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Wenig Resonanz auf Heilbronner Aktion Mietenstopp

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Der bundesweite Aktionstag Mietenstopp für bezahlbares Wohnen ist in Heilbronn am Samstag auf wenig Resonanz gestoßen. Die Sorge der Menschen vor der Zukunft wird dennoch in den Gesprächen spürbar.

Die Sorge um die Zukunft eint die Akteure am Infostands Mietenstopp auf der Insel an der Experimenta und die Passanten, die am Stand vorbeischauen.
Die Sorge um die Zukunft eint die Akteure am Infostands Mietenstopp auf der Insel an der Experimenta und die Passanten, die am Stand vorbeischauen.  Foto: Seidel, Ralf

Nah am Wasser haben die Veranstalter des Heilbronner Aktionstages Mietenstopp gebaut. Das Netzwerk Wohnen und der DGB haben ihren Infostand, der Teil des bundesweiten Aktionstages ist, auf der Insel an der Experimenta aufgebaut.

"Wir wollten eigentlich auf den Kiliansplatz, aber dort haben wir wegen der anderen Veranstaltungen keine Genehmigung bekommen", erläutert die Regionsgeschäftsführerin des DGB Heilbronn-Franken Silke Ortwein die Ortswahl. Die Stadt hat sich dort bereits für den verkaufsoffenen Sonntag gerüstet.


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Und während sich an diesem Samstag die Menschen gegen 11 Uhr auf der Unteren Neckarstraße beim Deutsch-Holländischen Stoffmarkt drängen, findet der Aktionstag Mietenstopp am Hagenbuchersee eher wenig Beachtung.

Mehr Sozialwohnungen gefordert

Dabei brennt das Thema den Bürgern angesichts der galoppierenden Kosten für Strom, Gas und Kraftstoff durchaus auf den Nägeln. "Man merkt, dass Leute, die wir auf Mieten ansprechen, förmlich anfangen zu zittern", hat Konrad Wanner festgestellt. Der Heilbronner Stadtrat (Linke), der auch im Arbeitskreis Wohnen aktiv ist, fordert deshalb den verstärkten Bau von Sozialwohnungen. Die geplante Erhöhung der Grundsteuer, den die Stadt für das Haushaltsjahr 2023 vorschlägt, sieht er dagegen skeptisch. "Das wird auch auf die Mieten durchschlagen", kritisiert Wanner. Er will die Pläne wohl ablehnen.

Inzwischen haben die ersten Passanten ihre Miet- und Nebenkosten in ausliegende Listen eingetragen. Damit wollen die Akteure die aktuelle Entwicklung dokumentieren. Eine junge Heilbronnerin gibt 670 Euro Miete und 85 Euro Nebenkosten an. "Meinen neuen Bescheid habe ich aber noch nicht bekommen", sagt die 23-Jährige.


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Sparen angesagt

Bei einer ihrer Kolleginnen seien die Nebenkosten aber bereits von 150 auf 350 Euro geklettert. "Wenn das bei mir auch kommt, könnte ich die Preiserhöhung zwar noch stemmen, aber ich müsste sparen", betont die Sozialarbeiterin, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Ihr Bekannter aus Göppingen, der zu Besuch in Heilbronn ist, bekommt die gestiegenen Nebenkosten ebenfalls bereits zu spüren. "Ich habe zwar das Glück, dass ich bei meiner Mutter wohne, aber unsere Ölkosten sind jetzt auch um das Doppelte gestiegen", ärgert sich der 22-jährige Student.

Friss oder Stirb

"Für viele heißt es jetzt, friss oder stirb", ist sich Pascal Raugust, Kreisvorsitzender des DGB sicher. Er denkt vor allem an Familien mit Kindern, die in Städten wie Heilbronn wohnen. Plötzlich kommt im Hintergrund Unruhe auf. "Ich lebe seit 30 Monaten auf der Straße. Mich interessieren eure beschissenen Mieten nicht", schreit eine junge Frau, der ein Helfer ein Flugblatt in die Hand drücken will und rennt davon. "Lange kann es bei uns so nicht weitergehen", ist sich Pascal Raugust sicher und ergänzt: "Man kann nur hoffen, dass die Gesellschaft nicht kippt."

Markus Ruppel an der Mietenampel: Der 37-Jährige der im Landkreis Bamberg wohnt hat noch relativ günstige Mietkosten.
Markus Ruppel an der Mietenampel: Der 37-Jährige der im Landkreis Bamberg wohnt hat noch relativ günstige Mietkosten.  Foto: Seidel, Ralf

"Wir müssen einfach unsere Aufgaben im sozialen Wohnungsbau noch ernster nehmen", fordert Silke Ortwein. Heilbronn mache in dieser Hinsicht zwar mehr als andere Kommunen, das sei aber immer noch zu wenig", so die DGB-Geschäftsführerin. Sie fordert wie ihre Mitstreiter einen Mietenstopp für sechs Jahre. "Wir haben in Heilbronn eine Mietsteigerung von 29,8 Prozent in den vergangenen Jahren, das muss man sich mal vorstellen", rechnet Ortwein vor.

"Wir haben noch Glück", bekennt Markus Ruppel. Der 37-Jährige, der mit seiner Familie und Freunden das Freitagsspiel Hoffenheim gegen Werder Bremen besucht hat, wohnt in Buttenheim im Landkreis Bamberg und zahlt 590 Euro Warmmiete für eine 83 Quadratmeter-Wohnung. Damit ist die Familie mit zwei Kindern sehr zufrieden. "Wir wollen allerdings bereits seit Jahren in die Stadt Bamberg ziehen, doch dort sind Wohnungen fast unbezahlbar", betont Ruppel. "Wenn wir tatsächlich umziehen würden, könnten wir solche Ausflüge nicht mehr machen", unterstreicht der 37-Jährige. Nach einem Stadtbummel durch Heilbronn steht noch ein Besuch im Auto-Technik-Museum Sinsheim auf dem Programm, ehe es zurück in die Heimat geht.


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Die Akteure am Infostand wollen sich trotz der eher geringen Resonanz nicht entmutigen lassen. Am 22. Oktober sind sie bei der Demo Solidarischer Herbst in Stuttgart dabei. Auch dort wird das Thema Mieten eine große Rolle spielen.

 
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