Stadt Heilbronn überlegt, den Straßenstrich zu verbieten
Die Polizei und das Heilbronner Rathaus kündigen Konsequenzen für Sex-Gewerbe in der Hafenstraße an. Die Ermittler sehen einen Anstieg von Straftaten.

Die Stadt Heilbronn und das Polizeipräsidium nehmen den Straßenstrich in der Hafenstraße ins Visier. Zuletzt gab es immer wieder Beschwerden von Bürgern, etwa aus dem nahen Wohlgelegen, über Müll, Kondome und Feuchttücher - Menschen sollen dort sogar ihre Notdurft verrichten - entlang der Straße, in der nachts Frauen Sex gegen Geld anbieten.
Dass es jüngst auf dem Strich vermehrt zu Straftaten gekommen sein soll, ist bisher öffentlich nicht bekannt gewesen.
Polizei registriert mehr Straftaten
Jetzt heißt es in einer gemeinsamen Pressemitteilung von Polizei und Rathaus: "Nachdem es in letzter Zeit immer wieder zu Straftaten und Auseinandersetzungen der dortigen Akteure kam und dabei auch Prostituierte verletzt wurden, gehen das Polizeipräsidium Heilbronn und die Stadt gemeinsam und konsequent vor."
Um welche Straftaten es sich genau handelt? Es gehe zum Beispiel um Körperverletzungen, sagt Annika Grundbrecher, Sprecherin des Polizeipräsidiums. Werde dabei ein Gegenstand eingesetzt, der zu schweren Verletzungen führen kann, sei man im Bereich der gefährlichen Körperverletzung. Dazu kämen Sachbeschädigungen. Konkrete Zahlen zur Häufigkeit der Taten nennt sie nicht. "Es gab einen Anstieg." Opfer seien meistens die Prostituierten.
Stadt klärt rechtliche Voraussetzungen für ein Verbot
Mit Kontrollen und Schwerpunkteinsätzen im Milieu wollen Stadt und Polizei die negativen Begleiterscheinungen des Strichs ausmerzen. Die Lage soll nicht weiter eskalieren.
Heilbronn denkt außerdem laut über ein Verbot des Straßenstrichs nach. Die Stadtverwaltung klärt ab, unter welchen rechtlichen Voraussetzungen das möglich wäre, sagt Pressesprecherin Claudia Küpper. Geprüft werde zum Beispiel auch die Zuständigkeit. Denkbar, dass das Regierungspräsidium Stuttgart ein Wort mitzureden habe. Weiter müsse in solch eine Entscheidung einbezogen werden, welche Folgen sie haben könnte. Wird Prostitution in die Illegalität abgedrängt? Was bedeutet das für die betroffenen Frauen?
In der Pandemie findet Prostitution heimlich statt
Alexandra Gutmann, Leiterin der Mitternachtsmission, sagt, es sei grundsätzlich richtig, dass man auf die Geschehnisse reagiert. Die Mitternachtsmission des Diakonischen Werks Heilbronn ist Ansprechpartnerin für Prostituierte und geht mit ihrem Beratungsangebot auch vor Ort. "Dass Frauen Gewalt erfahren, darf nicht sein." Kontrollen durch die Polizei und das Ahnden von Straftaten "können wir nur befürworten".
Wie sich ein Verbot des Straßenstrichs auswirken könnte, lässt sich kaum vorhersagen. Die Erfahrungen aus der Corona-Zeit zeigen, dass die Frauen im Verborgenen arbeiteten. Es sei bei einem Aus für den Straßenstrich nicht zu erwarten, dass die Frauen in ihre Herkunftsländer zurückkehren, sagt Gutmann. Die meisten Prostituierten in der Stadt stammen aus Bulgarien.
Frauen sollen Schutz erfahren
Polizei und Mitarbeiter des städtischen Ordnungsamts wollen durch ihre Präsenz bei gegebenen Anlässen Platzverweise und Aufenthaltsverbote erteilen sowie Ermittlungsverfahren einleiten. Ein Schwerpunkt soll darüber hinaus auf dem Opferschutz liegen. Betroffene Prostituierte sollen Unterstützung erfahren und über Hilfsangebote informiert werden.
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