Schimmel in Kita Wollhausstraße: Warum die Ausweichquartiere nicht alle Eltern beruhigen
Wegen Schimmelbefall können Kinder in der Kita Wollhausstraße derzeit nicht betreut werden. Übergangslösungen, die die Stadt anbietet, stellen nicht alle Eltern zufrieden. Auch ist unklar, seit wann der Schimmel aufgetreten ist.

Es schimmelt in der Kindertagesstätte Wollhausstraße in Heilbronn. Das steht seit Mitte März nach einer Begehung mit Sachverständigen fest. Seither sind alle Beteiligten auf der Suche nach einer Lösung. Vermieter ist die Druck & Medien Heilbronn GmbH, die zur Stimme Mediengruppe gehört. Torsten Schoo, kaufmännischer Leiter des Unternehmens, erklärt, man bedauere die Situation für den Kindergarten, die Kinder und das Team sehr.
Kinderbetreuung kann auf zwei Orte ausweichen
Die Stadt hat inzwischen zwei alternative Standorte gefunden. Seit 3. April werden 40 Kinder aus zwei Gruppen den ganzen Tag auf dem Gaffenberg im Evangelischen Walderholungsheim betreut. Die übrigen Kinder der Einrichtung, die halbtags betreut werden oder jünger als drei Jahre sind, kommen in der Städtischen Kindertagesstätte Goppeltstraße unter. Diese Standorte seien "mit Antrag auf Betriebserlaubnis und allem, was wir brauchen", sagt Achim Bocher, Sozialamtsleiter der Stadt Heilbronn.
Doch damit sind einige Eltern nicht zufrieden. "Ich finde es nicht in Ordnung, dass man eine Lösung einfach hinnimmt", sagt Aylin Sezer, Mutter von Zwillingen, die in der Wollhausstraße betreut wurden. Sie hätte es sinnvoller gefunden, die Kinder in kleinen Gruppen auf andere Kitas zu verteilen. Dadurch erhoffe sie sich mehr Beständigkeit, da am Gaffenberg im Sommer Freizeiten stattfinden. "Die Kinder werden so oder so aufgeteilt", so Sezer.
Trocknung und Schimmelentfernung dauert mindestens zwei Monate, meint der Sozialamtsleiter der Stadt
Für Achim Bocher ist die Planung der Sommerzeit erst der zweite Schritt. Er könne sich vorstellen, in so einem Fall die Räumlichkeiten anderer Kindergärten während deren Schließzeiten zu nutzen. Zunächst müsse aber die gesamte Planung vorankommen. Diese hinge von den Handwerkern ab, die sich um Bautrocknung und Schimmelentfernung kümmern. Mindestens zwei Monate dauere das, so Bocher.
Wie lange die Arbeiten dauern, kann auch der Vermieter nicht sagen. "Ich gehe von neun Monaten aus", sagt der Vater eines vierjährigen Kindes desillusioniert. Auch er hält von den aktuellen Standorten nicht viel. Effektiver sei die Nutzung leerstehender Gebäude, zum Beispiel Diskotheken. Hier seien Notausgänge und ähnliches vorhanden. "Notausgänge vielleicht. Aber keine Toiletten in Kindergröße", entgegnet der Heilbronner Sozialamtsleiter: "Wir können ja nicht an jeden x-beliebigen Standort."
Der Vater hat noch andere Einwände: In Begleitung eines Erziehers werden die Kinder von einem zentralen Abfahrtsort zu festen Uhrzeiten zum Gaffenberg gefahren und wieder zurückgebracht. Für den zweiten Standort in der Goppeltstraße steht dieser Service nicht zur Verfügung. Von einer "Zweiklassengesellschaft" spricht der Vater. Er führt den Umstand darauf zurück, dass auf dem Gaffenberg überwiegend Kinder von berufstätigen Eltern untergebracht seien. Seiner Frau, die mit dem zweijährigen Sohn zu Hause sei, könne man die tägliche Fahrt zum Kindergarten hingegen zumuten.
Ihm gegenüber habe die Stadt die monatlich 8000 Euro für den Bus angeführt, Achim Bocher hingegen argumentiert mit der eingeschränkten Erreichbarkeit des Gaffenbergs. Mit der Stadtbahn sei die neue Kita in der Goppeltstraße gut erreichbar, nur wenige Meter entfernt befinde sich eine Haltestelle. "Es ist auch eine Frage der Nachhaltigkeit, wenn man den öffentlichen Nahverkehr nutzt."
Shuttle-Transfer treibt die Eltern um
Außerdem habe der Shuttlebus einen Nachteil: Er fahre nur zu festen Zeiten. Wer zu spät komme, müsse auch zum Gaffenberg selbst fahren. Für Aylin Sezer ist das ein Problem. Sie besitzt kein Auto, ist auf das Shuttle angewiesen. "Wird der Bus warten, wenn wir fünf Minuten zu spät kommen?", fragt sie sich. Zudem quält sie eine weitere Frage: "Wer fährt überhaupt? Der Gaffenberg ist mitten im Wald. Ich habe da kein gutes Gefühl."
Auch die Mutter einer vierjährigen Tochter macht sich Sorgen, ob die Kinder heil ankommen. Trotz aller Bedenken hält Achim Bocher die Alternativstandort für die beste Lösung. "Man darf sich in einem Punkt nicht täuschen: Für die Kinder ist es erstmal ein Abenteuer."
Wasserschaden besteht offenbar schon länger
Der Schimmelbefall soll im Zusammenhang mit einem Wasserschaden Anfang März stehen. Eine Verbindungsschelle des Abflussrohres habe sich gelöst, wodurch Regenwasser am Rohr entlang anstatt hindurch floss. Die Feuchtigkeit habe sich im Erdgeschoss durch das Schienensystems verteilt und das über viele Monate, heißt es von Seiten des Vermieters. "Wann und wie lange der Schaden schon besteht, kann man im Nachhinein nie sagen", räumt Achim Bocher von der Stadt Heilbronn ein. Einige Eltern ärgern sich über die Kommunikation der Problematik. Es sei im Raum gestanden, dass der Wasserschaden den Schimmel ausgelöst habe.
"Wir wissen alle, dass das nicht sein kann. In so kurzer Zeit kann kein Schimmel entstehen", so die Mutter einer Vierjährigen. Die Arbeiten im Gebäude haben laut dem kaufmännischen Leiter der Druck & Medien Heilbronn, Torsten Schoo, schon begonnen. Als Vermieter bedauere man die Umstände sehr. "Alle sind sehr bemüht, schnell Lösungen zu finden und die Räumlichkeiten wieder tauglich herzustellen, damit die Kinder in ihren Kindergarten zurückkehren können", so Torsten Schoo.