Neues Radhaus am Heilbronner Bahnhof läuft noch nicht richtig rund
Bei dem neuen automatischen Fahrradparkhaus vor dem Heilbronner Hauptbahnhhof hapert es noch mit dem Bezahlsystem. Deshalb können hier bisher nur Dauerparker ihr Rad deponieren.

Es ist angeblich das erste seiner Art in Deutschland. Schon seit Herbst zieht der zwölf Meter hohe Rundbau am Heilbronner Hauptbahnhof die Blicke von Passanten auf sich - und weckt inzwischen das Interesse von Verkehrsexperten aus der halben Republik. Baubürgermeister Wilfried Hajek spricht von einem städtebaulichen Highlight, von einem "Statement für die Verkehrswende", einem "richtigen Hingucker bei Tag und in der Nacht, den es so in keiner anderen Stadt gibt".
Wohl ab Ostern auch für spontane Nutzer
Doch so richtig in die Gänge ist das neue Fahrradparkhaus, das den sinnigen Namen "Radhaus" trägt, noch nicht gekommen.Nach dem mehrwöchigen Probelauf zum Jahresende hin, sollte es eigentlich im Januar in den Regelbetrieb gehen und allen Radlern offenstehen. Doch wie Wilfried Hajek und Janine Schubert vom Amt für Straßenwesen jetzt nach einigen kritischen Nachfragen im städtischen Bauausschuss zu verstehen gaben, hapert es noch mit dem völlig neu entwickelten "trimodalen" Bezahlsystem. Sprich: Wer sein Rad dort abstellen will, soll sich auf drei Wegen einen Platz sichern können, sowohl vorab via Internet oder über eine App im Handy, aber auch vor Ort mit einer Bezahlkarte.
Hajek gibt zu verstehen, dass alle Beteiligten "die Komplexität" dieser Bezahltechnik unterschätzt hätten, unter anderem müssten auch rechtliche Vorgaben, speziell für Kommunen, beachtet werden. "Wir wollen das so schnell wie möglich lösen", betont Schubert, die davon ausgeht, dass der Regelbetrieb spätestens an Ostern aufgenommen werden kann. Die rund zwei Dutzend Dauerparker könnten das Parkhaus allerdings jetzt schon nutzen. Insgesamt haben in dem Rundturm 122 Drahtesel Platz. Die Jahresgebühr für die Miete beträgt 90 Euro, ein Dreimonatsvertrag kostet 27 Euro. Die Tagesmietpreise stehen noch nicht fest.
Schon vorher Ärger mit Kostensprüngen
Entwickelt wurde das vollautomatische System von der Wöhr Autoparksysteme GmbH aus Friolzheim bei Pforzheim. Die Gesamtkosten kletterten bereits im Vorfeld wegen allerhand Unvorhergesehenem auf insgesamt 1,087 Millionen Euro. Genau 632 188 Euro werden davon gefördert, 313 788 Euro vom Bund, 318 400 Euro vom Land, den Rest muss die Stadt Heilbronn zahlen. Die Bahn beteiligt sich nicht.

Im Ratsrund brachte das Radhaus dieser Tage einmal mehr eine angeregte Debatte in Gang. Hell begeistert zeigt sich FDP-Stadtrat Gottfried Friz, der berichtet, wie selbst sein relativ großes und damit sperriges Rad dort untergekommen sei. Holger Kimmerle von den Grünen geht davon aus, dass dort Erfahrungen gesammelt werden können, die später auch an anderen Parkhaus-Standorten in Heilbronn nützlich sein dürften, auch bezüglich Schließfächern und Ladestationen. Nicht ganz so euphorisch zeigt sich Thomas Randecker (CDU), der schon vor und während der Bauphase Kostensprünge kritisiert hatte und nun die Praxistauglichkeit des Parksystems in Frage stellt.
So soll es funktionieren
Fahrräder, Pedelecs oder E-Bikes mit einem Gewicht von bis zu 30 Kilogramm und einer Lenkerbreite von bis zu 76 Zentimetern werden in dem vollautomatischen Parkhaus mit einer Art Roboter verladen. Die Bedienung soll relativ einfach sein: Radfahrer stellen ihr Zweirad zunächst auf eine Schiene, von dort wird es dann per Knopfdruck eingezogen und mit einem Lift zu einem freien Platz auf einer der acht Ebenen transportiert. Beim Abholen steht das Rad innerhalb von 16 Sekunden zur Weiterfahrt bereit, heißt es in einer Mitteilung der Stadt. Lastenräder oder auch Anhänger kann das System allerdings nicht einparken, auch vor einseitig schweren Gepäckstücken wird gewarnt, da das Rad dann in Schieflage geraten könnte. Die bisherigen Radparkplätze im Bereich des Hauptbahnhofs bleiben erhalten.