23 Jahre Toilettenmann im Biergarten Food Court: Für Jürgen Scholz ist jetzt Schluss
Nach mehr als zwei Jahrzehnten verlässt Jürgen Scholz den Biergarten Food Court. Seine Arbeit als Toilettenmann hat sich über die Jahre verändert – nicht nur zum Positiven.

Für viele Besucher des Food Court oder des Winterdorfs ist Jürgen Scholz eine Institution. Als Toilettenmann hat er 23 Jahre lang zum Wohlbefinden der Gäste beigetragen. Vielen ist sein freundliches Wesen bekannt. Nun ist der 67-Jährige in den Ruhestand gewechselt.
All die Jahre war er nicht nur für die Sauberkeit der Biergartentoiletten zuständig, sondern auch ein wichtiger Ansprechpartner für die Besucher. Gelegentlich wandten sie sich sogar mit persönlichen Anliegen an ihn. "Ich habe meine Sommergäste, ich habe meine Wintergäste", sagt der 67-Jährige.
Doch seine Beziehung zu den Gästen ging über das Putzen der Toiletten hinaus, denn für Scholz war der Umgang mit den Menschen genauso wichtig: "Ich habe für jeden ein freundliches Wort, denn Putzen ist nicht alles."
"Die Leute sind unfreundlicher geworden" – Toilettenmann Scholz nach 23 Jahren Erfahrung
Doch in dieser langen Zeit hat Scholz eine Veränderung bei den Gästen festgestellt. "Die Leute sind ungeduldiger, ja unfreundlicher geworden", bedauert er. Früher selbstverständliche Höflichkeitsformen wie Danke oder ein einfaches "Guten Tag" gehörten nicht mehr zur Normalität, hat die ehemalige Reinigungskraft erfahren.
Dass Jürgen Scholz vor 23 Jahren seine Tätigkeit beim Food Court begann, war reiner Zufall. Nach seiner Selbstständigkeit als Wirt habe er den Wunsch verspürt, die weitere Zeit im Angestelltenverhältnis zu verbringen. "Die Leute waren nett, die Bezahlung gut", erinnert sich Scholz. Die Erfahrung der Selbstständigkeit habe ihn gelehrt, wie wichtig es ist, mit den Menschen zu reden und sie in ihrem Wesen zu akzeptieren.
Inspiriert von Feng-Shui mit frischen Blumen: So vertreibt Scholz negative Energien im Food Court
Um schlechte Stimmung zu vermeiden, ließ sich Scholz auch von Feng-Shui inspirieren, wie Thomas Aurich, der ehemalige Arbeitgeber des Toilettenmannes, erklärt. Nicht nur mit freundlichen Worten, sondern auch mit frischen Blumen habe Scholz negativen Energien im Food Court vorgebeugt. Scholz, so Aurich, sei auch eine Zentrale gewesen und habe nicht nur die sanitären Anlagen im Blick gehabt, sondern auch andere Betreuungsaufgaben gehabt und unter anderem die Kinder auf den Hüpfkissen beaufsichtigt.
Für die Besucher sei Scholz wahrscheinlich bekannter als er selbst. "Menschen wie Scholz gibt es heute kaum noch", sagt Aurich. Nach mehr als zwei Jahrzehnten im Food Court gibt Scholz seinen Job als Toilettenmann aus gesundheitlichen Gründen auf − "mit einem lachenden und einem weinenden Auge".
Diese Tipps hat Toilettenmann Scholz für seinen Nachfolger
Die Liebe zu den Gästen, die Gespräche mit den Menschen und die Freude am Überblick: Ein kleines Stück davon könnte ihm weiterhin erhalten bleiben. Denn Scholz signalisiert, dass er weiterhin aushelfen werde, "wenn Not am Mann ist". Seine Vorfreude auf die Biergartensaison ist spürbar, bei schönem Wetter wird er im Food Court anzutreffen sein − dieses Mal als Gast.
Ein Nachfolger steht laut Scholz noch nicht fest, aber er gibt dem künftigen Toilettenmann im Food Court schon ein paar Tipps mit auf den Weg. „Ein offenes Ohr haben, die Augen offenhalten und freundlich sein“, das seien die Grundpfeiler der Arbeit. Von den Gästen erwartet er einen respektvollen Umgang mit dem Personal. Thomas Aurich erklärt, dass mit Scholz’ Rente dem Food Court „ein wunderbarer Mitarbeiter“ wegfällt. Wenn ein Angestellter wie er das Unternehmen verlässt, dann „bricht dem Unternehmen nicht nur ein Zacken aus der Krone, sondern ein ganzes Stück aus der Krone“.




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