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Wie Schrotträder aus dem Heilbronner Stadtbild verschwinden

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Vom Abstellplatz auf die Ladefläche: Offenkundig vergessene Fahrräder werden in Heilbronn entfernt. Noch haben deren Besitzer die Chance, sie zurückzubekommen.

Von Stefanie Pfäffle
Maryam Paknafs vom Amt für Straßenwesen notiert sich Dinge wie Marke, Rahmennummer und auch, ob eine Banderole am Rad ist, falls der Besitzer es doch wiederhaben will.
Foto: Stefanie Pfäffle
Maryam Paknafs vom Amt für Straßenwesen notiert sich Dinge wie Marke, Rahmennummer und auch, ob eine Banderole am Rad ist, falls der Besitzer es doch wiederhaben will. Foto: Stefanie Pfäffle  Foto: Pfäffle, Stefanie

Ein eiskalter Wind weht über das Gleis 1 am Heilbronner Hauptbahnhof. Jeweils zwei Herren des kommunalen Ordnungsdienstes sind vor Ort, außerdem zwei Mitglieder der Bundespolizei. Ein Mann schlägt mit einer Flex Funken aus Metall. Aber nein, hier muss niemand aus einer misslichen Lage befreit werden, sondern es geht um einstmals vielleicht heißgeliebte Drahtesel, die nun ihr Dasein an den Doppelstockradplätzen fristen. Die Stadt lässt Schrotträder am Bahnhof und aus dem Stadtgebiet entfernen.

Aktion war bereits im Dezember geplant

Gelbe Banderolen markieren die Objekte, die entfernt werden sollen. Die Räder belegen Parkplätze und stehen hier schon seit Monaten unbewegt. Eigentlich sollten sie schon im Dezember abtransportiert werden, aber wegen Umbaumaßnahmen wurde den Besitzern mehr Zeit eingeräumt. Die sie offensichtlich nicht nutzten.


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Hier am Bahnhof markiert die Deutsche Bahn die Schrotträder. Da es deren Fläche ist, muss auch die Bundespolizei vor Ort sein, falls es Ärger gibt, aber auch, damit alles korrekt dokumentiert wird.

Maryam Paknafs vom Team Radverkehr des Amts für Straßenwesen ist die Frau, die dafür sorgt, dass alles mit rechten Dingen zugeht, jeder Schritt festgehalten wird. "Wir bekommen Meldungen von Bürgern oder vom Ordnungsamt, die werden dann vor Ort überprüft, und eine Banderole wird ans Rad angebracht", erläutert sie.

So wird ein Rad offiziell zum Schrottrad

Ein Mitarbeiter vom Ordnungsamt erläutert, was ein Rad zum banderolenwürdigen Objekt macht: "Wenn der Sattel fehlt, die Räder platt sind oder fehlen, keine Kette vorhanden ist oder die Lichter zusammengeschlagen wurden", listet er auf. Es geht los mit Rad Nummer eins. Betriebsamtsmitarbeiter Raffaele Cuomo setzt eine Schutzbrille auf und die Flex am Schloss an. Funken sprühen, und in wenigen Sekunden ist das weinrote Damenrad vom Ständer befreit. Gemeinsam dreht und wendet das Team nun den Drahtesel, um eine mögliche Rahmennummer ausfindig zu machen. Manchmal sind die Zahlenkombinationen versteckt.

Maryam Paknafs macht ein Foto und füllt ihre Zettel aus: Fundort, Merkmale und Marke, Rahmennummer, gab es eine Banderole oder nicht und wenn ja von wann, war die Polizei bei der Entfernung anwesend - all das wird später mit Unterschrift bestätigt. Und überprüft, ob die Räder als gestohlen gemeldet sind. Falls nicht, werden sie drei Monate eingelagert, bevor sie dann endgültig entsorgt werden.

Es gelten strenge Kriterien

Insgesamt acht Zweiräder werden hier an den Doppelstockplätzen entfernt. Die meisten sehen gar nicht so schlimm aus, mal fleddert der Lederbezug am Sattel etwas, mal ist die Kette verrostet. Die Bahn scheint strenge Kriterien anzulegen oder will einfach Platz schaffen für Radfahrer, die diese Plätze tatsächlich benötigen. Denn was entfernt wird, steht schon monatelang unbewegt hier rum.


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Die Ladefläche des orangenen Transporters vom Betriebshof füllt sich. Dann ist der Trupp fertig mit dem Gleis. Das nächste Schrottrad steht nur wenige Meter weiter, angekettet an das Geländer, das die Stadtbahngleise direkt vor dem Bahnhof vom Gehweg trennt. Und ja, das ist ein Schrottrad, das den Namen verdient. Eigentlich auch nicht, denn es ist zwar Schrott, hat aber kein Rad mehr. Nur das Gestell hängt fein säuberlich am Geländer. Kurz sprüht die Flex nochmal Funken, dann hängt nichts mehr.

Räder können noch abgeholt werden

Nach dem Bahnhof ging es für die Truppe vom Betriebsamt noch weiter auf den Marktplatz, zur Stadtgalerie und zum Abschluss nach Sontheim. Das markierte Rad am Marktplatz wurde allerdings nicht mitgenommen. "Die Banderole wurde teilweise entfernt, deswegen werde ich es nochmal dem Ordnungsamt melden", erläutert Maryam Paknafs vom Amt für Straßenwesen.

Insgesamt werden an diesem Vormittag rund zehn Fahrräder entfernt. Zettel weisen die Besitzer darauf hin, wo sie ihren Besitz in den nächsten drei Monaten abholen können - was durchaus passiert.


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