Wandel der Heilbronner Waldheide als Zeichen der Hoffnung
Vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges stellen sich am 38. Jahrestag des Pershing-Unfalls auf der Heilbronner Waldheide alte Fragen zu Rüstung und Frieden ganz neu.

"Vor einem Jahr schien dies unvorstellbar: Statt eines kalten Krieges erleben wir jetzt sogar wieder einen heißen Krieg, nicht in unserem Land, aber in Europa, an den Grenzen der Europäischen Union." Dies gab am Mittwoch, 11. Januar, auf der Heilbronner Waldheide Oberbürgermeister Harry Mergel zu bedenken.
Am 38. Jahrestag des Pershing-Unfalls, bei dem bei der Explosion eines Raketenmotors im damaligen Fort Redleg drei US-Soldaten starben und 16 verletzt wurden, legte das Stadtoberhaupt am Gedenkstein eine Blumenschale nieder.
US-Veteran: Alles kann schnell kippen
Zur Unglücksstunde um 14 Uhr fand bei strömendem Regen unter anderem Larry D. Nichols den Weg zur Unglücksstelle unweit eines heute als Schafstall genutzten Hangars. Als Garnison-Commander der International Veterans Association Neckarsulm dankte er der Stadt, dass sie das Andenken an die getöteten Kameraden weiter pflege. "Das ist auch für unsere Kinder wichtig. Man sieht ja in der Ukraine, wie schnell alles kippen kann."
Beim Blick auf eine Tafel mit den Namen der drei getöteten Soldaten John Leach, Darryl Shirley und Todd Zephier, betonte Mergel in seiner Ansprache: Der Unfall berge nicht nur eine große individuelle Tragik. Er führe auch aller Welt vor Augen, welche Gefahr, welche Bedrohung ein Wettrüsten auch in Friedenszeiten darstellen kann.
OB wirft brennende Fragen auf
Weiter warf der OB einige Fragen auf, die dieser Tage vielen Menschen auf den Nägeln brennen: "Haben wir nichts aus dem Kalten Krieg gelernt? Haben wir uns nur etwas vorgemacht, als wir dachten, die alten Feindbilder gibt es nicht mehr? Waren wir naiv zu glauben, auf eine starke Bundeswehr verzichten zu können?" Einfache Antworten auf solche Fragen, so der OB, könne wohl niemand geben. Um so wichtiger sei es, an die Geschehnisse von damals und speziell an den 11. Januar 1985 zu erinnern: als klare Mahnung, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen.
Zeichen der Hoffnung
Darüberhinaus stehe die Waldheide aber auch für das Gute, das sich aus der Annäherung zwischen Ost und West, zwischen Nato und Warschauer Pakt, ab den ausgehenden 1980er Jahren entwickelt habe. Schließlich, so Mergel weiter, sei dadurch auch der Stadtwald atomar abgerüstet worden. "Der Raketenstützpunkt wurde demontiert, die Waldheide in eines unserer beliebtesten Naherholungsgebiete verwandelt."
So bleibe die Renaturierung und letztlich der "Wandel der Waldheide ein Zeichen dafür, dass ein friedliches Miteinander, dass Entspannung und Annäherung möglich sind". Mergel schloss mit den Worten: "Lassen Sie uns gemeinsam hoffen, dass auch heute eine solche Wende möglich ist."
Gedenkfeier
Die International Veterans Association Neckarsulm lädt am Sonntag, 15. Januar, 14 Uhr, zu ihrer öffentlichen Gedenkfeier auf die Waldheide.