Selbsttest: Wie man mit dem Online-Ausweis Dokumente vom Sofa aus beantragt
Die Onlinefunktion hat der Personalausweis seit vielen Jahren. Dennoch brauchte es das Onlinezugangsgesetz, mit dem einige Behördengänge digital absolviert werden können. Unser Autor hat getestet, wie weit man dabei kommt.

Welche Behördengänge kann man von zu Hause aus erledigen? Das will ich ausprobieren, stoße aber an manche Grenzen. Schließlich soll das Beantragen von Dokumenten im Test wirklich funktionieren, weshalb ich bei meinen Anträgen nicht wahllos fiktive Hunde anmelden oder unnötige Baugesuche einreichen kann.
Die Ausgangssituation ist jedoch für jeden Bürger gleich: Wer Behördengänge digital erledigen möchte, braucht einen Personalausweis mit Onlinefunktion. Die ist bei Ausweisen, die ab 2017 ausgestellt wurden, immer aktiviert, bei älteren Ausweisen lässt sich das nachholen. Die zugehörige Start-PIN kommt per Post. Wer den Brief nicht mehr hat, kann ihn erneut beantragen.
Wissen muss man für jede Anmeldung auch die sechsstellige PIN, die man nach Eingabe der Start-PIN selbst vergeben hat. Außerdem nötig sind die AusweisApp2 und ein Smartphone, das NFC-Funk beherrscht. Alternativ gibt es Lesegeräte für den Perso, die mit dem PC verbunden werden können.
Rentenversicherung aktualisiert ihre Daten innerhalb weniger Tage
Damit lässt sich schon einiges anfangen. Ich wähle mich zuerst bei der Deutschen Rentenversicherung ein und kann dort meinen Rentenbescheid, der bisher nur per Post kam, digital abrufen.
Außerdem übermittele ich über das elektronische Postfach mehrere Unterlagen, damit die Rentenversicherung weiß, wo ich zu bestimmten Zeitpunkten gearbeitet habe. Wenige Tage später werden die Angaben aktualisiert und es heißt: "Das Versicherungskonto weist keine Lücken auf." Ein Erfolg!
Digitaler Besuch beim Kraftfahrtbundesamt spart den zweiten Termin beim Bürgeramt
Als nächstes rufe ich meinen Punktestand beim Kraftfahrtbundesamt in Flensburg ab (keine Einträge) und beantrage eine Registerauskunft, die besagt, dass ich einen Führerschein habe. Einen internationalen Führerschein kann ich jedoch trotzdem nur vor Ort beim Bürgeramt beantragen, weil dafür eine Unterschrift notwendig ist.
Ich erfahre aber, dass ich ohne die Registerauskunft einen zweiten Termin gebraucht hätte, weil die Sachbearbeiterin per E-Mail bei der Behörde nachgefragt hätte, die meinen Führerschein ausgestellt hat, ob ich einen besitze. Mein digitaler Besuch beim Kraftfahrtbundesamt hat also Zeit gespart.
Anders läuft es beim Personalausweis. Für ihn muss ich zwei Mal zum Bürgeramt, für den Antrag selbst und fürs Abholen. Ich gebe dieselben Fingerabdrücke und dasselbe Foto wie für meinen Reisepass ab und leiste dieselbe Unterschrift. Eine Mitarbeiterin erklärt mir, dass ich den Ausweis für "Online-Funktionen" nutzen kann. Welche das sind, weiß sie allerdings nicht.
Service BW: Versteckte Leistungen und ellenlange Texte
Ungern rufe ich das Portal Service BW auf, weil es weder am PC noch am Handy gut nutzbar ist. Statt einer übersichtlichen Auflistung aller Leistungen meiner Stadt muss ich mich durch "Lebenslagen" klicken.
Immer wieder überfliege ich ellenlange Texte, nur um am Ende zu erfahren, dass es für diese Leistung noch keinen Online-Antrag gibt und ich aufs Amt muss. Schade! Denn das, was bereits online klappt, funktioniert: Als ich eine Meldebescheinigung beantrage, landet das Dokument in wenigen Sekunden als PDF in meinem Postfach.
Geburtsurkundenantrag bleibt zwei Tage lang folgenlos
Wie unterschiedlich der Stand der Digitalisierung ist, erfahre ich, als ich eine Kopie meiner Geburtsurkunde bestelle. Meine rheinland-pfälzische Geburtsstadt bietet im Netz dazu lediglich ein Formular. Per E-Mail wird der Antrag bestätigt und mir erklärt, dass man sich melde, um mir die Kontodaten für die 12 Euro Gebühr mitzuteilen - mehr passiert in den nächsten zwei Tagen jedoch nicht. Mir schwant Übles, da ich mich nicht online identifizieren konnte und wohl doch eine Ausweiskopie per Post schicken muss.
Der Test zeigt: Der Online-Ausweis funktioniert, wenn man ihn einrichten kann. Es fehlen Nutzungsmöglichkeiten und es müssen mehr werden. Die Zeit, in der man seinen Ausweis fotografiert, kopiert oder Callcenter-Mitarbeitern präsentiert, sollte jedoch bald vorbei sein.