Jazz und Einkauf in Heilbronn: Eine volle Stadt nach schleppendem Start
Beim verkaufsoffenen Sonntag in Heilbronn ist die Stimmung geteilt. Die Umsätze der Einzelhändler dürften wohl geringer ausfallen als im Vorjahr.

Gegen 13.30 Uhr füllt sich der Kiliansplatz bei strahlendem Sonnenschein nur langsam. Komplett besetzt sind allerdings die knallroten Liegestühle, die rund um die große Bühne aufgestellt sind, auf der Gene Caberra mit seiner Band auftritt. "Es ist sehr schön hier, besser geht es nicht", sagt Reiner Mössinger, der es sich mit einem Glas Sekt vom Stand der Staatsdomäne Hochrainhof in einem der Stühle bequem gemacht hat. "Wir genießen den Tag kulinarisch", ergänzt seine Frau Stefanie und wippt im Takt zur Musik mit. "Die Alltagsprobleme verdrängen wir heute mal", betont die 54-Jährige lachend. Sie ist mit ihrem Mann aus Nordheim nach Heilbronn gekommen.
Tolles Wetter und gute Musik
Auf dem Marktplatz stimmt das Berta Epple Trio die deutsche Fassung des Jazz Klassikers Blue Moon an. "Das beste ist das Wetter, die Musik ist gut und der Kaffee schmeckt auch toll. Ich bin froh, dass solche Aktionen wieder möglich sind", sagt Peter Koch. Der Biberacher, der mit seiner Frau in die Innenstadt gekommen ist, hält Jazz und Einkauf für "die beste Heilbronner Veranstaltung des Jahres. Aber es sind heute weniger Leute da als sonst", stellt der 77-Jährige fest. "Früher hat man hier keinen Platz bekommen", ergänzt seine Frau.
Tatsächlich weisen die Bänke deutliche Lücken auf. Auch in den umliegenden Straßencafés sind noch Plätze frei. Relativ wenig los ist auch in der Sülmer City. Nur in der Fleiner Straße herrscht an manchen Stellen Gedränge. Vor einem Jahr hatten sich die Menschenmassen durch alle Straßen geschoben. Die Stimmung der Besucher ist heiter, wenn auch nicht ausgelassen.
Stadt füllt sich am Nachmittag
Um 16 Uhr ist die Stadt dann deutlich voller. Es ist eng geworden in den Straßen, an den Ständen bilden sich Schlangen. "Die Stadt füllt sich und die Frequenz steigt noch an", freut sich Steffen Schoch über die Entwicklung. "Ich glaube es wird wieder ein guter verkaufsoffener Sonntag", zieht der Geschäftsführer der Heilbronn Marketing Gesellschaft (HMG) eine vorläufige Bilanz. "Viel positives Feedback bekommen wir für die Musikauswahl", betont Schoch. Die HMG lässt sich die Veranstaltung insgesamt 45 000 Euro kosten. "Gut angelegtes Geld", meint der HMG-Chef.
Diffuse Lage
"Die Frequenz an Kunden ist jetzt da, vom Umsatz her liegen wir hinter dem Vorjahr", betont Axel Palm vom gleichnamigen Modehaus in der Fleiner Straße. "Vor allem zu Beginn lief es sehr schleppend", sagt der Einzelhändler, der auch stellvertretender Vorsitzende der Stadtinitiative Heilbronn ist. Eine endgültige Bilanz könne man aber erst Anfang der Woche ziehen. "Das Wetter ist fast schon zu gut", sagt Palm lächelnd. Im Moment sei die Lage generell sehr diffus. "Es gibt Tage, da meint man, man spürt die Krise deutlich, dann läuft es wieder sehr gut", unterstreicht der Einzelhändler.

Christa Wolf aus Ellhofen hat bei Leguano in der Kaiserstraße ein Paar Schuhe gekauft. "Das sind meine Winterschuhe für dieses Jahr, ich bin total begeistert", sagt die Ellhofenerin. Sie ist bewusst mit der Stadtbahn zum verkaufsoffenen Sonntag nach Heilbronn gekommen. "Ich habe das in der Stimme gelesen", sagt sie lachend. Auch Filialleiterin Sabine Rosenkranz ist zufrieden. "Es läuft gut, ich habe schon einiges verkauft", freut sie sich. Vergleiche zum Vorjahr hat sie nicht. Der Spezialist für Barfußschuhe hat erst im Februar eröffnet.
Für Hartmut Schramm ist es dagegen einer der "schlechtesten verkaufsoffenen Sonntage". Der Verkaufsleiter des Heilbronner Nissan-Autohauses Schmidt ist als Aussteller schon seit dem ersten Jazz und Einkauf dabei. "Für mich fehlt heute auch das interessierte Publikum", unterstreicht er. Den Grund sieht er in der aktuellen Krise. "Die Leute halten einfach das Geld zusammen", ist sich Schramm sicher.




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