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Klimawald auf der Heilbronner Theresienwiese nimmt Gestalt an

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72 Bäume sollen weit über die Ecsite-Konferenz hinaus auf der Heilbronner Theresienwiese für Abkühlung, Schatten und gute Luft sorgen. Passt das auch zum Volksfest?

Das Klimawäldchen auf der Theresienwiese heißt offiziell Smart Festival Forest. "Man könnte das übersetzten mit: technisch innovative Waldstruktur für Festplätze", erklärt Rathaussprecherin Suse Bucher-Pinell.
Das Klimawäldchen auf der Theresienwiese heißt offiziell Smart Festival Forest. "Man könnte das übersetzten mit: technisch innovative Waldstruktur für Festplätze", erklärt Rathaussprecherin Suse Bucher-Pinell.  Foto: Veigel, Andreas

Brütende Hitze, Staub und Schweiß: Besucher der Heilbronner Theresienwiese wissen wie sich's dort sommers anfühlt, etwa beim Volksfest oder bei Flohmärkten. Alle, die dann Abkühlung, bessere Luft und Schatten suchen, werden künftig tatsächlich fündig. Innerhalb weniger Wochen haben das städtische Grünflächenamt und das Betriebsamt auf einer 800 Quadratmeter großen Fläche ein sogenanntes Klimawäldchen aus dem Schotter gestampft. Genauer gesagt: Etwas nördlich der Platzmitte hat die Stadt in Kooperation mit der Experimenta für 280.000 Euro Schotter durch fruchtbaren Boden austauschen lassen und 83 Sträucher, 2245 Stauden und 72 Bäume gepflanzt.


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Im nördlichen Bereich der Theresienwiese wird ein sogenanntes Klimawäldchen angelegt. 24 der 70 Bäume stammen aus dem Buga-Stadtteil Neckarbogen. Die Grüninsel soll auf der Schotterfläche auch das Kleinklima verbessern.
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Auf der Heilbronner Theresienwiese werden 70 Bäume gepflanzt


Hohe Gehölze aus dem Buga-Stadtteil

25 der heute schon acht bis zehn Meter hohen Gehölze stammen übrigens aus dem Buga-Stadtteil Neckarbogen, wo sie Neubauten weichen mussten. In ein paar Jahren könnten sie auf 20 bis 25 Meter wachsen. Besonders reizvoll: Sieben große Holzbänke laden zum Verweilen ein, 13 Nebelsäulen, aus denen Wasser sprüht, sorgen zusätzlich für Abkühlung. "Die Temperatur sinkt dadurch um bis zu fünf Grad", erklärt Grünflächenamtsleiter Oliver Toellner. Dies hätten Messungen an einem ähnlichen, aktuell mit dem Deutschen Landschaftsarchitekturpreis gekrönten temporären Wäldchen am Wollhaus ergeben. Ähnliche Effekte habe man an der Kranenstraße beobachtet, die während der Buga zum "Stadt-Dschungel" wurde, der wie das Wäldchen vom Stuttgarter Landschaftsarchitekturbüro Frei Raum Konzept konzipiert wurde.

Kleinklima in der Stadt verbessern

Solche "innerstädtischen Waldstrukturen" würden in Zeiten der Klimaerwärmung immer wichtiger. Sie seien deshalb Teil der städtischen Klimaanpassungsstrategie. "Jeder spürt dort sofort, welche positiven Auswirkungen auf das Stadtklima eine auf den ersten Blick einfache Begrünung von versiegelter Fläche hat", so Dr. Bettina Schmalzbauer, Leiterin der Klimaschutzleitstelle der Stadt Heilbronn. "Solche Grünstrukturen tragen zur Verbesserung des Mikroklimas bei, wirken kühlend auf die Umgebung und erhöhen so die Aufenthaltsqualität." Jeder Baum leiste nebenbei einen Beitrag zum Klimaschutz, indem er CO2 langfristig speichere.


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Konferenz mit Teilnehmern aus 50 Ländern

In Anlehnung an die Ecsite-Konferenz europäischer Science Center und Museen, die vom 2. bis 4. Juni in einer Zeltstadt auf der Theresienwiese stattfindet, wurde das Wäldchen "Smart Festival Forest" getauft. Die von der Experimenta ausgerichtete Großveranstaltung, zu der sich bisher 914 Teilnehmer aus 50 Ländern angemeldet haben, rückt die großen Themen der Zeit in den Blickpunkt: von seriöser Kommunikation in Zeiten von Fake News über Inklusion bis hin zu Biodiversität, Nachhaltigkeit und Klimaschutz. "Der Smart Festival Forest ist ein anschauliches Beispiel dafür, dass wir nicht nur reden, sondern etwas tun müssen," so Experimenta-Chef Dr. Wolfgang Hansch. Ein Novum der Konferenz seien Wild Spaces, also Programmpunkte, die jedem offen stehen.

Beißt sich das nicht mit dem Volksfest?

Ob sich das Wäldchen nicht mit anderen Events beißt, die das Drei-Hektar-Areal Jahr für Jahr in Beschlag nehmen - allen voran das Volksfest? Ganz und gar nicht, erklärt Steffen Schoch von der Heilbronn Marketing GmbH. "Festwirt Karl Maier wurde in die Planung eingebunden." Er werde die Grüninsel als Entspannungsraum ins Volksfest integrieren und dort den Street-Food-Bereich ansiedeln. "Dann müssen schon keine ortsfremden Kübelpflanzen angekarrt werden." Für die 100 Schaustellergeschäfte falle nur ein Standplatz weg. Und: Wegen zunehmender Hitze und einer gewandelten Ausgehkultur müsse man verstärkt überlegen, "wie eine klimaangepasste Festplatzstruktur aussehen kann".

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