Mergel zu Heilbronner Markthallen-Idee: Drei Player im Spiel
Ist Heilbronn reif für eine Markthalle? Die Diskussion reißt nicht ab. Nun nennt OB Mergel drei mögliche Akteure. Derweil pochen Stadträte auf eine "aktive Moderatorenrolle" durch das Rathaus.

Ohne dass das letzte Wort gesprochen wäre, ist zum Traum- oder Albtraum-Projekt einer Heilbronner Markthalle scheinbar alles gesagt, aber nicht von allen. Ausgerechnet der Oberbürgermeister übte sich bisher in Zurückhaltung. Nun hat sich Harry Mergel in der jüngsten Gemeinderatssitzung etwas ausführlicher geäußert.
Anlass dazu gab eine GMA-Machbarkeitsstudie sowie der fraktionsübergreifende Antrag von CDU, SPD, FDP und FWV, in dem diese das Rathaus "verpflichten", eine Markthalle in Heilbronn als "gut, erstrebenswert und unterstützenswert" anzuerkennen. Zudem fordern sie das Rathaus auf, bei der Suche nach Standorten und Betreibern eine "aktive Moderatorenrolle" einzunehmen.
Sehr komplexe Sache

Diplomatisch dankte der OB "allen, die ein Markthallengefühl schaffen". Gleichzeitig gab er zu bedenken, dass ein solches Projekt nicht zu Lasten des Wochenmarkts und derer gehen darf, "die in der Innenstadt etwas Ähnliches im kleineren Stil aufgebaut haben". Gleichzeitig könne das Rathaus ein solches Projekt nicht subventionieren. Letztlich handle es sich um eine "sehr komplexe Sache mit vielen offenen Fragen".
Wirtschaftsförderung durchs Rathaus
Eine Markthalle dürfte mit Sicherheit zur Belebung und Attraktivitätssteigerung der Innenstadt beitragen, so Mergel weiter. "Aber machen wir uns nichts vor: Das ist etwas für Profis." Die geforderte wirtschaftsförderliche Begleitung möglicher Investoren oder Betreiber sei fürs Rathaus "eine Selbstverständlichkeit und gehört zur täglichen Arbeit". Hier lehnte sich der OB sogar aus dem Fenster, indem er sagte: "Wir haben drei Bälle im Spiel und werden daran weiterarbeiten".

Auf Stimme-Nachfrage nannte Mergel zunächst den neuen Wollhaus-Besitzer Neufeld, der derzeit an einem Gesamtkonzept für die Immobilie arbeite und jüngst Stadträte durch die leeren Räume führte. Außerdem feile die Stadtgalerie inzwischen an einem Markthallen-Konzept für ihr Untergeschoss. Nicht zuletzt zeige die Galerie Kaufhof Interesse, ihre im Untergeschoss darbende Food-Abteilung im Erdgeschoss neu aufzustellen. Weniger aufgeschlossen sind dem Vernehmen nach die Besitzer des Käthchenhofs, wo kürzlich der "Biomammut"-Supermarkt auszog. Und auf dem oft genannten Reim-Areal am Rathaus blockiert eine letzte Privatimmobilie die gewünschte Neubebauung.
Rege Debatte
Mit kleinen Abstrichen stellten sich alle Fraktionen hinter das Wunschprojekt. Christoph Troßbach (CDU), der die alte Debatte 2022 neu belebte, betonte: "Die Stadt hat sich zuletzt sehr gut entwickelt, so muss es weitergehen." Eine Markthalle diene nicht nur Einheimischen als Treffpunkt und ziehe Kunden an, sie sei auch ein Standortfaktor. Heilbronn mangele es zwar nicht an Einkaufsmöglichkeiten.

Eine Steigerung des Erlebniswerts stünde der City aber gut zu Gesicht, meinte Marianne Kugler-Wendt (SPD). Nico Weinmann (FDP) räumte ein, dass es die "eierlegende Wollmilchsau, die allen Bedürfnissen gerecht wird", nicht gebe. Gleichzeitig dürfe man eine Markthalle nicht als reines Renditeobjekt betrachten. "Es darf keine Konkurrenz zum Wochenmarkt entstehen", betonte Isabell Steidel (Grüne). Sie wusste, dass die Stadtinitiative am 16. Mai bei ihrer Hauptversammlung eine neue Markthallen-Studie der DHBW präsentiere, "wodurch wir die heiß diskutierte Frage auf eine noch breitere wissenschaftliche Basis stellen können".
Ein solches Vorhaben stehe und falle mit dem Investor, "und den können wir nicht herbeireden", so Michael Seher (AfD). Ähnlich Herbert Burkhardt (FWV). Er sprach von "neuem Wein in alten Schläuchen" und sah den Wahlkampf nahen. Falls je ein Betreiber auftauche, müsse alles zum Zentrenkonzept passen. Auch Marion Rathgeber-Roth (UfH) sagte, eine Markthalle müsse gut ins Bestehende eingebunden werden und natürlich ansprechend sein. Gleichzeitig sei die GMA-Studie aber "etwas ernüchternd". Und Konrad Wanner (Linke) bat den OB, alle genannten Ansätze "konstruktiv weiterzuverfolgen".
GMA-Studie sieht für Markthalle "perspektivisch Chancen"
Aktuell ist eine Markthalle in Heilbronn wegen "beschränktem Kundenpotenzial" und verstärkter Supermarkt-Konkurrenz in der allgemeinen Wirtschaftskrise "nicht tragfähig", "perspektivisch"eher. So heißt es in der von Markus Wagner im Gemeinderat vorgestellten GMA-Studie. Eine reine Markthalle wie in Stuttgart funktioniere nicht. Wagner rät zu einem 1000 bis 1100 Quadratmeter großen "hybriden Konzept" mit Bausteinen aus Frische- und Bio-Produkten plus Gastronomien und anderen Nutzungen bis hin zu Events. Sinnvoll wäre die Einbindung in bestehende Strukturen mit ansprechendem Ambiente und Umfeld. Die GMA rät zu einer privaten Betreibergesellschaft.