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Eltern beklagen Zustände in der Notfallpraxis im Kinderklinik-Gebäude am SLK-Klinikum Gesundbrunnen

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Teilweise stundenlang stehen Eltern mit ihren kranken Kindern an Wochenenden vor der Notallfpraxis im Gebäude der SLK-Kinderklinik. Die zuständige Kassenärztliche Vereinigung äußert sich gegenüber der Stimme. Hat sie auch Lösungen parat?

Warten im Regen: Dieses Bild ist nicht unüblich an Wochenenden vor der Notfallpraxis für Kinder beim SLK-Klinikum am Gesundbrunnen in Heilbronn.
Warten im Regen: Dieses Bild ist nicht unüblich an Wochenenden vor der Notfallpraxis für Kinder beim SLK-Klinikum am Gesundbrunnen in Heilbronn.  Foto: Privat

Viele Eltern kennen es. Die Kinder sind krank und es ist Wochenende. Das Gefühl sagt: Ein Arzt sollte mal schauen. Die Eltern entscheiden sich, zur Notfallpraxis für Kinder- und Jugendliche im Gebäude der Kinderklinik am SLK-Klinikum Gesundbrunnen zu fahren. Doch anstelle dort zeitnah Hilfe zu erfahren, stehen sie mit kranken Kindern auf den Armen mitunter stundenlang in Warteschlangen.


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So erlebt hat das jetzt Marc Kreibich aus Offenau. Der 39-Jährige war am vorvergangenen Samstag mit seinem vierjährigen Sohn beim Kinderärztlichen Notdienst der Kassenärztlichen Vereinigung. "Bereits vor der Eingangstür standen Eltern mit ihren kranken Kindern Schlange", schildert er. "Wir standen vor der Türe im Freien, im Regen. Leute vor uns warteten bereits 30 Minuten im Freien, bei sechs Grad mit einem kranken Kind."

Wenn man es nach drinnen schaffe, sitze man im Treppenhaus mit weiteren Patienten. Danach im Flur beziehungsweise zum Schluss in einem Wartezimmer. Familienvater Kreibich: "Wenn man bis jetzt noch nicht richtig krank war, dann auf jeden Fall."

Kassenärztliche Vereinigung spricht von Vielzahl an Infektionen

Martina Tröscher, Sprecherin der zuständigen Kassenärztlichen Vereinigung (KV) sagt, die Situation sei ihnen nicht bekannt gewesen. Man habe aber nun vor Ort in Heilbronn nachgefragt und sei seit Anfang vergangener Woche in Gesprächen, so die Sprecherin der KV mit Sitz in Freiburg. "Durch die Vielzahl der akuten Atemwegsinfektionen ist auch die Zahl der erkrankten Kinder und Jugendlichen stark angestiegen." Das führe in den Kindernotfallpraxen - wie an den Werktagen in den Kinderarztpraxen - zu steigenden Patientenzahlen und längeren Wartezeiten.

Wenn er als Erwachsener draußen warten müsse, okay, sagt Kreibich, "aber mit kleinen Kindern?" Leider sei das kein Einzelfall. Vor einem Jahr hätten sie bereits wegen einer Erdnussallergie ihre Sohnes zum Notdienst müssen. "Auch damals standen wir fassungslos vor der Türe", erinnert sich Kreibich. Damals habe es null Grad gehabt.


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Kreibich kritisiert, dass die KV genau über die Situation Bescheid wisse und auch schon vor einem Jahr davon gewusst habe. "Doch getan wird nichts." Es gebe nicht mehr Personal und nicht mal einen Pavillon "oder irgendetwas, damit die Eltern mit ihren Kindern nicht im Freien stehen müssen". Sie und einige andere Eltern seien am Samstag vor zwei Wochen unverrichteter Dinge nach Hause gegangen. Montags seien sie beim Kinderarzt vorstellig geworden. "Mit Fiebersaft haben wir das Wochenende überstanden", sagt Kreibich.

Die Diagnose des Kinderarztes: Scharlach. Wenn das unbehandelt bleibe und ohne eine Behandlung verschleppt werde, drohten Spätfolgen, beklagt Kreibich - der als Sozialversicherungsangestellter bei einer großen Krankenkasse arbeitet.

KV-Sprecherin Tröscher sagt, es gebe in der Kindernotfallpraxis Heilbronn einen Wartebereich für Kinder und ihre Eltern. Dieser sei am angesprochenen Wochenende aufgrund des hohen Aufkommens voll belegt gewesen. Tröscher: "Wir bedauern die Situation, können die Patienten in diesem Fall aber nur bitten, vor der Praxis im Treppenhaus zu warten oder zu einem späteren Zeitpunkt wiederzukommen."

Manche Eltern äußern sich positiv

Berkan Boz aus Siegelsbach machte im November ähnliche Erfahrungen wie Kreibich. "Könnte einen Aufsatz verfassen, sehe aber, dass genug Leute die Situation erläutert haben", schreibt er in einer Googlerezension über die Kinderklinik. Wenn man einen Notfall habe, müsse man draußen in der Kälte stundenlang warten. "Im Jahre 2022 mitten in Europa. Frauen mit ihren Kindern im Arm bei null bis fünf Grad im Dunkeln."

Nach zwei Stunden Wartezeit sei er mit seiner acht Monate alten Tochter nach Sinsheim gefahren. Es sei doch ganz normal, dass junge Eltern besorgt seien, wenn ihre Kinder hohes Fieber hätten, sagt der 28-Jährige. Seine Tochter habe unter dem RS-Virus gelitten, eine starke Mittelohr- und Rachenentzündung gehabt und eine Fiebertemperatur von 41,6 Grad.

Es gibt aber auch Eltern, die sich nicht über die Zustände beklagen. Sarah Wolff und Jonas Jankowitsch kommen am Ostersonntag mit ihrer Tochter aus der Notfallpraxis. Eine Stunde hätten sie warten müssen, bis sie dran waren, sagt Wolff. "Also für uns geht das in Ordnung."

 

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