Verkaufsoffene Sonntage in Heilbronn – Meinungen im Gemeinderat gehen auseinander
Die Heilbronner Stadträte segnen für 2024 zwei verkaufsoffene Sonntage für die City und einen für Böckingen ab, hinterfragen aber auch deren Nachhaltigkeit für die darbende Innenstadt und für den Handel.

Eigentlich ist es ja ein alle Jahre wiederkehrendes Ritual um eine Formalie. Doch angesichts der darbenden Innenstadt gab es zu dem Tagesordnungspunkt im Gemeinderat viel Redebedarf. Nicht erst am Ende der regen Debatte stand – bei fünf Gegenstimmen der SPD fest: 2024 wird es in Heilbronn und Neckargartach zwei Sonntage und einen weiteren in Böckingen geben, an denen die Läden von 13 bis 18 Uhr ihre Türen zum Verkauf öffnen dürfen.
Verkaufsoffene Sonntage: Zweimal City plus Neckargarten und einmal Böckingen
Der erste offene Sonntag ist am 17. März anlässlich des "Böckinger Seeräubertags" in Teilen Böckingens geplant. Anlässlich der Veranstaltung "Magie der Stimmen" mit Chören aus der Region am Sonntag, 7. April, öffnen die Geschäfte in der Innenstadt und Im Neckargarten in Neckargartach ihre Pforten. Bei "Jazz & Einkauf" mit etlichen Profi-Musikern findet am 13. Oktober in Heilbronn, Böckingen und ebenfalls Im Neckargarten in Neckargartach die voraussichtlich letzte Sonntags-Öffnung des Jahres statt.
Heilbronner SPD stellt sich gegen Öffnungsklausel
Eine 2023 eingeführte Öffnungsklausel macht darüber hinaus zusätzliche verkaufsoffener Sonntage per Allgemeinverfügung durch die Stadtverwaltung, also ohne Ratsbeschluss, möglich. "Mit dieser flexiblen Lösung möchten wir Einzelhandel und Veranstaltungsbranche ermöglichen, bei Bedarf auch kurzfristige Veranstaltungsideen umsetzen zu können", so Solveig Horstmann, Leiterin des Ordnungsamts der Stadt Heilbronn. Wobei ein Landesgesetz pro Bezirk, also Stadtteil, maximal drei Befreiungen pro Jahr zulässt.
Kirchen erinnern an den Wert der gemeinsamen Sonntagsruhe
Die Kirchen sehen offene Sonntage kritisch, "weil solche Ruhetage der seelischen Erhebung und der familiären Freizeitgestaltung dienen" sollen. Der evangelische Dekan Christoph Baisch betont mit Nachdruck die Bedeutung des Sonntags als einer kulturellen und sozialen Errungenschaft von besonderem Rang, in einer immer schnelllebigeren Zeit. Er begrüßt jedoch, dass die rechtlich zulässige Anzahl von drei offenen Sonntagen je Bezirk 2024 unterschritten wird, weil die Läden am Weindorf-Sonntag anders als 2023 wie gewohnt zu bleiben.
Der katholische Dekan Roland Rossnagel ist nicht ganz so streng und sieht auch das Anliegen der Kaufleute. Die Gewerkschaft Verdi hat bis maximal drei nichts dagegen.
Verkaufsoffene Sonntage: Breites Spektrum in der Ratsdebatte
Die Meinungen im Ratsrund gingen auseinander. "Hoffen wir, dass wir damit nachhaltig viele Besucher in unsere Stadt locken", meinte CDU-Fraktionschef Thomas Randecker, der in der Freigabe auch "ein Bekenntnis zur Innenstadt" sah. Gleichzeitig betonte er, dass in vielen Branchen "sonntags sowieso schon lange gearbeitet werden muss". Genau dies hob auch Holger Kimmerle (Grüne) hervor. Er lobte zudem, dass beim Böckinger Seeräubertag auch Handwerker Flagge zeigten und meinte: "Wenn wir sonntags Kommerz zulassen, müssen wir die Innenstadt so aufstellen, dass wir dort auch unter der Woche die Seele erheben können".
Das Wohl der City könne doch nicht an zwei oder drei offenen Sonntagen abhängen, befand indes Rainer Hinderer (SPD). Unterm Strich dürften die Händler dadurch kaum mehr Umsatz machen. So stimmte er mit vier anderen SPD-Räten gegen den Sonntags-Antrag. Mit weiteren sieben Räten von SPD und einem Linken war Hinderer gegen die Öffnungsklausel, weil darüber der Gemeinderat abstimmen sollte.
Ob das auf Dauer etwas bringt für City und Handel?
"Die Öffnung hat zuletzt nicht dazu beigetragen, dass sich in der City nachhaltig etwas zum Besseren ändert", unterstrich Konrad Wanner (Linke). Im Wettbewerb mit online müsse man sich schon weitere Attraktionen einfallen lassen. "Die moderate Öffnung ist praktikabel" und könnte der Innenstadt in einer schwierigen Lage nur helfen, meinte Alfred Dagenbach (Pro).
Von einem "Frequenzbringer" und "Rememberle" zum Wiederkommen sprach Sylvia Dörr (FDP). Dagegen meinte Herbert Burkhardt (FWV): Zwei oder drei Sonntage im Jahr würden die Stadt und die Kassen der Händler "auf Dauer auch nicht voller machen".