Der Traum von der Surfwelle: Taugt Rotterdam als Vorbild für Heilbronn?
Im Juli eröffnet eine Surfwelle in der niederländischen Hafenstadt. Eine Delegation aus Heilbronn um Gastronom Thomas Aurich reist im September hin, um sich Inspiration zu holen. Er sagt: Eine Uni-Stadt wie Heilbronn braucht solche Soft-Faktoren.

Es sind noch wenige Wochen bis im Zentrum von Rotterdam, in Nachbarschaft von Markthalle und Kubushäusern, die nächste Attraktion der Stadt eröffnet wird: ein Surfpool für Anfänger und Fortgeschrittene. 50.000 Surfer pro Jahr werden dort erwartet - und 50.000 weitere Gäste. Sie sollen das angegliederte gastronomische Angebot nutzen oder sich am RiF010, so heißt das Projekt, Kanus leihen können und damit den Fluss Rotte befahren und die Stadt vom Wasser aus kennenlernen.
Surfwellen sind im Trend, Heilbronn muss schneller sein, wünscht sich Thomas Aurich

Urbane Surfwellen sind im Trend und in immer mehr Städten, auch in Deutschland, zu finden. Der Heilbronner Gastronom Thomas Aurich hat für seine Stadt mehrfach Ambitionen für eine Surfwelle angemeldet. "Wir brauchen als Uni-Stadt auch Soft-Faktoren, um die jungen Menschen zu binden", bekräftigt er im Gespräch mit unserer Redaktion. Diese Erkenntnis sei aber leider bei vielen Verantwortlichen noch nicht angekommen, das Verständnis für die Bedürfnisse junger Leute fehle häufig.
Deshalb organisiert Aurich für September eine Bustour mit der Stadtinitiative nach Rotterdam. "Sie haben dort den Mut, die Surfwelle mitten in die Innenstadt zu bauen", begründet er, warum gerade die niederländische Stadt Vorbild für Heilbronn sein soll und nicht näher liegende Projekte. Langenfeld im Rheinland etwa hat eine Surfwelle auf einem See, Pforzheim eine auf einem Kanal in der Stadt.
Die Surfwelle könnte als Scharnier zwischen Innenstadt, Campuspark und Buga-Gelände dienen, so die Idee
Auch die technische Lösung in Rotterdam mit einem abgeschlossenen Pool, in dem Wellen erzeugt werden, könnte für Heilbronn funktionieren, meint Aurich. Erste Pläne, die Studenten der DHBW entwickelt haben, sehen vor, solch einen Pool auf einem Neckar-Frachter im Bereich der Eishalle zu installieren. So eine Attraktion könnte eine Art Scharnier zwischen Buga-Gelände, Campuspark und Innenstadt bilden, meint Aurich. Von der Idee bis zur Umsetzung dürfte es jedoch noch ein weiter Weg sein. "Surfwellen sind ein Trend, aber wir bauen sowas ja immer erst dann, wenn alle anderen es schon haben", sagt er.
Rotterdam gilt als eine der innovativsten Städte weltweit, mit einer Vielzahl renommierter Architekturbüros wie MVRDV, das die Markthalle geplant hat und

nun in Heilbronn den KI-Park Ipai entwirft. Die Surfwelle, die Anfang Juli mit einem Wettbewerb eröffnet wird, ist eine der neuen Attraktionen für 2024 - weitere wie ein innerstädtischer Gezeiten-Park oder das Auswanderer-Museum Fenix im historischen Hafengebiet sind im Bau. Die Projekte eint, dass sie den Ruf der einstigen rauen Hafenstadt als Innovations-Hotspot voranbringen. Architekturliebhaber pilgern seit Jahren nach Rotterdam, um sich von den zukunftsgewandten Ideen der Niederländer inspirieren zu lassen. Es gibt Modellprojekte wie schwimmende Bürogebäude, wegweisende Bauten wie das Kunstdepot von MVRDV in Form einer überdimensionierten Salatschüssel setzen Maßstäbe.
Die Verantwortlichen in Rotterdam rechnen mit einer Aufwertung des Quartiers und einem Impuls für den Tourismus
"RiF010 wird einen gewaltigen Einfluss für die Stadt haben", sagt Erik van Essen, Direktor des Stadtmarketings. Schon während der Bauphase sei das internationale Medieninteresse enorm gewesen. "Und die Bürger lieben die Vorstellung, dass ein solch gewagtes Projekt schon bald mitten in ihrer Stadt eröffnet wird." Zuvor sei der Bereich eine Art Hinterhof gewesen, der vor allem zum Parken genutzt wurde.
"Wir glauben, dass RiF010 die Nachbarschaft aufwertet und schon bald weitere Verbesserungen folgen werden", so van Essen weiter. Auch der Tourismus soll von der Surfwelle profitieren. Deutschland sei der stärkste ausländische Markt und Touristen von dort seien sehr interessiert an den Themen Meer und Wassersport. Kürzlich habe man eine Kooperation mit der Deutschen Bahn gestartet, "um Rotterdam noch attraktiver zu machen als Ziel für einen Städtetrip. Wir sind sicher, dass RiF010 uns dabei hilft".
Das sind die Kosten für die Surfwelle
Die Kosten für die Surfwelle in Rotterdam belaufen sich auf rund 12,5 Millionen Euro, wie ein Sprecher des Projekts RiF010 auf Stimme-Anfrage sagt. Durch Einflüsse wie die Pandemie, gestiegene Preise für Baumateralien und Personalengpässe habe sich das Projekt deutlich verteuert gegenüber den ursprünglichen Planungen. Finanziert wird es von Sponsoren und durch privates Beteiligungskapital.



Stimme.de