Warntag in Heilbronn: Schrille Töne und ausbleibende Warnungen
Am Donnerstag, 8. Dezember, wurden deutschlandweit Sirenen und das System Cell Broadcast für Mobiltelefone getestet. Die Stimme-Redaktion hat in Heilbronn einige Menschen getroffen, die von den lauten Tönen aus dem Handy überrascht wurden. Doch nicht auf jedem Mobiltelefon kam die Warnmeldung an.

Die Mittagspause verbringen Tiziano Rilling (17), Maria Ivanova (19) und Johanna Baier (18) auf dem Heilbronner Weihnachtsmarkt. Doch besinnlich ist es an diesem Donnerstagvormittag nicht. Gegen 11 Uhr sind nicht nur Sirenen zu hören, sondern auch etliche Mobiltelefone, die laute Töne von sich geben. Die drei Jugendlichen sind vorbereitet. Durch TikTok wisse sie, dass der Warntag stattfinde, sagt Baier. Was genau passiert und wozu das gut ist, aber nicht. "Wahrscheinlich werden die alten Sirenen getestet", vermutet Rilling.
Am bundesweiten Warntag beteiligen sich Kommunen und Landkreise, um ihre eigenen Warnmittel wie Sirenen zu testen. Vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) sollen Nachrichten über das System Cell Broadcast direkt auf das Handy gesendet werden.
Doch nicht überall gibt es genügend Sirenen. Der Bund hatte das Alarmsystem vor Jahrzehnten aufgegeben und es den Gemeinden überlassen, ob sie die Sirenen auf eigene Kosten weiterbetreiben. Jetzt fordern die Länder mehr Geld für den Sirenenausbau.
Schreck bei der Warnmeldung
"Ich bin schon ein bisschen erschrocken", gibt Adrien zu, die sich gerade in einem Geschäft befindet, als die Warnung auf ihrem Handy ankommt. Sie habe nicht über den Warntag Bescheid gewusst. Deshalb sei sie erleichtert über den Hinweis, dass es sich um einen Probealarm handelt. "Aber ich weiß nicht, wohin ich soll, was ich tun soll und so weiter." Diese Informationen würde sie sich von der Warnnachricht wünschen.
Auch Ilona Roth wird vom Alarm kalt erwischt: "Ich war ganz überrascht, das muss ich gestehen. Auf einmal war mein Handy laut, dabei war ich in einem Kundengespräch. Auch mein Gegenüber war ganz verwirrt." Im Voraus hatte sie zwar schon vom Warntag gehört, ihn aber wieder vergessen. "Man kümmert sich zu selten um sowas", meint Roth.
Als schreckhaft outen sich einige User auf Social Media. Ein Nutzer der Facebook-Seite der Stimme schreibt: "Ich und meine drei Katzen haben fast einen Herzinfarkt bekommen." Vereinzelt finden sich auch Menschen, die am Handy den Flugmodus aktiviert haben, um der Warnnachricht und dem damit einhergehenden lauten Ton zu umgehen. "Flugmodus hat geregelt, kein Mucks", schreibt ein anderer Facebook-Nutzer.
Wovor Sirenen warnen
Mustafa (15), Ali (16) und David (15) sind zum Zeitpunkt des Probealarms in der Schule. "So was war ja schon mal", sagt Mustafa. Deshalb habe er schon geahnt, worum es bei den Warnungen geht, und zur Sicherheit noch seine Lehrerin gefragt. Ali, der aus Syrien kommt, nimmt die Probewarnungen locker: "Ich komme aus einem Land, da passiert das ständig." Auch den anderen beiden macht der Alarm keine Angst. Doch Mustafa merkt an: "Wenn man in einem Land lebt, in dem Frieden ist. Dann fühlt man sich sicher."
Das Warnsystem wird im Regelfall jährlich im September getestet. Bei Erdbeben, Hochwasser oder Austritt von Giftstoffen soll die Bevölkerung über die getesteten Warnmittel informiert werden.
Nicht jedes Handy meldet die Probewarnung
Rolf Peter Zeng ist der Warntag bekannt: "Es kam ja überall die Info, im Radio und im Fernsehen." Auch er hat ein Handy bei sich. "Bloß meines ist zu alt", sagt Zeng und deutet auf seine Brusttasche. "Es ist von 2014, und ich habe es nur für Notfälle dabei." Er lacht auf: "Naja, das wäre ja eigentlich einer."
Eigentlich sollten die Warnnachrichten auf allen Handys ankommen. In einer Pressemitteilung vom 7. Dezember weist das BBK darauf hin, dass ältere Geräte nicht immer empfangsfähig seien. Außerdem ist das neuste Update nötig, um die Warnungen zu empfangen. Die Liste des BBK, die geeignete Geräte für den Cell Broadcast aufführt, finden Sie hier.