Stromausfall: Für Heilbronn ist seit 2021 ein Notfallplan in Kraft
Um für längere Stromausfälle gerüstet zu sein, arbeitet die Stadt Heilbronn seit 2010 kontinuierlich an einem Notfallplan. Die Maschinerie mit Feuerwehr, Katastrophenschutz und Verwaltung läuft an, wenn nach drei Stunden ein partieller Stromausfall nicht behoben ist. Und was sagt die Feuerwehr zu einem möglichen Blackout?

Seit Ende des vergangenen Jahres ist bei der Stadt Heilbronn ein Notfallplan für einen längeren Stromausfall in Kraft. Das rund 100 Seiten umfassende, aufgrund sensibler Daten nichtöffentliche Werk stellten jetzt der Heilbronner Feuerwehrkommandant Florian Müller, sein Stellvertreter Frank Zimmermann und Uwe Pfeiffer, Leiter der Abteilung Katastrophenschutz, der Heilbronner Stimme in groben Zügen vor.
Falschmeldung ist nicht nachvollziehbar
Damit widerlegten sie einen Bericht des ARD-Magazins Report Mainz von Ende Oktober, in dem es unter anderem geheißen hatte, Heilbronn gehöre zu jenen zwölf Städten und Landkreisen in Baden-Württemberg, die keine Pläne für ein Stromausfall-Szenario hätten. „Bis heute kann ich mir nicht erklären, wie diese Falschmeldung zustande gekommen ist“, wundert sich Pfeiffer noch immer über den Bericht.
Roman ist die Basis des Notfallplans
Das Thema „Stromausfall“ steht bei der Stadt Heilbronn im Zusammenhang mit dem Erstarken der erneuerbaren Energien seit 2010 im Blickfeld. In den Jahren 2012 bis 2014 entstand ein Mustereinsatzplan, der auf den spannenden Ereignissen des Romans Blackout von Marc Elsberg beruht, 2017/2018 dann auf Heilbronner Verhältnisse zugeschnitten wurde. „Im November 2019 tagte erstmals der Führungsstab, dem die Spitzen von Feuerwehr, Katastrophenschutz und Verwaltung angehören“, erinnert sich Uwe Pfeiffer. Nach einer Corona-Pause 2020 sei das Thema „Stromausfall“ im vergangenen Jahr wieder intensiviert worden.
Die Gesamtverantwortung trägt der OB
Im Verwaltungsstab sind unter anderem das Ordnungsamt, das Gesundheitsamt und die Pressestelle der Stadt gebündelt. Die unmittelbare Leitung hat derzeit Bürgermeisterin Agnes Christner. Über allen steht in der Gesamtverantwortung Oberbürgermeister Harry Mergel.
Schwerpunkt ist die Rettung von Menschen
„Unsere Maschinerie läuft in der Regel an, wenn nach drei Stunden ein partieller Stromausfall nicht behoben ist“, erklärt Feuerwehrkommandant Florian Müller. Sollte sich jedoch schon früher abzeichnen, dass es größere und länger dauernde Probleme gibt, würde der Führungsstab eher aktiv. Das Hauptaugenmerk liege dabei bei der Rettung von Menschen, beispielsweise in Alten- und Pflegeheimen. Das Klinikum sei zunächst nicht das Problem: „Dort gibt es Notstromaggregate“, sagt Frank Zimmermann.
Der stellvertretende Feuerwehrkommandant sieht zudem das Stromnetz der Netzgesellschaft Heilbronn-Franken (NHF) „gut abgesichert, so dass Stromausfälle schnell wieder behoben sind.“ Im Schnitt müssen Zeag-Haushaltskunden pro Jahr 1,2 Minuten, Industriebetriebe 1,54 Minuten ohne Strom auskommen.
Blackout ist ein Begriff aus der Kriegsrhetorik
Alles denkbar Das Wort „Blackout“ nimmt der oberste Heilbronner Feuerwehrmann nur ungern in den Mund: „Das ist ein kriegsähnlicher Begriff“, blickt Müller auf die aktuellen Ereignisse in der Ukraine. Die Gefahr eines Blackouts, also eines flächendeckenden Stromausfalls, hält er in Heilbronn für gering. Er sagt aber auch: „Aus Sicht des Katastrophenschutzes kann man nie sagen, es passiert nicht.“
Informationen auch per Lautsprecherwagen
Deshalb werden alle bestehenden Notfallpläne ein Mal pro Jahr fortgeschrieben. So läuft derzeit im Führungsstab die Planung, wo überall in der Stadt Informations-Treffpunkte für Bürger eingerichtet und welche Hallen geeignet sind, in denen sich Menschen aufwärmen können und versorgt werden. Auch die Information per Lautsprecherwagen steht auf der Liste.
Beschlagnahme im Katastrophenfall möglich
Beschlagnahme Ein Blackout-Szenario stellt für Pfeiffer den Katastrophenfall dar. Allerdings erfolgt das Krisenmanagement dann nicht mehr alleine von Heilbronn aus: „Dann übernehmen übergeordneten Stellen wie das Regierungspräsidium Stuttgart und das Innenministerium Baden-Württemberg.“ Der Katastrophenfall lässt nach den Worten von Pfeiffer unter anderem die Beschlagnahme beispielsweise von Treibstoff zu. Bescheide lägen vorbereitet in der Schublade. Griffbereit seien zudem Notfallpläne bei Hochwasser und Störfällen im Kernkraftwerk Neckarwestheim.