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Neustart oder Abpfiff für Kaufhof-Filiale in Heilbronn?

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Die Branche rätselt, die Mitarbeiter sind nervös, die Städte fürchten Leerstände und Kaufkraftverlust. In diesen Tagen entscheidet sich das Schicksal der Warenhauskette Kaufhof - und damit auch der Filiale in der Fleiner Straße. Wie Experten die Chancen für den Standort Heilbronn bewerten.

Immer noch ein Anziehungspunkt für Kunden. Die Galeria-Kaufhof-Filiale in der Fleiner Straße.
Immer noch ein Anziehungspunkt für Kunden. Die Galeria-Kaufhof-Filiale in der Fleiner Straße.  Foto: Veigel, Andreas

In den nächsten Tagen wollen die Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz und Patrick Wahren bekanntgeben, wie viele der 131 Galeria-Karstadt-Kaufhof-Filialen in Deutschland geschlossen werden. Daran hängt das Schicksal von 17.400 Mitarbeitern, auch das der Beschäftigten in der traditionsreichen Filiale in der Fleiner Straße in Heilbronn.

Daran hängt aber auch das weitere Schicksal der Heilbronner Innenstadt. Denn eine Schließung der Galeria-Filiale, neben einem noch mindestens vier Jahre leer stehenden Wollhaus, ist für den Einzelhandel in der Käthchenstadt eine Horrorvorstellung.

 


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Insolvenzplan soll in Kürze vorgelegt werden

Ende Oktober 2022 hatte der Galeria-Karstadt-Kaufhof Warenhauskonzern, der seit 2019 komplett zur Signa-Holding gehört, in dem der österreichische Milliardär René Benko aktiv ist, den zweiten Insolvenzantrag im Schutzschirmverfahren innerhalb von zweieinhalb Jahren gestellt. Noch Ende Januar soll der Insolvenzplan dem Amtsgericht Essen vorgelegt werden.

"Es gibt viel Angst und viel Wut unter den Beschäftigten", sagt Caroline Kirchhoff. Das liege vor allem daran, dass es vom Konzern keine Informationen gebe, betont die Gewerkschaftssekretärin, die im Verdi-Bezirk Heilbronn-Neckar-Franken für den Handel zuständig ist. Rund 110 Galeria Beschäftigte gibt es in Heilbronn noch. "Anfang 2022 waren es noch 133", rechnet Kirchhoff vor. Das Personal sei systematisch ausgedünnt worden. "Eigentlich hieß es, die Beschäftigten sollen bei der Frage miteinbezogen werden, wie es weitergeht, das aber findet nicht statt", klagt sie. Dennoch geht die Gewerkschaftssekretärin davon aus, "dass Heilbronn bleibt".

Angespannte Stimmung bei den Beschäftigten

Dafür spräche auch die Bedeutung des Restaurants im vierten Geschoss der Heilbronner Filiale. "Das Restaurant ist nach wie vor attraktiv, hat viele Stammkunden und Angebot und Qualität stimmen", betont Frank Meckes. Auch unter den Beschäftigten sei die Stimmung angespannt, sagt der Sekretär der Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG), die die Restaurantangestellten vertritt. "Aber die Leute sind auch selbstbewusst", schätzt Meckes die Situation ein. Das gut besuchte Restaurant sei auf jeden Fall ein Pluspunkt, der für den Erhalt der Filiale spreche.

Über die Zahl der Standortschließungen und die Wackelkandidaten gibt es seit Monaten Spekulationen. Die Sanierer sprachen zunächst von bis zu 90 Filialen, jetzt ist eher noch von einem Drittel, also gut 40 bis 60 Filialschließungen, die Rede.

 


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Positive Einschätzungen für Heilbronner Filiale

Heilbronn wird in fast allen dieser Einschätzungen zu den Filialen mit guten Chancen auf einen Fortbestand gezählt. Die Filiale läuft vergleichsweise gut und zählt zu den Standorten, die noch dem Besitz der Signa-Retail zugerechnet werden, dem Teil der Gruppe der Benko gehört.

"Für mich ist das immer noch ein Top-Standort und das Haus ist auch technisch auf deinem guten Stand", sagt ein Experte, der sich im Einzelhandel auskennt. Auch das Warensortiment sei nach wie vor attraktiv. Vor wenigen Jahren seien zudem noch rund vier Millionen Euro in die rund 15.000 Quadratmeter große Filiale investiert worden, so der Fachmann, der nicht namentlich genannt werden will. An das Ende der Warenhaus-Ära, das viele beschwören, glaubt er dagegen nicht. "Wenn in den nächsten Tagen klar ist wie es mit der Warenhausgruppe weitergeht, muss schnell ein Konzept her, dann geht es auch wieder aufwärts", ist sich der Experte sicher.

 


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Auch Harry Mergel bleibt mit Blick auf den Standort zuversichtlich. "Wir sind im Gespräch mit der Geschäftsleitung und sind weiterhin optimistisch, was die Zukunft der Heilbronner Filiale betrifft", betont der Oberbürgermeister.

Dabei könnte sich eine Schwäche letztendlich als Stärke erweisen. Denn im Gegensatz zu München, Hamburg oder Berlin fällt der Standort Heilbronn naturgemäß deutlich ab. Die Immobilie ließe sich daher auch nicht teuer verkaufen, sagen Experten. Ein gewichtiges Argument für eine Immobilien-Holding, die im Schutzschirmverfahren steckt.

 


Mehrere Interessenten

Auch Interessenten für die Übernahme von Galeria-Standorten werden seit Bekanntwerden der Insolvenz immer wieder genannt. Noch im November 2022 machte der Online-Händler buero.de sein Interesse an 47 Filialen von Galeria Karstadt Kaufhof öffentlich. Gut vier Wochen später gab der Händler die Pläne wieder auf. Mitte Januar berichtete die Modekette Aachener darüber, dass sie Gespräche über die Übernahme einer größeren Zahl von Galeria-Standorten führe. Die Dortmunder Modekette betreibt bisher bundesweit sieben Standorte und bietet dort Textilien, Accessoires und Schuhe an. 

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