Kontrolldienst entsorgt Wurst aus Heilbronner Netto-Filiale
Lebensmittelkontrolleure beanstanden mehrere Packungen Wurst beim Discounter am Berliner Platz in Heilbronn. Die Netto-Zentrale spricht von einem Einzelfall.

Die Frankfurter Rindswürste wiesen weiß-gräuliche Ablagerungen auf. Der Schwarzwälder Schinken war mit Schimmel überzogen und die Verpackungsschutzfolie bei den bereits dunkel verfärbten Bacon-Streifen war beschädigt. Der Anblick von Wurstwaren in der Kühltheke in der Heilbronner Netto-Filiale am Berliner Platz war am Nikolaustag auch für die Mitarbeiter der Abteilung Veterinärwesen und Lebensmittelüberwachung im Heilbronner Ordnungsamt unschön.
Beim Durchgang durch das Ladengeschäft im Untergeschoss des Einkaufszentrums K3 beanstandeten die Lebensmittellkontrolleure am 6. Dezember noch weitere Lebensmittel. Insgesamt gleich sechs verpackte Wurstwaren aus der Kühltheke zogen die Kontrolleure schließlich aus dem Verkehr, um sie zu entsorgen.
Verfallsdatum um vier Tage überschritten
Dazu zählten auch eine Geflügelleberwurst, eine Leberwurst mit Kalbfleisch, die beide mit einem weiß-bläulichen Belag überzogen waren und eine Packung Leberpastete, bei der das Verbrauchsdatum zum Zeitpunkt der Kontrolle bereits um vier Tage überschritten war.
"Wir bedauern es sehr, dass es in diesem Einzelfall zu Abweichungen unseres hohen Qualitätsanspruchs gekommen ist", versichert Christina Stylianou, Leiterin der Unternehmenskommunikation der Netto Marken-Discount-Stiftung, auf Stimme-Anfrage. Wie es zu den Mängeln kommen konnte, kann die Netto-Sprecherin nicht sagen. Sie betont aber: "Das entspricht nicht unseren Unternehmensvorgaben. Unsere Qualitätsstandards werden von unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vor Ort grundsätzlich sehr gewissenhaft eingehalten und kontinuierlich geprüft."
Davon wird sich der Heilbronner Kontrolldienst in den nächsten Wochen mehrfach überzeugen. "Es wird jetzt enge Nachkontrollen geben, bis sicher ist, dass ein betriebsinternes Konzept gewährleistet, dass regelmäßige Eigenkontrollen stattfinden", betont Dr. Gudrun Vollrath, Abteilungsleiterin der Lebensmittelüberwachung beim Heilbronner Ordnungsamt.
Auch die Netto Marken-Discount-Zentrale in Maxhütte-Haidhof, mit bundesweit 4280 Filialen einer der großen Discounter in Deutschland, hat reagiert. "Unsere Mitarbeiter vor Ort werden bezüglich der Thematik sensibilisiert und nochmals geschult", unterstreicht Christina Stylianou. Gründe für eine Beanstandung soll es in der Heilbronner Filiale in Zukunft nicht mehr geben.
Viele Verstöße im vergangenen Jahr
Im vergangenen Jahr waren in der Stadt Heilbronn unter anderem auch im Oktober bei einem Lebensmittelhändler verdorbenes Obst und Gemüse, Verunreinigungen sowie Ungeziefer in Gewürzen entdeckt worden.
Ein asiatisches Restaurant wurde zudem im Juli wegen erheblicher Mängel vorübergehend geschlossen. Insgesamt überprüften die fünf Lebensmittelkontrolleure der Stadt bis Anfang Dezember 1246 Betriebe. In 458 Geschäften wurden Verstöße festgestellt. Mängel gab es am häufigsten in den Bereichen Betriebshygiene, Kennzeichnung und Aufmachung der Waren.
Die meisten Kontrollen werden als unangekündigte Routinekontrollen in einem zuvor festgelegten Rhythmus durchgeführt. Die Überprüfung beim Netto ging auf eine Verbraucherbeschwerde eines Käufers zurück. Dabei dürfen die Lebensmittelkontrolleure vor Ort sämtliche Betriebsräume besichtigen und Dokumente überprüfen. Die Betriebsinhaber sind zur Mitwirkung verpflichtet. Nach jeder Kontrolle bewerten die Lebensmittelkontrolleure die Ergebnisse. Wie im aktuellen Fall der Netto Filiale veranlassen sie entsprechend Maßnahmen, die von der Beseitigung der Mängel bis zur Betriebsschließung reichen.
Aufgabe der Lebensmittelüberwachung
Die Lebensmittelüberwachung hat die Aufgabe, den Verbraucher vor gesundheitlichen Gefahren durch Lebensmittel, Bedarfsgegenstände, Tabakerzeugnisse und kosmetische Mittel sowie vor Täuschung und Irreführung zu schützen. Gesetzliche Grundlage ist eine Verordnung des Europäischen Parlaments aus dem Jahr 2002. In Heilbronn wird mit der Erfassung eines Lebensmittelbetriebs auch ein Kontrollrhythmus festgelegt. 2021 wurden in der Stadt insgesamt 917 Betriebe von Lebensmittelkontrolleuren aufgesucht, in 366 von ihnen wurden Verstöße festgestellt. 2022 gab es bereits 1246 Kontrollen, die Zahl der Beanstandungen stieg im vergangenen Jahr auf 458.



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