, dass K/S Heilbronn, Tyskland in den Jahren bis einschließlich 2015 jährliche Mieteinnahmen in Höhe von fast 13,8 Millionen dänischen Kronen erhielt, Stand 2022 sind es 1,9 Millionen Euro. Kaufhof als großer Mieter schloss Anfang 2016, es folgte eine Übergangszeit mit Mediamarkt: K/S Heilbronn bekam daraufhin 2016 noch Mieten von knapp über 620.000 Kronen, 2017 nur noch 320.000 Kronen.