Neues Quartierszentrum beim Kirchhöfle unweit des K3 geplant
Die Stadtverwaltung sichert sich für ein geplantes Quartierszentrum das Vorkaufsrecht für vier Immobilien in der Schellengasse, unter anderem für zwei Häuser der Diakonie. Dort ist man verwundert.

Alle Heilbronner Stadtteile sollen ein Quartierszentrum bekommen, die Kernstadt sogar mehrere. Sie dienen Bürgern jeden Alters als eine Art soziokulturelle Anlaufstelle. Die Investitionen werden in der Regel von der Stadt gestemmt, die Trägerschaft liegt meist in Händen von Sozialverbänden wie evangelische Diakonie, katholische Caritas und Arbeiterwohlfahrt (Awo). Kooperationen werden laut Rathaussprecherin Suse Bucher-Pinell mit "allen relevanten Akteuren" des Stadteils oder Stadtviertels angestrebt, also etwa mit Schulen, Kitas, Kirchen, Volkshochschule, Vereinen und anderen, die dort Veranstaltungen, Kurse oder etwa Gesprächs- oder Betreuungsangabote bieten.
Vorbilder gibt es schon
Vorreiter ist das Bürgerhaus Böckingen, aber auch andernorts sind solche Quartierszentren am Laufen oder im Aufbau: vom Augärtle im Alten Industriegebiet über das Mehrgenerationenhaus in der Nordstadt und das Arkus im Südviertel bis nach Sontheim oder Frankenbach.
Nun fasst das Rathaus auch für die nördliche Innenstadt ein solches Zentrum ins Auge. In seiner jüngsten Sitzung sicherte der Gemeinderat der Stadt per Satzung das Vorkaufsrecht für den Bereich "Nördlich Schellengasse" zu. Das heißt: Sobald dort ein Grundstück oder Haus auf den Markt kommt, muss es der Stadt angeboten werden, bevor andere Interessenten zugreifen.
Die genauen Adressen
Konkret umfasst das die Flurstücke Sülmer Straße 68, Ecke Schellengasse 5, wo sich in einem Privathaus ein Imbiss namens Döner-Eck befindet, die Schellengasse 7 und 9, die der Hausbesitzer Diakonie selbst nutzt, sowie das Privathaus Schellengasse 13, das nach dem Auszug eines Diakonie-Ladens 2019 leer steht. Die Hausnummer 9 gibt es dort nicht.
Der Bereich würde sich für ein Quartierszentrums gut eignen, heißt es in der Ratsvorlage des Planungs- und Baurechtsamtes, das sich dabei auf Angaben des Amtes für Familien, Jugend und Senioren stützt: Die Lage sei zentral und sowohl fußläufig als auch mit den öffentlichen Verkehrsmitteln gut zu erreichen. Zudem seien im Einzugsbereich von der Kaiserstraße bis zur Dammstraße die entsprechenden Zielgruppen vorhanden. Nördlich angrenzend befindet sich das Kirchhöfle, das in die Konzeption eingebunden werden könnte. Zudem sei hier "eine hochfrequentierte soziale Einrichtung der Diakonie sodass gegenseitige Fühlungsvorteile zu erwarten sind", heißt es weiter.
Verwunderung bei der Diakonie
"Wir schließen nicht und wir verkaufen aktuell auch nichts", betont der Geschäftsführer des Diakonisches Werkes für den Stadt- und Landkreis Heilbronn, Karl Friedrich Bretz auf Stimme-Anfrage. Er wundert sich, weil die Diakonie seines Wissens nicht in die Planungen eingeweiht wurde, gleichzeitig aber in anderen Quartierszentren sogar Träger oder Kooperationspartner ist. Tatsächlich halte er den Standort für geeignet, wobei die Diakonie eine weitere solche Einrichtung derzeit nicht stemmen könne.
Träger nicht Diakonie, sondern Friedenshort
Nach Angaben von Rathaussprecherin Suse Bucher-Pinell sei die Diakonie als Kooperationspartner vorgesehen, als Träger allerdings die Evangelische Jugendhilfe Friedenshort GmbH. In Betrieb gehen solle das Quartierszentrum "nach aktuellem Planungsstand und vorbehaltlich noch notwendiger Gremienentscheidungen im Jahr 2023". 2022 werde zunächst durch den Träger eine Sozialraumanalyse durchgeführt, aus deren Ergebnissen schließlich die Arbeitsschwerpunkte des neuen Quartierszentrum abgeleitet würden.