Müll rund um den Heilbronner Straßenstrich: Stadt kriegt Problem nicht in den Griff
Kondome und Feuchttücher sind rund um den Heilbronner Straßenstrich in der Hafenstraße nicht zu übersehen. Wer sich vor Ort ein Bild macht, kann keine Verbesserung der Zustände erkennen. Wie könnte ein Gesamtkonzept aussehen?

Die Zustände sind ekelerregend. In den Büschen hängen Kondome und Feuchttücher. Auf dem Boden liegt Müll und Unrat, selbst ihre Notdurft verrichten Freier und Prostituierte offenbar zwischen den Bäumen und Sträuchern. Wer entlang der Hafenstraße und hinter dem Zollamt unterwegs sein muss, kämpft immer wieder mit der Übelkeit. Der Name Wohlgelegen, den die Parallelstraße zur Hafenstraße trägt, klingt da wie Hohn.
"Es ist einfach eine riesige Sauerei, was hier abgeht", sagt eine Passantin, die gerade in der Nähe des Heilbronner Szene-Clubs Bukowski vorbeigeht. Die Hinterlassenschaft der vergangenen Nacht sind für jeden Passanten unübersehbar. Die gegenüber angesiedelten Heilbronner Firmen schließen nach Dienstschluss peinlich genau die Tore. "Wenn wir unser Gelände nicht sichern, können wir am nächsten Morgen erstmal einen Reinigungsdienst bestellen", sagt ein Mitarbeiter.
Stadt sieht Verbesserungen
Die Stadt verweist dagegen auf Verbesserungen, nachdem die Zustände bereits im Frühjahr des Jahres eskaliert waren. "Entlang der Hafenstraße und auch im Wohlgelegen stellt sich die Situation im Vergleich zum Frühjahr 2022 besser dar", betont Pressesprecherin Suse Bucher-Pinell. "Eine externe Firma ist mit der wöchentlichen Reinigung der Toiletten, sowie den umliegenden Freiflächen beauftragt. Daneben reinigt das Betriebsamt sämtliche weiteren öffentlichen Freiflächen und entleert die Abfallbehälter", so die Pressesprecherin der Stadt.
Doch der vermeintliche Erfolg ist augenscheinlich nicht von Dauer. "Insbesondere für die Firmen im Industriegebiet sind das aus meiner Sicht unhaltbare Zustände", betont Thomas Randecker. Der CDU-Fraktionsvorsitzende hat das Gebiet am vergangenen Wochenende extra mit dem Fahrrad abgefahren, um sich selbst ein Bild von der Situation zu machen. "Wir werden im Bau- und Umweltausschuss die Verwaltung auffordern, die Reinigungsintervalle deutlich zu intensivieren", zieht Randecker seine Konsequenzen aus den aktuellen Erfahrungen.
Er ist davon überzeugt, dass nur "konsequente Streifengänge und regelmäßige Beseitigung des Mülls" helfen. Sein Kollege Holger Kimmerle, der sich ebenfalls vor Ort ein Bild gemacht hat, sieht in den Zuständen "ein gesellschaftliches Problem, das in vielen Bereichen der Stadt auftritt. Das macht es aber nicht besser", betont der Fraktionsvorsitzende der Grünen. "Eine bessere Platzierung und Sichtbarkeit der Müllcontainer ist aus meiner Sicht einen Versuch wert", unterstreicht Kimmerle.
Verlagerung in Bordelle
"Alle Beteiligten sind engagiert, um die Situation in der Hafenstraße und im Wohlgelegen zu verbessern", schätzt Rainer Hinderer die Situation ein. Der SPD-Fraktionsvorsitzende will die Straßen- und Zwangsprostitution allerdings generell unterbinden und strebt "eine Verlagerung in Bordelle in den sogenannten Positivgebieten der Stadt" an. Neben Heilbronn hat in Baden-Württemberg nur noch Karlsruhe einen Straßenstrich.
Auch Konrad Wanner (Die Linke) fordert "die für das Gewerbe richtigen Rahmenbedingungen, damit die Frauen nicht ins Abseits gedrängt werden". Außerdem will er stärker gegen die Zuhälterbranche vorgehen.
"Ich schlage vor, dass das Ordnungsamt und die Polizei die Prostituierten auf die Zustände anspricht, Kontrollen ankündigt und auch durchführt", sagt Herbert Burkhardt. "Eine Verbesserung gelingt nur über Kontrollen und Sanktionen", ist sich der Sprecher der Freien Wählervereinigung sicher.
Die Stadt verweist auch auf die Aufklärungsarbeit. "Das Ordnungsamt sensibilisiert die in der Hafenstraße tätigen Prostituierten bei den vorgeschrieben Anmeldungsgesprächen sowie durch Aufklärungsarbeit vor Ort", unterstreicht Suse Bucher-Pinell. Außerdem wolle auch die Stadt den Straßenstrich abschaffen und die Prostitution in Bordelle verlagern.



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