Kondome, Tücher, sonstiger Müll: Ekelhafte Zustände im Heilbronner Wohlgelegen
Prostituierte und Freier verwandeln Straßenränder in regelrechte Müllhalden. Entlang der Wege liegen massenweise Feuchttücher, Kondome und weiterer Unrat.

Alexander Förster traute seinen Augen kaum. Der 65-Jährige war im Januar in den Weihnachtsferien mit seinen drei Enkelkindern auf einer Radtour von Neckargartach über den Gewerbepark Wohlgelegen in Richtung Buga-Gelände unterwegs. Auf dem Weg dorthin lockten die riesigen Beton-Schlammbecken hinter dem Zollamt die Kinder an.
Dann der Schock: Entlang der Becken in der Straße Wohlgelegen bot sich Opa und Enkeln ein Bild des Ekels. Am Straßenrand und in den Büschen lagen unzählige Kondome, Feuchttücher und sonstiger Unrat. "Das war der schlimmste Platz, den ich je gesehen hatte. Und wie sollte ich das Gesehene meinen Enkeln erklären", zürnte Alexander Förster. Der Bereich liegt innerhalb des sogenannten Prostitutionssperrbezirks, in dem Prostituierte von 19 bis 6 Uhr ihrem Gewerbe nachgehen.
Ordnungsamt kriegt Missstände nicht in den Griff
Der Heilbronner wollte die Missstände nicht einfach auf sich beruhen lassen, sondern wandte sich an das Heilbronner Ordnungsamt. "Es hat zwar eine Weile gedauert, aber dann hat man mich eingeladen und ich habe ein gutes Gespräch mit Mitarbeitern vom Amt gehabt", schildert der langjährige Planer für Entsorgung bei Audi die Lage.
Das Amt hat auch reagiert und eine Reinigungsfirma beauftragt, um die untragbaren Zustände zu beseitigen. "Die beschriebene Situation besteht seit mehr als einer Woche nicht mehr", antwortet Suse Bucher-Pinell auf Anfrage. "Bereits am Samstag, 12. März, wurde der Bereich gereinigt. Das Betriebsamt hat zudem die Hecken entlang der Schlammbecken großzügig zurückgeschnitten, so dass dort weniger Sichtschutz besteht", betont die Pressesprecherin der Stadt.
Lange Bestand hatte dieser Zustand im Wohlgelegen nach der Reinigung allerdings nicht. Denn ein Rundgang über das Gelände fünf Tage später zeigt, dass das Gelände erneut vermüllt ist. Kondome hängen in den Hecken, der Boden ist mit Feuchttüchern und Toilettenpapier übersät.
Hinweise helfen nicht

Die Stadt verweist darauf, dass sämtliche Prostituierte beim Anmeldegespräch darauf hingewiesen werden, den Müll ordnungsgemäß zu entsorgen und beim Straßenstrich entlang der Hafenstraße seit Jahren Toiletten und Abfallcontainer aufgestellt sind, die wöchentlich geleert werden. "Auch die Mitternachtssmission verteilt regelmäßig Müllsäcke", betont Suse Bucher-Pinell.
Die Polizei teilt gegenüber der Heilbronner Stimme mit, dass sie vor Ort regelmäßig Kontrollen durchführt. "Die genannten Plätze sind als Verrichtungsörtlichkeit bekannt und werden explizit in die Kontroll- und Überwachungsmaßnahmen einbezogen", betont Annika Grundbrecher. "Festgestellte Verstöße werden grundsätzlich geahndet", versichert die Pressesprecherin des Polizeipräsidiums Heilbronn. Die Polizei führe aber keine Statistik, der in diesen Bereich fallenden Ordnungswidrigkeiten.
Wie man bei der Stadt dem Problem beikommen will, bleibt offen. Pläne beim Regierungspräsidium, ein Verbot der Prostitution in dem Bereich anzustoßen, gebe es nicht. "Das würde allenfalls zu einer Verlagerung führen", betont Bucher-Pinell. Beim Ordnungsamt werde intensiv über Strategien zur Beseitigung derartiger Umstände nachgedacht.
Schlimmer wie in Armenvierteln

Für den leidenschaftlichen Fotografen und Fahrradfan Alexander Förster ist dies völlig unbefriedigend. Die Betroffenheit ist ihm auch noch Wochen nach dem Vorfall anzumerken. "Ich habe auf meinen zahlreichen Reisen auch Fotos in den Favelas in Brasilien und auf dem Smokey Mountain in Manila gemacht", erzählt Förster. Aber solche Bilder habe er selbst in den Armenvierteln der Welt noch nicht gesehen, ärgert er sich.
Die Ekel-Bilder hat er dokumentiert und aufbewahrt. "Wie kann man sein eigenes Land nur so verschandeln?", fragt sich der 65-Jährige. Eine Antwort auf die Frage und eine Lösung der Probleme hat aber auch er bis heute nicht gefunden.


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