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Im neuen Heilbronner Radhaus ist so gut wie alles geregelt - nur die Kasse funktioniert noch nicht

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Die Tarif- und Nutzungsordnung zum neuen Fahrradparkhaus am Heilbronner Hauptbahnhof lädt zum Parken und Schmunzeln ein. Der Regelbetrieb lässt immernoch auf sich warten. Das Kassieren macht Probleme.

 Foto: Berger, Mario

Es ist angeblich das erste seiner Art in Deutschland. Schon seit Herbst zieht der zwölf Meter hohe Rundbau am Heilbronner Hauptbahnhof die Blicke von Passanten auf sich - und weckt inzwischen das Interesse von Verkehrsexperten aus der halben Republik. Baubürgermeister Wilfried Hajek sprach bereits von einem städtebaulichen Highlight, von einem "Statement für die Verkehrswende", einem "richtigen Hingucker bei Tag und in der Nacht, den es so in keiner anderen Stadt gibt".

Derzeit läuft die offiziell "Radhaus" getaufte Hochgarage nur im Probebetrieb: wegen Problemen beim Zahlungssystem. Das Amt für Straßenwesen arbeite weiter "unter Hochdruck" dran, hieß es am Dienstag auf Stimme-Anfrage. Nach wie vor stehe der Eröffnungstermin aber nicht fest. Immerhin: Der Heilbronner Gemeinderat hat am Montag eine siebenseitige Nutzungsordnung verabschiedet: erstaunlicherweise ohne große Diskussion, nachdem das stolze Gebäude wegen mehrerer Kostensprünge auf 1,1 Millionen Euro zeitweise sogar auf der Kippe gestanden hatte.

In der Nutzungsordnung finden sich unter anderem die Tarife. Wer sein Fahrrad 24 Stunden abstellen will, zahlt einen Euro, nachts die Hälfte. Daneben gibt es diverse Tarife für Dauerparker (siehe Grafik). Reservieren kann man sich den Stellplatz nicht nur vor Ort bar oder per Karte, sondern auch online per App. Die 122 Stellplätze werden "nach dem Windhund-Prinzip vergeben", heißt es in der sehr detaillierten Nutzungsordnung wörtlich.

Nutzungsordnung denkt an fast alles

In der Sitzung ergriff nur eine Stadträtin das Wort: Franziska Gminder (AfD). Sie nannte die Tarife im Vergleich zu anderen Städten teils zu hoch. Unabhängig davon erfuhr sie von Bürgermeister Wilfried Hajek auf Anfrage, dass die automatische Technik bei einem Stromausfall mit Notstrom weiter betrieben werden könne. Außerdem wies Hajek den Vorwurf zurück, die detailfreudige Nutzungsordnung sei kompliziert und würde Nutzer abschrecken. "Meine Mitarbeiter haben sich da viele Gedanken gemacht."

Das zeigt sich an Sätzen wie diesen: "Ein Fahrrad ist ein Fahrzeug mit mindestens zwei Rädern, das ausschließlich durch die Muskelkraft auf ihm befindlicher Personen mit Hilfe von Pedalen oder Handkurbeln angetrieben wird." Für alle, die auch dies nicht wissen: "Ein Pedelec ist ein Fahrrad mit elektrischer Tretunterstützung gemäß den aktuell gültigen Regeln der Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung."

Es kommt auf jeden Zentimeter an

So oder so müssen alle Räder folgende Anforderungen erfüllen: Gewicht maximal 30 Kilogramm, Gesamthöhe bis 1,25 Meter, wobei auch bis zu 16 Fahrräder mit einer Höhe von maximal 1,35 Meter Platz finden. Zur Gesamtlänge heißt es: mindestens 1,50 und maximal 2,00 Meter, zur Reifenbreite 2,2 Zentimeter bis 8,0 Zentimeter, zum Raddurchmesser: 24 bis 29 Zoll, maximale Breite: 76 Zentimeter.

Maßgeblich für die Nutzung seien letztlich die Messergebnisse von festen Sensoren am Radhaus. Auch daran wurde gedacht: "Ein Fahrrad kann nur eingestellt werden, wenn noch ein freier Stellplatz verfügbar ist. Dies wird vor Ort, in der App und in der Buchungsplattform angezeigt." Eine Stellplatzgarantie gibt es ausdrücklich nicht. Unter Buchstabe H heißt es: "weitere Anforderungen können den Bedienungsanleitungen entnommen werden".

Vollautomatischer Betrieb

Die Bedienung selbst soll indes relativ einfach sein: Radfahrer stellen ihr Zweirad auf eine Schiene, von dort wird es dann per Knopfdruck eingezogen und mit einem Lift zu einem freien Platz auf einer der acht Ebenen transportiert. Beim Abholen steht das Rad innerhalb von 16 Sekunden zur Weiterfahrt bereit, heißt es. Lastenräder oder auch Anhänger kann das System allerdings nicht einparken, auch vor einseitig schweren Gepäckstücken wird gewarnt, da das Rad dann in Schieflage geraten könnte. Die bisherigen Radparkplätze im Bereich des Hauptbahnhofs bleiben erhalten.

 
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Kommentare

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Gerd Hofmann am 13.04.2022 12:04 Uhr

Hallo Redaktion,
bitte noch die Nutzungsordnung verlinken, damit man sich die ansehen kann.
Danke.

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