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Kinderarmut in der Region steigt auch wegen Geflüchteter

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Der Paritätische Wohlfahrtsverband Baden-Württemberg plädiert für eine Kindergrundsicherung. Skepsis gibt es in Heilbronn.

Fast jedes fünfte Kind ist im Südwesten von Armut betroffen.
Fast jedes fünfte Kind ist im Südwesten von Armut betroffen.  Foto: dpa

Fast jedes fünfte Kind ist in Baden-Württemberg von Armut betroffen. Die Region Heilbronn-Franken steht laut Armutsbericht des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes im Vergleich nicht schlecht da. Nur in drei Regionen ist die Gefahr, bedürftig zu werden, geringer. Das sagt Uta-Micaela Dürig, Vorstand Sozialpolitik beim Paritätischen Wohlfahrtsverband Baden-Württemberg auf Anfrage der Heilbronner Stimme.

Lebenshaltungskosten sind hoch im Vergleich

Geringverdiener im Südwesten hätten es schwerer über die Runden zu kommen als Menschen in ärmeren Ländern, die das gleiche verdienten. "Baden-Württemberg gehört zu den Bundesländern mit den höchsten durchschnittlichen Lebenshaltungskosten.

Das steigert das Armutsrisiko von einkommensschwachen Familien und besonders Alleinerziehenden und ihren Kindern erheblich."

Der Bericht des Paritätischen von 2022 bezeichnet Personen als arm, die unter 60 Prozent des mittleren Einkommens zur Verfügung haben. Der Verband bemängelt, dass etwa das Kindergeld als Einkommen der Familie angerechnet wird und nicht bei den Jüngsten ankomme. Das solle sich ändern.

 


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Der Paritätische plädiert für bezahlbaren Wohnraum

Wichtig sei bezahlbarer Wohnraum, Ausbau der Infrastruktur und Mobilität sowie niederschwellige Beratung in Quartieren. Die Diakonie Heilbronn ist hier mit dem Netzwerk gegen Kinderarmut und Nachhilfeangeboten im Quartierszentrum Nordstadt am Start, weitere sollen folgen.

Dürig plädiert für die Kindergrundsicherung, die unkompliziert beantragt werden könne. Die Heilbronner Sozialbürgermeisterin Agnes Christner sieht das auf Nachfrage skeptisch. "Ich bezweifle, ob eine reine Geldleistung das Problem wirklich löst." Bildungschancen und Teilhabe hält auch Schulamtsleiterin Karin Schüttler eher für den Schlüssel zum Erfolg.

Armutsgefährdet sind Aufstocker und Minijobber

Die Armutsgefährdungsquote des statistischen Landesamtes zeichnet ein ähnliches Bild wie der Armutsbericht. An der Schwelle zur Bedürftigkeit leben unter anderem Aufstocker und Minijobber. Hier befindet sich die Region Heilbronn-Franken mit einer Quote von 13,3 (2022) hinter den Regionen Nordschwarzwald (12,8), Stuttgart (12,4), Neckar-Alb (12,3) und Donau-Iller (11,5). Beim so genannten Mikrozensus, auf dem die Zahlen beruhen, handelt es sich um stichprobenartige Untersuchungen.

 


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Ein Indikator von Armut ist auch der Bezug von Bürgergeld

Ein weiterer Indikator von Armut ist der Bezug von Bürgergeld. Hier ist zuletzt besonders der Anteil ukrainischer Kinder gestiegen. "Derzeit sind sie die einzigen Flüchtlinge, die gleich vom Bürgergeld profitieren", so Dürig. Die Grundsicherung anderer Geflüchteter wird im Asylbewerberleistungsgesetz geregelt. 233 Kinder erhalten hier Leistungen in Heilbronn, 750 Kinder im Landkreis.

1154 ukrainische Kinder in Bedarfsgemeinschaften zählt das Jobcenter Landkreis Heilbronn für Dezember 2022, 419 sind es in der Stadt. "Integrationshemmnisse sind Sprache, Kinderbetreuung und die Anerkennung von Berufsabschlüssen", so Marco Krebs, Leiter des Landkreis-Jobcenters, das sei ähnlich wie bei anderen Migranten.


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Hilfesystem ist nicht ausgelegt auf die vielen Neuzugänge

Dass das Hilfesystem nicht ausgelegt ist für die große Zahl von Neuzugängen mit wenig oder keinen Sprachkenntnissen, heißt es beim Landratsamt. "Entsprechend der Kapazitäten" werde Kindern ein Angebot gemacht, so Sprecherin Lea Mosthaf. Einrichtungen der offenen Jugendarbeit und Familienbildungsangebote würden auch von jungen Geflüchteten genutzt.

Heilbronner Jobcenter nimmt Familien in den Fokus

Weil die Integrationsberatung an Grenzen stößt, konzentriert sich das Heilbronner Jobcenter stärker auf Familien. Mehr Beschäftigung von Frauen ist eines der Ziele der Beratung.

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