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Pro-Palästina-Kundgebung in Heilbronn: Das wurde bei der Demo wirklich gesagt

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Auf Türkisch ging Hauptredner Tugrul Selmanoglu "den Westen" pauschal an. Die Heilbronner Stimme hat die Kernaussagen bei der pro-palästinensischen Kundgebung am Sonntag übersetzen lassen.

1000 Personen waren angemeldet, rund 650 kamen letztendlich zur pro-palästinensische Kundgebung beim Frankenstadion.
1000 Personen waren angemeldet, rund 650 kamen letztendlich zur pro-palästinensische Kundgebung beim Frankenstadion.  Foto: Mario Berger

Selmanoglu gilt als treuer Anhänger des türkischen Präsidenten Erdogan und fiel schon bei früheren Kundgebungen durch rechtsnationale Reden auf. Passagen dessen, was er am Sonntag vor 650 Teilnehmern der Heilbronner Kundgebung sagte, haben drei Muttersprachler unabhängig voneinander für uns übersetzt. Die Übersetzungen unterscheiden sich in Details, die Kernaussagen bleiben dieselben. 

Kennzeichnend für Selmanoglus Rede ist die Gegenüberstellungen von "Wir", den Demonstranten, und "dem Westen". Ihnen Antisemitismus vorzuwerfen, sei falsch, sagt er etwa. "Antisemitismus ist eine Erfindung des Westens." Völkermorde an der jüdischen Bevölkerung seien stets von europäischem Boden ausgegangen. "Und jedes Mal, wenn sie massakriert wurden, haben wir sie aufgenommen", nimmt Selmanoglu etwa Bezug auf 1422, als das osmanische Reich 500.000 bedrohte Juden aufgenommen habe. 


Pro-Palästina-Kundgebung in Heilbronn – Welche Rolle spielt der Terror der Hamas?

"Warum? Weil wir neben den Unterdrückten stehen. Und heute werden wir wieder neben den Unterdrückten stehen." Dann beklagt Selmanoglu, sie würden beschuldigt, "weil wir sagen, dieser Staat ist ein Mörder, dieser Staat zerfetzt unsere Kinder". Das unterdrückte Palästina, der "Mörderstaat" Israel - dafür gibt es Applaus von der Menge. Kein Wort verliert Selmanoglu in diesem Kontext über die barbarischen Angriffe der Terrororganisation Hamas an der israelischen Zivilbevölkerung vor drei Wochen. 

Dafür beschwert er sich, dass die Kundgebung nicht in der Stadtmitte, sondern auf der Wiese neben dem Frankenstadion stattfindet. "Terrororganisationen", sagt Selmanoglu und meint wohl das Kurdische Gesellschaftszentrum Heilbronn, dürften regelmäßig in der Innenstadt demonstrieren. Die Demonstranten am Sonntag dürften das nicht, dabei sei doch ihre einzige Botschaft: "Kinder sollen nicht sterben."

Die Polizei wird die Reden in den kommenden Tagen auswerten. Bei der Demonstration am Sonntag seien  arabisch und türkisch sprechende Beamte vor Ort gewesen, erklärt ein Pressesprecher. Nach deren erstem Eindruck habe es keine Straftat gegeben, die Demonstration sei friedlich verlaufen. Einzig Verstöße gegen die Auflagen der Stadt wurden festgestellt. Die betreffenden Plakate haben die Demonstranten aber nach Aufforderung "ohne Probleme runtergenommen", so die Polizei.     


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Selmanoglu ist 44 Jahre alt, in Heilbronn geboren, aufgewachsen und wohnhaft, hielt sich zuletzt nach eigenen Angaben in Amman auf, Jordaniens Hauptstadt. Dort packte er Hilfspakete, die nach Gaza gebracht werden sollen. Selmanoglu ist türkischer Staatsbürger und Internetaktivist,  alleine seine Facebookseite zählt knapp 400. 000 Follower.

Als Moderator der Kundgebung trat Nihat Canses auf. Er ist nach Stimme-Informationen Sänger der Band Vatan und trat auch in Heilbronn schon mit nationalistischen Liedern auf, unter anderem 2017 bei einem Kinderfest im Frankenstadion. Bei anderen Gelegenheiten spielte er Titel wie "Die Märtyrer sterben nicht". 

Angemeldet hatte die Kundgebung Sengül Cakmakci - als Privatperson, wie sie betont. Bei der Veranstaltung distanzierte sie sich auf Deutsch von Rassismus, Gewalt und Antisemitismus. Am Montagmorgen zeigt sich Cakmakci auf Nachfrage zufrieden mit dem Verlauf. Selmanoglus Rede habe sie im Detail nicht mitbekommen. Sie kündigte an, weitere  Kundgebungen veranstalten zu wollen. 

 

 

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