360 Grad-Kolumne: Feier in Hohenlohe und Corona-Frust in der Region
Chefredakteur Uwe Ralf Heer kommentiert die Woche: 75 Jahre Hohenloher Zeitung, unverständliche Zahlenspiele und Angstszenarien, Händler- und Gastronomiefrust sowie ein neues Radhaus.

Zeitungs-Jubiläum
Ganz nah dran ist die Mannschaft unserer Hohenloher Zeitung seit 75 Jahren. Und diesen Geburtstag feierten wir auch ganz nah dran - trotz Corona. Mit den Vor-Ort-Terminen in Künzelsau und Öhringen, mit Anregungen und spannenden Gesprächen. Tatsächlich erfährt man eben doch das eine oder andere mehr, als bei den unpersönlicheren Videokonferenzen. Zum Beispiel, wie die Vorbereitungen auf das Landeskinderturnfest in Künzelsau laufen, bei dem 5000 Jugendliche erwartet werden. Ein absoluter Höhepunkt im Jahreskalender - der hoffentlich im Sommer stattfinden kann. Ebenfalls im Sommer gibt es wieder die Öhringer Festival-Termine auf dem einstigen Gartenschaugelände. Auf eines allerdings werden die Öhringer verzichten müssen: Der Wunsch, dass man eine Bildungseinrichtung in Alexander-Gerst-Schule umbenennt, lehnt der berühmte Hohenloher Astronaut ab. Zu Lebzeiten möchte er das nicht. Viel lieber tritt er eine weitere Mission ins All an - da scheinen die Vorzeichen nicht schlecht zu sein.
Irreführende Vorgaben
Die Vorzeichen für ein Ende der Corona-Debatten stehen dagegen tatsächlich schlecht. Und Schuld ist die Politik. Hü und Hott bei Maßnahmen, über Nacht geänderte Vorgaben wie für die Genesenen, die plötzlich nicht mehr genesen sein sollen. Das sonst so vorsichtige Bayern lockert, der baden-württembergische Landesvater bleibt überstreng. Den Unmut über die ständigen Einschränkungen kann man verstehen. Den teilt auch so mancher, der an den sogenannten Spaziergängen in Brackenheim, Bad Wimpfen oder Öhringen teilnimmt. Es gibt Ungereimtheiten über die Zahl der an Corona Erkrankten oder Verstorbenen, wie unsere Recherche in Hohenlohe belegt hat. Zudem: Das RKI behauptet anderes als die ständige Impfkommission, Virologen sind sich uneinig, ob wir die Pandemie verlassen und zu einer Endemie kommen. Denn wer geimpft ist, hat von der Omikron-Variante bislang nicht viel zu erwarten. Und vor allem: Wo bleibt die Welle von schwerkranken Corona-Patienten in den lokalen Krankenhäusern von Heilbronn bis Öhringen, die seit Anfang Dezember permanent für die nächsten zehn Tage vorhergesagt wird?
Traurige Auswirkungen
Die Zeche zahlen Händler, Gastronomen oder Friseure. Letztere müssen auch in unserer Region Corona-Hilfen zurückzahlen, obwohl sie nach dem Lockdown Tag und Nacht gearbeitet haben, weil jeder einen Termin brauchte. Dabei wurde dann "zu viel" verdient. Unverständlich? Nein, verrückt. Die Händler erleiden einen irreparablen Kollateral-Schaden, weil die Menschen die Innenstädte meiden und die vorgeschriebenen Einlass-Kontrollen schärfer als bei einem Flughafen-Check sind. Trotz alledem: Wir müssen die Händler vor Ort jetzt unterstützen und dort einkaufen, bevor es zu spät ist. Der Politik zum Trotz. Und in die Gastronomie traut sich eh kaum mehr jemand - bei den hohen Corona-Hürden. Wenn sich dann jemand in diesen Zeiten tatsächlich entschließt, ein Lokal zu übernehmen, dann werden ihm noch jede Menge Knüppel zwischen die Füße geworfen. Soll mir niemand mehr sagen, alle Ämter würden während Corona Unmenschliches leisten. Manche leisten sich Unmögliches.
Innovatives Radhaus
Möglich wurde in Heilbronn die Umsetzung eines Leuchtturmprojektes mit Signalwirkung. Das neue Radhaus soll symbolhaft für eine fahrradfreundliche Stadt stehen. Rund eine Million Euro hat der optisch attraktive Rundbau gekostet, den wir im 360-Grad-Video einem Härtetest unterzogen haben. Per Knopfdruck und mit einem Lift werden die Räder automatisch auf acht Ebenen verteilt. So schnell kann es aufwärts gehen...