Heilbronner IT-Verein startet regionale Mastodon-Instanz
Wer von Twitter zu Mastodon wechseln möchte, kann dabei nun in der Region bleiben. Der Verein Connect.IT hat nämlich eine eigene Instanz der Twitter-Alternative auf die Beine gestellt. Basis ist die Stackit-Cloud der Schwarz-Gruppe.

Weltweit kehren Nutzer Twitter den Rücken, nachdem der Milliardär Elon Musk die Plattform gekauft hat. Die meisten wechseln zu Mastodon, das so ähnlich aussieht, technisch aber anders funktioniert.
Wer wechseln möchte, kann dabei nun in der Region bleiben. Denn der Heilbronner Verein Connect.IT hat eine eigene Instanz auf die Beine gestellt. "Es steckt kein Unternehmen dahinter, keine Einzelperson und es ist werbefrei", erklärt Vorstandsmitglied Oskar Schmidt.
Die Idee wird Anfang Dezember geboren. Bei einem Barcamp treffen Studierende und Mitglieder des IT-Vereins aufeinander und spielen mit dem Gedanken, eine Mastodon-Instanz aufzusetzen.
Mastodon-Instanz aus Heilbronn läuft seit dem Start ohne Probleme
Das ist ein Knotenpunkt, aus dem das Mastodon-Netzwerk gewebt ist: Während bei Twitter alle Inhalte der Nutzer und alle Daten in der Hand eines Unternehmens sind, ist Mastodon auf viele große und kleine Instanzen verteilt. Sie alle kommunizieren miteinander. Wer sich über die Instanz aus Heilbronn angemeldet hat, kann die Beiträge anderer Nutzer sehen, auch wenn sie auf anderen Instanzen registriert sind.
Einen Tag vor Weihnachten geht "@connectit.social" online. Seitdem kümmern sich Oskar Schmidt und elf Mitstreiter des Vereins darum, dass die Plattform fehlerfrei läuft und Inhalte moderiert werden. Derzeit tummeln sich rund 50 Nutzer auf der Instanz. "Unser Ziel ist es, vierstellig zu werden", sagt Schmidt.
Bei Bedarf können über die Stackit-Cloud der Schwarz-Gruppe mehr Kapazitäten gekauft werden
Damit das klappt, liegt die Instanz auf Stackit, der Cloud der Schwarz-Gruppe. Die Server stehen laut dem Unternehmen in Deutschland, weshalb auch die Daten hier bleiben.
Ein Vorteil: Wenn die Zahl der Nutzer wächst, kann der Verein mehr Platz auf der Cloud einkaufen. Spätestens dann brauche es Sponsoren, erklärt Schmidt. Bisher kostet die Instanz eine dreistellige Summe.
Probleme beim Einrichten der Mastodon-Instanz hatten die IT-Experten nicht. Ähnlich wie bei einer Webseite werden Dateien und Speichersysteme in der Cloud abgelegt und dort konfiguriert. "Das ist mittlerweile State of the Art für skalierbare Systeme", sagt Admin Jonathan Günz. Ausfälle gab es bisher nicht. "Facebook ist mal kurz offline, bei uns läuft es 24/7", scherzt Moderator Andreas Bischoff.
Admins wünschen sich, dass über Themen aus Heilbronn und der Region diskutiert wird
Neben der Technik musste die Gruppe ein paar inhaltliche Fragen klären. So muss jede Instanz eigene Regeln festlegen, die für Inhalte gelten. "Das sind ganz normale Sachen: respektvoll miteinander umgehen, kein Rassismus, kein Sexismus", sagt Steven Schwenzer, der die Regeln mit Anwalt Klaus Blükle formuliert hat. Die Vorgaben seien wichtig, damit die Heilbronner Instanz nicht von anderen blockiert wird.

Schön fänden es die Initiatoren, wenn auf der Instanz über regionale Themen diskutiert wird. "Das wäre für uns sehr interessant", sagt Schmidt. "Man braucht nicht mal einen Account, um die Inhalte zu sehen." Bisher gebe es kein soziales Netzwerk in der Region. Auch Stadtverwaltungen und Behörden könnten mitmischen, da die Daten in Deutschland verarbeitet werden.
Wächst die Plattform, wächst der Aufwand, um Inhalte zu moderieren
Die Inhalte schauen sich sieben Moderatoren an, um möglicherweise illegale Beiträge zu löschen. Fest eingeteilte Schichten gibt es dafür aber nicht. Bisher musste nichts entfernt werden, berichtet Schmidt. "Man merkt, dass die Community von Mastodon sehr human ist." Derzeit plant die Gruppe, wie sie die Moderation organisieren, wenn die Instanz wächst. "Das machen Leute in ihrer Freizeit, das muss man sich bewusst machen", sagt Moderator Thomas Michl.
Regelmäßig trifft sich die Gruppe zum Austausch, etwa über neue Funktionen auf der Plattform. Ob die Instanz schnell oder langsam wächst, sei nicht entscheidend. "Das wichtigste ist, dass wir alle Spaß auf der Seite haben", sagt Andreas Bischoff.
Die Inhalte auf der Mastodon-Instanz von Connect.IT wachsen Stück für Stück. Sobald jemand, der dort registriert ist, Nutzern einer anderen Instanz folgt, tauchen im Newsfeed von Connect.IT neue Inhalte dieser anderen Instanz auf. "Damit bieten wir neuen Nutzern interessante Inhalte", sagt Jonathan Günz. So wird das Netzwerk immer größer, bis "@connectit.social" mit den eigenen Beiträgen genug interessante Inhalte bietet. Wer nur die Inhalte der Heilbronner Instanz sehen möchte, nutzt die lokale Timeline.