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Kinderärztlicher Notdienst in Heilbronn: Familien müssen nicht mehr im Regen warten

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Nach Beschwerden von Eltern ist die Notfallpraxis für Kinder und Jugendliche über den Kinderklinik-Eingang zugänglich. Wie lange die Regelung gilt, ist unklar.

Die Kinder-Notfallpraxis befindet sich rechts neben dem Haupteingang zur Kinderklinik. Nach Beschwerden von Eltern, die mit ihren Kindern im Freien warten mussten, dürfen Notdienst-Besucher künftig drinnen in der Klinik warten.
Foto: Adrian Hoffmann
Die Kinder-Notfallpraxis befindet sich rechts neben dem Haupteingang zur Kinderklinik. Nach Beschwerden von Eltern, die mit ihren Kindern im Freien warten mussten, dürfen Notdienst-Besucher künftig drinnen in der Klinik warten. Foto: Adrian Hoffmann  Foto: Hoffmann, Adrian

Ab sofort können Eltern und ihre kranken Kinder die Notfallpraxis im Gebäude der Kinderklinik auch durch den Haupteingang erreichen. Zuletzt war das nicht möglich - weshalb Familien an Abenden und insbesondere an Wochenenden und Feiertagen mitunter draußen im Regen und in Kälte warteten.

Die neue Regelung gelte übergangsweise, sagte Mathias Burkhardt, Sprecher der SLK-Kliniken, am Freitag. "Um die Situation für die kranken Kinder und ihre Angehörigen kurzfristig spürbar zu verbessern", erklärte er. Dadurch erreiche man, dass alle Betroffenen schneller im Geschützten seien, und vermeide "allzu lange Warteschlangen im Freien". Warum es zuletzt keine solche Lösung gab und wieso sie nur übergangsweise gelten soll, dazu machte Burkhardt keine Angaben.



Kassenärztliche Vereinigung begrüßt Verbesserungen für Patienten

Nach Informationen unserer Zeitung gibt es intern Gespräche zwischen SLK-Verantwortlichen und Zuständigen der Kassenärztlichen Vereinigung, von der die Notfallpraxis für Kinder und Jugendliche betrieben wird. Wie eine dauerhafte Lösung aussehen könnte, soll darin erörtert werden. Man begrüße alle Maßnahmen, mit denen die Situation für Patienten verbessert werden könne, sagte Kai Sonntag, Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg. Wie sich das langfristig darstellen werde, könne man noch nicht sagen.

Ein Bericht in der Heilbronner Stimme über die Zustände beim Notfalldienst hatte Wellen geschlagen. Kinderärzte beklagten hohe Patientenzahlen, Arbeitsüberlastung, Elternverhalten, Personalmangel und eine Sparpolitik von Krankenkassen sowie Mangel an Medikamenten. Zahlreiche Eltern beklagten, es könne so nicht weitergehen.

Eltern sehnen sich nach Verbesserungen

Wenn es kalt sei, regne oder die Kinder schwer krank seien, sei die Situation aus Sicht aller vernünftiger Beobachter nicht tragbar, heißt es selbst aus Krankenhauskreisen. Es habe immer wieder Versuche gegeben, die Abläufe zu ändern. So habe von Anfang Dezember bis Anfang Februar die Möglichkeit bestanden, die Notfallpraxis über den Haupteingang der Kinderklinik - die runde Drehtür - zu erreichen, schildert ein anonymer Schreiber in einem Brief an die Redaktion. Durch das Erdgeschoss der Klinik habe es Zugang zum Notdienst gegeben. Die Eltern hätten im Klinikgang gewartet, es seien genügend Stühle aufgestellt worden und der Notdienst sei besser gelaufen. Am 1. Februar sei unvermittelt angekündigt worden, so der Leser weiter, dass die Zugangsregelung keinen Bestand mehr habe. "Es war nur eine Frage der Zeit, bis die Patientenzahlen wieder steigen und das Warteschlangen-Problem wieder auftritt."

Dabei sehnen sich Eltern nach Verbesserungen. "Das Problem sehe ich auch darin, dass hier eine zentrale Stelle gemacht wurde, die für alle zuständig ist", sagt Olivia Alt (37) aus Brackenheim. "Als ich noch klein war, ist man am Wochenende zu einem niedergelassenen Arzt in der Umgebung, der Notdienst hatte." Das Chaos in Heilbronn entstehe auch durch den Mangel an Medikamenten. Eltern müssten mehrmals vorbeikommen, um sich neue Rezepte zu holen.


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Eine Lösung hätte früher gefunden werden können


Zentralisierung als Problem

Sandra Pfoh (35) aus Obersulm war kürzlich mit ihrer Tochter beim Notfalldienst. "Ich saß auf der Treppe mit ihr. Sie hatte 41 Grad Fieber und wurde ohnmächtig", schildert Pfoh. Dann habe man sie reingeholt. "Alle dort waren super." Das Hauptproblem sei, dass über die Hälfte der Kinder kein Notfall seien. "Die Organisation ist eine Katastrophe", sagt Sarah Vieregge (36) aus Offenau. Mit den Ärzten und Pflegekräften wollte sie nicht tauschen. "Da braucht man schon ein dickes Fell." Dass diese nach mehreren Stunden Wartezeit von Eltern den Frust abbekämen, sei kein Wunder. "Die Organisation hat bestimmt jemand festgelegt, der nicht in der Praxis arbeiten muss."

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