Öffentliche Abfalleimer auf dem Prüfstand: So ist die Lage in Heilbronn
Im Heilbronner Stadtgebiet gibt es sage und schreibe 1500 öffentliche Mülleimer. Nicht nur achtlose Passanten, auch lernfähige Krähen machen dem städtischen Betriebsamt zu schaffen.

Öffentliche Mülleimer, von denen es in Heilbronn 1500 gibt, ließ die CDU jetzt im Bauausschuss des Gemeinderats auf den Prüfstand stellen: "ein komplexes Thema", wie Ralph Böhringer vom zuständigen Betriebsamt weiß. Er verweist zunächst auf die Polizeiverordnung, wonach in solche Behältnisse "nur Kleinabfälle wie Fahrscheine, Obstreste und Zigarettenschachteln eingeworfen werden" dürfen. Geleert werde von einmal wöchentlich bis zu fünfmal täglich.

Allein in der Innenstadt seien 105 Behälter mit integriertem Aschenbecher sowie acht Unterflur-Container "bedarfsgerecht verortet", wie es im "Mülleimerkonzept" von 2010 heißt, also etwa an Passantenströmen, Bänken, Verkaufsstellen.
Verhaltensmuster von Passanten und Krähen
Bei der Form greifen laut Ralph Böhringer folgende Kriterien: schräge Oberfläche, damit kein Unrat draufgelegt werden kann und keine Vögel sesshaft werden, Öffnungen gerade so groß, dass Kleinabfälle reinpassen. Großes Problem: Krähen picken den Inhalt oft trotzdem raus, teils unübersehbar.
Das "Verhaltensmuster der Passanten", so Böhringer diplomatisch, "unterliegt einem stetigen Wandel", weshalb man das Konzept von 2010 nun überarbeite, dabei auch die jeweilige Abfallmenge einbeziehe, stichprobenartig sortiere und Bedarf und Größe festlege.

Neue Unterflurcontainer sollen keine hinzukommen: Teils würden die bisherigen acht wegen "der Verlagerung von Aufenthaltsräumen" nicht voll ausgenutzt, vor allem aber wegen Platzmangel im städtischen Untergrund. Außerdem sei die Leerung per Kehrmaschine arg aufwendig, mitunter seien sie auch verstopft.
Außerhalb der Innenstadt würden heute Abfallkörbe mit einem festen Deckel aufgestellt, ganz einfach wegen der Krähen, wobei Böhringer berichtet, dass sich die lernfähigen Vögel "mit Stöckchen sogar gegenseitig helfen". Hier versuche man mit kleineren Einwurfschlitzen gegenzusteuern, aber auch mit größeren Volumina, wodurch die Körbe nicht bis zum Rand voll werden. "In Parks hat sich die Lage entspannt", sagte Böhringer, weil man die Körbe an Wochenenden frühmorgens leeren lasse.
Mobile Tonnen haben sich etabliert
In den Corona-Jahren habe man mit sechs zusätzlichen mobilen, teils eingehausten 240-Liter-Tonnen in der City "sehr gute Erfahrungen" gemacht, weil sie "hochflexibel" und einfach geleert werden könnten. Zudem hätten sie einen "Pizzaschlitz", damit entsprechende Kartons am Stück eingeworfen werden können. Ihre Zahl soll sukzessive erhöht werden, auch mit Blick auf die Rücknahmepflicht von Verpackungen, die von Gastronomen "in den seltensten Fällen" umgesetzt werde.

Im Bauausschuss brachte die Problematik eine rege Debatte in Gang. Susanne Schnepf (CDU) mahnte ein "allgemeines Umdenken in der Wegwerfgesellschaft" an. Das Thema Abfallvermeidung müsse offensiver diskutiert werden, meinten auch Eva Luderer (Grüne) und Konrad Wanner (Linke), wobei gerade Gastronomen ins Boot geholt werden müssten. Eine kommunale Verpackungssteuer wie in Tübingen brachte Tanja Sagasser-Beil (SPD) ins Spiel. "Zu diesem globalen Thema müssen wir uns mal grundsätzlich zusammensetzen", so Baubürgermeister Andreas Ringle.
Elke Roth (CDU) kritisierte, dass der Marktplatz gerade samstagsfrüh oft nicht sauber sei, wobei Böhringer erklärte, dass man hier wegen Kabeln für den Wochenmarkts keine Kehrmaschinen einsetzen könne. Alfred Dagenbach (AfD) lobte indes ausdrücklich die Stadtreiniger, stellte aber fest, "so einfach bekommen wir die Probleme nicht vom Tisch". Gottfried Friz (FDP) riet zum "flexiblen Reagieren", auf dass es einmal heiße: "Heilbronn ist eine saumäßig saubere Stadt."