Türkische Rechtsextreme in Heilbronn aktiv – OB Mergel war Gast bei Verein in der Austraße
Der Heilbronner OB Harry Mergel war im April Gast bei der Türkischen Gemeinschaft in der Austraße, wo sich auch Anhänger der nationalistischen Grauen Wölfe treffen. Wie kam es zu dem Besuch?

Das Landesamt für Verfassungsschutz (LfV) führt die Türkische Gemeinschaft in Heilbronn mit Sitz in der Austraße als Filiale der ADÜTDF, die laut LfV als "Sammelbecken extrem nationalistischer bis rechtsextremistischer Personen mit türkischem Migrationshintergrund" beschrieben wird.
Die ADÜTÜF ist Teil der Ülkücü-Bewegung, die umgangssprachlich als "Graue Wölfe" bezeichnet werden. Mitglieder der Türkischen Gemeinschaft besuchten vergangenen Sonntag die pro-palästinensische Kundgebung neben dem Frankenstadion in Heilbronn. Die Türkische Gemeinschaft in Heilbronn wollte sich auf Nachfrage nicht äußern.
Heilbronner Verwaltung mit OB Mergel war bei Türkischer Gemeinschaft zu Gast
Im April dieses Jahres war die Verwaltungsspitze des Heilbronner Rathauses zu Gast bei der Türkischen Gemeinschaft in Heilbronn – unter ihnen Heilbronns Oberbürgermeister Harry Mergel (67, SPD). Dabei sei aus dem Koran gelesen und ins Deutsche übersetzt worden, erklärt er. "Die Gastfreundschaft und der offene Austausch haben mich an diesem Abend sehr beeindruckt", teilt er schriftlich mit.
Laut LfV steht die Gemeinschaft der türkischen Partei MHP nahe. Diese lehnt die Anerkennung von Minderheitenrechten oder die ethnisch-kulturelle Identität von Kurden ab.
Verfassungsschutz: Nationalistisches Weltbild, Einflussnahme aus der Türkei unübersehbar
Laut LfV-Bericht gehören den türkischen Rechtsextremisten im Land etwa 2250 Menschen an. Kennzeichnend für die Geisteshaltung ist ein nationalistisches Weltbild. Laut Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) ist die Einflussnahme aus der Türkei unübersehbar. Feindbilder des türkischen Rechtsextremismus sind laut BfV Kurden, Armenier und Juden.
Besucher der Türkischen Gemeinschaft in Heilbronn besuchten am Sonntag die pro-palästinensischen Kundgebung neben der Theresienwiese. Zuletzt gab es eine solche Kundgebung 2021 – wie jetzt bekannt wurde, hatten Demonstranten damals eine Hamas-Flagge dabei.
Graue Wölfe: Heilbronner Landtagsabgeordneter Nico Weinmann (FDP) besorgt
Der Heilbronner Landtagsabgeordnete Nico Weinmann (50, FDP/DVP) ist Mitglied des Innenausschusses: "Die klare Bestrebung gegen unsere freiheitlich demokratische Grundordnung bereitet mir Sorgen." Den Grauen Wölfen werde eine erhöhte Waffenaffinität zugesprochen. Mit Hinblick auf die Diskussion um die Staatsbürgerschaft sagt Weinmann: "Menschen, die unsere freiheitlich demokratische Grundordnung ablehnen, gegen diese arbeiten und sich bewusst rassistisch oder antisemitisch verhalten, dürfen nicht Staatsbürger unseres Landes werden."
Sorgen bereiten Weinmann zudem die Indoktrinierung von Kindern und Jugendlichen, die laut LfV von der ADÜTDF stattfindet. In Moscheen und islamistischen Einrichtungen werde der Prophet als militärischer Befehlshaber vermittelt. Es werde versucht, Kinder von der Mehrheitsgesellschaft außerhalb des islamistischen Milieus abzugrenzen.
Regelmäßig werde Angstpädagogik eingesetzt, wie die Androhung jenseitiger Strafen für diesseitiges Handeln – Ausläufer finden sich bis in den Kraichgau. So soll Weinmann zufolge der Märtyrer-Tod in der Ditib-Moschee in Eppingen von Kindern nachgespielt worden sein. "Das ist für mich befremdlich und eine heikle Sache", sagt Weinmann.
Was bedeutet ADÜDTV
ADÜDTV heißt übersetzt Föderation der Türkisch-Demokratischen Idealistenvereine in Deutschland und hat ihren Sitz in Frankfurt am Main. Die Mutterorganisation ist die türkische Partei MHP, die Partei der Nationalistischen Bewegung. Die ADÜDTV mit bundesweit 7000 Mitgliedern ist Teil der Ülkücü-Bewegung. Diese ist besser bekannt unter dem Namen "Graue Wölfe".
Der Verfassungsschutz Baden-Württemberg erklärt, dass die wesentlichen Aktivitäten der Ortsvereine der "Ülkücü-Bewegung" Treffen zu nationalen und kulturellen Anlässen ist. Dort werde nationalistisches Gedankengut vermittelt. Ein Schwerpunkt ist die Jugendarbeit: Schulungen, Sportangebote, Türkeireisen und anderes mehr sollen bei den Jugendlichen eine dezidiert türkisch-nationale Identität festigen − auch wenn sie in Deutschland geboren und aufgewachsen sind.