So kann man mit kranken Kindern nicht umgehen
Die Zustände vor der Notfallpraxis im Gebäuder der SLK-Kinderklinik sind untragbar. Die Kassenärztliche Vereinigung sollte endlich handeln - die Probleme bestehen nicht erst seit gestern, meint unser Autor.
Kürzlich erst hatten sich Ärzte aus der Region Heilbronn beklagt, dass Patienten immer unverschämter würden. Vielleicht sollte man sich einmal fragen, ob es nur die Menschen sind, die unverschämter werden - oder es auch die Auswüchse des Gesundheitssystems sein könnten, die sie zur Verzweiflung treiben. Die Versorgung ist trotz steigender Krankenkassenbeiträge oft nicht mehr angemessen.
Sicher stehen in der Schlange vor dem Notfalldienst auch Eltern mit Kindern an, die dort nicht sein müssten. Die überbesorgt sind oder sich den Termin beim Kinderarzt sparen wollen. Zu viele gibt es heutzutage von ihnen. Aber es stehen nun mal auch jene dort, deren Kinder tatsächlich Hilfe brauchen und zwar jetzt und nicht am Folgetag. Zum Beispiel bei Scharlach. Wenn es verschleppt wird, drohen Spätfolgen - eine Behandlung mit Antibiotikum ist angesagt. Da ist es denkbar schlecht, wenn Kinder im Regen und in der Kälte warten. Falls ihre Eltern die Odyssee vorzeitig abbrechen und erst am nächsten Tag zum Kinderarzt gehen, werden manche ohnehin wieder in die Klinik geschickt. So kann man nicht mit kranken Kindern und ihren Eltern umgehen.
Die Perspektive eines medizinischen Laien, der sich eine Verbesserung der Situation wünscht, sieht so aus: Kranke Kinder müssen nicht im Auto durch die Gegend gekarrt werden, stecken nicht noch weitere Kinder in der Warteschlange an und fangen sich dort auch keine weiteren Keime ein. Kinderärzte im Bereitschaftsdienst besuchen die kleinen Patienten, die eigentlich Bettruhe brauchen, zu Hause. Das passende Antibiotikum haben sie auch dabei. Allerdings werden zahlreiche Experten vermutlich schnell eine Erklärung dafür parat haben, warum das Naheliegende nicht geht.