Sommerzone in der Heilbronner Lohtorstraße: Wann kommt sie nun?
Den geplanten Fußgängerbereich in der Lohtorstraße sollte es eigentlich seit Mitte Mai geben, bis jetzt zeugen nur Verkehrsschilder davon. Eine angekündigte grüne Insel andernorts in der Innenstadt fällt unterdessen definitiv weg.

"Hier herrscht jetzt absolutes Halteverbot, die schleppen Sie ab", ruft Luca Högerle einem älteren Herrn zu, der gerade vor seiner Gaststätte parkt. "Ich muss nur ein paar Briefe einwerfen", antwortet der Mann dem Betreiber des "Ins Spätzle" und eilt mit eingeschaltetem Warnblinklicht in Richtung Bürgeramt davon. Er ist nicht der Einzige, der am späten Mittwochmorgen im Halteverbot steht.
Die neuen Schilder an der Lohtorstraße, die von der neuen Situation künden, sind offenbar noch nicht im Bewusstsein der Heilbronner angekommen. Das mag daran liegen, dass außer den Verkehrszeichen noch fast nichts von der Sommerzone zu sehen ist, die eigentlich schon Mitte Mai in der Lohtorstraße Einzug halten sollte.
Lediglich vier Bäumchen in hellbraunen Pflanzkübeln stehen vor der Hinterseite des Rathauses und vor dem Bürgeramt. "Die Lohtorstraße geht Mitte Juni in Betrieb. Den genauen Termin geben wir rechtzeitig bekannt", heißt es auf Nachfrage schmallippig von der Pressestelle der Stadt Heilbronn. Die Sommerzone in der Turmstraße wurde dagegen wie geplant am 12. Mai eingeweiht.
Verzögerungen bei der Planung
Noch Mitte April hatte die Stadt verkündet, dass sowohl die Turm- als auch die Lohtorstraße vom 12. Mai bis 29. September zu erweiterten Fußgängerzonen mit mobilem Grün, Sitzelemente und Leselounge umgestaltet werden sollen. Zusätzlich sollte auch der Rathausinnenhof zu einer Insel der Ruhe und Erholung werden. Davon ist heute keine Rede mehr. "Auf die Bespielung des Innenhofs wird aus verschiedenen Gründen verzichtet", sagt die Stadt und nennt nach mehrfacher Nachfrage "Kapazitätsgründe beim Grünflächenamt, Denkmalschutz, Auflast auf der darunter liegenden Tiefgarage" als Erklärung.
Eine Fassadenbegrünung, die ursprünglich auch im Rathausinnenhof geplant war, soll jetzt nur noch in Teilen verwirklicht werden. "Dazu haben wir eine Wanderausstellung entwickelt", erläutert Dana Fischer vom Grünflächenamt. Die Verzögerungen erklärt sie mit "Planungsprozessen, die auch Zeit brauchen. Im Moment sind wir in Gesprächen mit Gastronomen und Vereinen", wird Fischer konkreter. Dabei geht es um die Außengastronomie, After Work-Partys und Auftritte. Schließlich soll vor der Zeag-Energieagentur ein Holzdeck als Bühne aufgebaut werden.
Chancen für Gastronomie
Für Luca Högerle bietet die Sommerzone vor allem eine Chance: "Bei uns herrscht gute Stimmung, denn wir können unsere Außenbewirtung vergrößern", freut sich der Gastronom, der seit knapp zwei Jahren das "Ins Spätzle" zusammen mit Marcel Hoyer betreibt. Die Sommerzone wollen die beiden nutzen, um ab sofort jeden Donnerstag eine After-Work-Party von 16 bis 0 Uhr zu feiern.
Die Bewohner der Lohtorstraße und die Händler sehen die Zone dagegen nach wie vor kritisch. "An meiner Skepsis hat sich nichts geändert. Ich werde mir das Ganze genau anschauen und habe immer noch große Bedenken", betont die Heilbronner Stadträtin Elke Roth, gleichzeitig Besitzerin des Gebäudes, in dem lange Jahre das gleichnamige Café untergebracht war. "Ich bin mir sicher, dass die Einzelhändler in Sülmer City und der Lohtorstraße darunter leiden werden", sagt Roth. Sie sei überzeugt, dass die Besucher wegblieben, wenn die Kurzzeitparkplätze wegfallen.
Kritik beim Einzelhandel
Bei einer Informationsveranstaltung Anfang März hatten auch andere Händler heftige Kritik geübt. "Damit schaffen wir noch mehr Leerstände", warf Claus Böhm vom gleichnamigen Reisebüro der Verwaltung vor. Die Ärzte der Gemeinschaftspraxis in der Straße fürchten, dass Patienten mit Gehbehinderungen die Sprechstunden künftig nicht mehr besuchen könnten.
Differenzierter betrachtet Axel Palm das Problem. "Auf der einen Seite brauchen wir die Parkplätze, andererseits soll die Innenstadt belebt werden", sagt der neue Vorsitzende der Stadtinitiative. "Ob die Sommerzone dazu das richtige Konzept ist sei dahingestellt", zweifelt der Einzelhändler. Er fordert von der Stadt parallel dazu "die Parkhäuser attraktiver zu gestalten".
Für Elke Roth ist klar, dass am Ende der Sommerzone eine klare Analyse stehen muss. "Wir erwarten ein Reporting im Oktober mit einer Befragung aller Beteiligten", fordert sie. Und wenn das schlecht ausfällt, muss die Sommerzone wieder abgeschafft werden", unterstreicht die Stadträtin.


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