Ordnungsdienst-Mitarbeiterin verteilt Knöllchen: "Wir machen das nicht zum Ärgern"
Bei ihren Kontrollen im größten Heilbronner Stadtteil Böckingen erleben Mitarbeiter des Verkehrsüberwachungsdienstes so manche Kuriosität. Wir haben sie bei ihrem Katz- und Mausspiel begleitet.

"Ooh, da ist ein gelber TÜV!" Stefania Manzo hat den Adlerblick. Aus dem fahrenden Auto heraus ist ihr eine TÜV-Plakette aufgefallen, die aktuell nirgends rumfahren dürfte. Und tatsächlich, die Hauptuntersuchung an dem Kleinwagen wäre im Mai 2021 fällig gewesen.
"Der bekommt jetzt nicht direkt einen Strafzettel, weil dafür der Halter, nicht der Fahrer zuständig ist", erläutert Manfred Herkert, Sachgebietsleiter Verkehrsüberwachungsdienst (VÜD) bei der Stadt Heilbronn. Stattdessen gibt es Post von der Bußgeldstelle, einen Punkt und 60 Euro plus Bearbeitungsgebühr.
Verständnis für manche Anwohner
Unterwegs mit dem VÜD in Alt-Böckingen: Es ist Mittwochmittag in den Pfingstferien. Normalerweise wäre Stefania Manzo allein unterwegs, aber heute ist sie in Begleitung. "Abends sind hier deutlich zu viel Fahrzeuge für zu wenig Fläche", weiß sie. Das Gebiet ist einfach nicht auf so viele Fahrzeuge ausgelegt, deswegen hat sie durchaus Verständnis für manche Anwohner. Doch gerade in den Kreuzungsbereichen der kleinen Seitenstraßen darf trotzdem niemand stehen. "Wir machen das ja nicht zum Ärgern, aber die Sicherheit geht vor, sonst kommt da kein Löschfahrzeug durch", betont Manfred Herkert.
Um diese Uhrzeit ist aber alles relativ frei. Am Container der Trinkerszene ist niemand, parallel wird auch nach Autos geschaut, an denen die Zulassung abgelaufen ist. Direkt an der Mauer vom alten Friedhof steht so einer. In dem VW Polo liegt ein Zettel, der auf einen Motorschaden hinweist und dass er am selben Tag abgeholt wird. Einen gelben Kleber mit dem Hinweis, dass abgeschleppt wird, bekommt der Wagen trotzdem.
Manche Menschen sind sehr erfinderisch
"Sowas muss nicht immer stimmen, die Leute sind da schon erfinderisch", erzählt die VÜD-Mitarbeiterin. Es gibt Fahrzeuge, die findet sie immer wieder an einem anderen Ort, ohne Aufkleber, es ist ein regelrechtes Katz- und Mausspiel. Fahrzeugnummer und Kennzeichen werden notiert. Drei Tage später wird erneut kontrolliert. "Die meisten Fälle haben sich dann schon erledigt", stellt Manfred Herkert fest. Sonst landet auch das bei der Bußgeldstelle.
Halt- und Parkverstöße, illegale Müllablagerung, TÜV, Obdachlose, Straßenschilder - bei ihrer Tour haben die VÜD-Mitarbeiter vieles gleichzeitig im Blick. Ein Auto steht im eingeschränkten Halteverbot, auch noch gegen die Fahrtrichtung. Stefania Manzo macht Fotos, gibt alles in ihr Smartphone ein, und dank Bluetooth spuckt der mitgeführte Drucker das Knöllchen aus. "Wenn das Fahrzeug in drei Stunden immer noch hier steht, wird es erhöht", erläutert sie.
Genau gegenüber auf dem Parkplatz steht ein großer, nicht zugelassener BMW. Das ist so ein Kandidat, der immer wieder den Standort wechselt. "Den müssen wir jetzt der Polizei melden, denn der darf ja nicht bewegt werden", klärt Herkert auf. Seine Mitarbeiterin fährt oft mit dem Auto durch die Gegend, lässt es aber auch immer wieder stehen und geht zu Fuß auf Streife. "Manche Sachen sieht man dann einfach besser, außerdem finde ja auch ich nicht immer einen Parkplatz, wenn ich ihn brauche."
Es wird auch viel geduldet. Gehwegparken an manchen Stellen, weil die Fahrbahn sonst zu schmal wäre. Stefania Manzo stellt immer wieder fest, dass sich durch ihre Arbeit etwas ändert. In der Eppinger Straße etwa standen die Autos früher den ganzen Berg hoch auf dem Gehweg. "Inzwischen sind sie alle runter und sehen es auch ein, gerade, wenn sie Kinder haben und ich ihnen zeige, dass da keiner mehr vorbeikommt", freut sie sich.
In Böckingen wird täglich kontrolliert
In Böckingen sind drei Mitarbeiter des Verkehrsüberwachungsdiensts (VÜD) im Einsatz, zwei davon in Teilzeit. Der größte Heilbronner Stadtteil wird täglich kontrolliert, am Wochenende dann nach Auftrag. Einmal die Woche steht eine Nachtkontrolle an, immer wieder auch eine Tour mit der Feuerwehr, um neuralgische Stellen auf Passierbarkeit zu überprüfen.
Wer in Heilbronn ein Knöllchen bekommt, der erhält es direkt an die Windschutzscheibe. "Das ist politisch hier gewollt, damit die Leute ihre Verstöße gleich erkennen und es möglichst nicht wiederholen", erläutert Manfred Herkert, Sachgebietsleiter VÜD. Die Mitarbeiter sind darauf nicht namentlich, sondern mit einer Zeugennummer aufgeführt.