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Heilbronns Polizeirevierleiter Thomas Nürnberger: "Ich gehe mit leichtem Herzen"

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Thomas Nürnberger war 43 Jahre lang Polizist. Jetzt geht der Leiter des Heilbronner Reviers in den Ruhestand. Im Stimme-Interview spricht er über die Marktplatz-Situation, Raser und was sich besser machen lässt.

Er räumt sein Büro und wird die Verantwortung für Personal und Einsätze los: Thomas Nürnberger geht nach 43 Jahren bei der Polizei in den Ruhestand. Der Nachfolger steht noch nicht fest.
Foto: Heike Kinkopf
Er räumt sein Büro und wird die Verantwortung für Personal und Einsätze los: Thomas Nürnberger geht nach 43 Jahren bei der Polizei in den Ruhestand. Der Nachfolger steht noch nicht fest. Foto: Heike Kinkopf  Foto: Kinkopf, Heike

Im Nachhinein gibt es immer Verbesserungsmöglichkeiten", sagt Thomas Nürnberger. Mehr als zehn Jahre leitet er das Polizeirevier Heilbronn und geht nun in den Ruhestand. Im Gespräch blickt er auf die Situation am Marktplatz zurück und andere typische Einsatzlagen in einer Großstadt.

 

Waffenverbotszone, Klima-Kleber, Flüchtlingszuzug - es sind spannende Zeiten, auch für die Polizei. Würden Sie gern weitermachen?

Thomas Nürnberger: Nein. Mit 17 fing ich bei der Polizei an, ich habe 43 Dienstjahre geleistet. Ich denke, alles hat seine Zeit. Ich spüre die Verantwortung, konnte sie bisher gut tragen. Jetzt kann ich sagen: Ich gehe mit leichtem Herzen.

 

Wie sehen Sie das: Ist eine Waffenverbotszone für Heilbronn ein Thema?

Nürnberger: Natürlich. Aber ich sage immer wieder, dass man im Vergleich zu anderen Städten dieser Größe in Heilbronn recht sicher lebt. Seit 2004 gibt es in Heilbronn bereits den runden Tisch "Miteinander in der City". Viele kompetente und am Thema sehr interessierte Personen setzen sich zusammen und kümmern sich regelmäßig um das Thema Sicherheit im öffentlichen Raum. Da werden auch solche Fragen wie ein Waffentrageverbot in der Innenstadt diskutiert.

 


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Wie stehen Sie dazu?

Nürnberger: Ich sehe es kritisch. Eine Verbotszone ist das eine und die Kontrolle das andere. Wenn die Polizei jemanden kontrolliert und der trägt ein Messer, begeht er eine Ordnungswidrigkeit. Die Zone wird nicht per se die Sicherheit erhöhen.

 

Wenn Sie den Marktplatz und die Innenstadt betrachten, hat die Polizei alles richtig gemacht?

Nürnberger: Im Nachhinein gibt es immer Verbesserungsmöglichkeiten. Vielleicht sollten wir nicht nur das Sicherheitsgefühl abfragen, sondern eine Risiko-Analyse machen: Wie wahrscheinlich ist es, an bestimmten Stellen zu bestimmten Uhrzeiten in der Stadt Opfer einer Straftat zu werden? Wir sollten nicht am Punkt Sicherheitsgefühl stehen bleiben, sondern die Dinge weiterentwickeln. Insgesamt denke ich, können wir zufrieden sein. Letztes Jahr haben wir mehr als 5500 Stunden Präsenz im City-Bereich hauptsächlich zwischen 20 und 22 Uhr absolviert. Das hat leider keiner gemerkt oder goutiert.

 

Hätten Sie die Polizeiarbeit besser nach außen kommunizieren müssen?

Nürnberger: Das ist vielleicht ein Punkt, über den wir in Zukunft nachdenken sollten und besser werden müssen. Damit das, was wir tun, wahrgenommen wird. Selbstkritisch muss ich sagen, da haben wir sicher Fehler gemacht.

 

Was macht die Arbeit in der Stadt Heilbronn besonders?

Nürnberger: Jedes Ereignis kommt in Heilbronn vor. Ich denke gerade an "Holi Color", dieses Farbwurf-Festival auf der Theresienwiese. Großkonzerte, Fan-Dorf bei Fußball-Weltmeisterschaften, Autokorsos zu Corona-Zeiten, Demonstrationen, die Buga. Heilbronn ist tagsüber eine Einkaufsstadt und abends und nachts eine Vergnügungsstadt.

 

Bleiben Einsätze in Erinnerung?

Nürnberger: Das verschwimmt alles etwas mit der Zeit. Weil der Pulsschlag in Heilbronn höher ist als im Landkreis. Hier sind viel mehr Menschen unterwegs. Häusliche Streitigkeiten, Unfälle - der Polizeibedarf in einer Stadt ist hoch. Wenn dann Zeit bleibt, schauen wir nach der Verkehrslage und es gibt genug Leute, die als Poser durch die Gegend fahren.

 

Muss die Polizei effektiver gegen Raser vorgehen?

Nürnberger: Ja. Wir tun zwar seit Jahren viel und kontrollieren regelmäßig technisch veränderte Fahrzeuge. Aber beim fließenden Verkehr müssen wir neue Wege beschreiten.

 

Das Problem ist, dass die Polizei Raser nur belangen kann, wenn sie just zur richtigen Zeit an genau der richtigen Stelle ist.

Nürnberger: Wir denken im Revier darüber nach, zeitweise Polizisten verstärkt nur für diese Aufgabe im öffentlichen Raum einzusetzen. Das ist nur eine Idee. Wir von der Polizei merken selbst, wir müssen etwas machen. Das können wir nicht so laufen lassen.

 


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Sie waren zuvor Revierleiter in Neckarsulm. Haben Sie sich manchmal dahin zurückgesehnt?

Nürnberger: Nein. Es war eine schöne und lehrreiche Zeit in Neckarsulm. Dort habe ich erfahren, wie wichtig es ist, Kontakte zu Bürgermeistern und anderen Stellen zu knüpfen, Netzwerke aufzubauen.

 

Mögen Sie privat lieber die Stadt oder das Landleben?

Nürnberger: Die Stadt, eindeutig. Ich habe auf dem Land gelebt, es war mir viel zu ruhig.

 

Was zeichnet für Sie die Arbeit im Heilbronner Revier aus?

Nürnberger: Das Team. Es existiert ein sehr gutes Wir-Gefühl. Es war nie ein Problem, Personal für Sondereinsätze zu finden. Die Motivation, das Engagement der Leute hier war immer super.

 


Zur Person

Polizeidirektor Thomas Nürnberger (60) ist seit 43 Jahren im Polizeidienst. Seit 2009 leitet er das Revier Heilbronn. Dort sind gut 120 Beamte tätig. Davor war Nürnberger viele Jahre lang in unterschiedlichen Hierarchieebenen in Stuttgart tätig etwa im Präsidialstab/Lagezentrum Innenministerium. Er leitete außerdem das Revier Stuttgart-Innenstadt. In Neckarsulm war er viereinhalb Jahre Revierleiter. Nürnberger ist verheiratet und lebt in Heilbronn-Böckingen.

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