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Heilbronn zeigt Gesicht: Tausende Schüler setzen am Aktionstag ein Zeichen für Vielfalt

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Der Aktionstag der Heilbronner Stiftung kommt an: Nahezu alle Schulen sowie zahlreiche Kitas, Bildungseinrichtungen und Künstler haben sich für mehr Vielfalt und Toleranz eingesetzt.


 

Mit viel Kreativität und Liebe zum Detail haben sich nahezu alle Schulen sowie zahlreiche Kitas, Bildungseinrichtungen und Künstler am Aktionstag "Heilbronn zeigt Gesicht" beteiligt. Nicht nur auf dem Kiliansplatz gab es ein buntes Programm mit Theateraufführungen, Gesang und Spielaktionen, auch in anderen Teilen der Kernstadt sowie in den Stadtteilen haben Schulen und Kitas ein Zeichen für Vielfalt gesetzt. Genau darum ging es bei dem Aktionstag, der von der Heilbronner Bürgerstiftung sowie der Sozialstiftung der Kreissparkasse Heilbronn unter dem Motto "Für Menschlichkeit, Vielfalt und Toleranz" organsiert wurde. Eine Wiederholung ist geplant.


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Zeichen auch außerhalb der Schule setzen

Die Aktion kommt an: Viele Jugendliche sind mit ihren Schulen in die Fußgängerzone gekommen, um dort genau das zu zeigen, was sie in den zurückliegenden Wochen in den Klassenzimmern vorbereitet haben. Melanie Haußmann findet es gut, dass es einen solchen Aktionstag mitten in Heilbronn gibt - außerhalb der Schulen. Damit können die Bildungsstätten zeigen, dass es bei ihnen eben um mehr als den Unterricht in den Fächern Deutsch oder Mathe geht. "Schule ist so viel mehr", sagt Melanie Haußmann, die als geschäftsführende Schulleiterin zahlreiche Grund- und weiterführenden Schulen in Heilbronn vertritt.

Melina Barho und Julia Lüftner besuchen die 10a des Mönchseegymnasiums und haben sich zusammen mit ihren Mitschülern ein Theaterstück ausgedacht. Über sechs Wochen hat die Gruppe dafür geprobt. "Das hat den Zusammenhalt unserer Klasse gestärkt", resümiert Melina Barho. "Wir haben Themen gezeigt, für die wir alle einstehen und die wir der Stadt zeigen wollten."


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Für ihre Aufführung haben die Schüler mehr als zehn Kartons mit Schlagwörtern wie Hass, Krieg oder Gleichgültigkeit versehen. Mit weißen Masken bekleidet werden jeweils kleine Szenen dazu auf der Bühne am Kiliansplatz präsentiert.

Am Ende bleibt eine Mauer aus Kartons, die symbolisch eingerissen wird und dann die Rückseite zum Vorschein bringt: So wird aus Hass die Liebe, aus Krieg der Frieden, und Gleichgültigkeit wandelt sich in Empathie. "Die meisten Ideen stammen von den Schülern selbst", erklärt Ethik-Lehrer Axel Grau. Aktionstage wie dieser sieht er nicht als Eintagsfliege an, sondern als langfristiges Engagement, das eine monatelange Vorbereitung braucht.

Alle Schulklassen des Mönchseegymnasiums seien auf unterschiedliche Art und Weise in den Aktionstag miteingebunden worden, ergänzt Schulleiterin Grit Steiner. Es sei wichtig, Themen wie Vielfalt, Toleranz und Respekt auch außerhalb des Unterrichts auf kreative Art und Weise zum Ausdruck zu bringen.

Wünsche für die queere Community notieren

Die Klasse 10a des Heilbronner Mönchsee-Gymnasiums zeigt zum Aktionstag ein Theaterstück.
Foto: Mario Berger
Die Klasse 10a des Heilbronner Mönchsee-Gymnasiums zeigt zum Aktionstag ein Theaterstück. Foto: Mario Berger  Foto: Berger, Mario

Auch Jannik Dunkelmann vom Heilbronner Jugendgemeinderat nutzt den Aktionstag, um am Stand des Stadt- und Kreisjugendrings auf die Rechte queerer Menschen aufmerksam zu machen. Jeder kann hier seine Wünsche für die queere Community auf Visitenkarten notieren. Gesammelt werden sie auf einer farbenfrohen Pinnwand. "Dass alle akzeptiert werden, egal wie sie sind" oder "mehr Akzeptanz und Toleranz" ist zu lesen.


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Aber nicht nur gute Wünsche kommen an. Ein kleiner Junge habe notiert, dass "es aufhören soll", sagt Dunkelmann. Derartige Kommentare von Kindern treffen ihn mehr als solche von Erwachsenen, gibt er zu, weil sie aufzeigten, wie das Bildungssystem in dieser Hinsicht versagt habe. Jannik Dunkelmann setzt auf Aufklärung, er sucht das Gespräch mit dem Jungen: "Ich bin zu ihm hin und habe erklärt, dass so eine Aussage nicht okay ist." Daraufhin habe er sich entschuldigt, und alles sei wieder gut gewesen. "Vielfalt ist ein sehr wichtiges Thema für mich. Am Ende sind wir alle gleich", betont der 18-Jährige.

Gegen Vorurteile, für mehr Vielfalt

Bauchfreies Top, Glitzersteine unter den Augen: Jannik Dunkelmann fällt auf. Ob er selbst schon mit Vorurteilen konfrontiert wurde? "Jeden Tag." Eine Beobachtung, die er kürzlich machte: Wenn in Berlin jemand mit "Schwuchtel" beschimpft wird, stellten sich alle dagegen. In Heilbronn sei genau das Gegenteil der Fall, und alle würden bei der Beleidigung miteinsteigen. Trotzdem habe sich schon viel getan. Toll findet er unter anderem, dass sich die Stadt Heilbronn schon gegen die Diskriminierung von LSBTTIQ-Menschen stark machte und das Rathaus in Regenbogenfarben leuchten ließ. Die Buchstaben stehen gegenwärtig für lesbisch, schwul, bisexuell, transsexuell, transgender, intersexuell und queer.

Der Aktionstag ist aus Sicht der Veranstalter ein Erfolg. "Er war wie erwartet sehr gut", sagt Angelika Biesdorf, die zum Vorstand der Bürgerstiftung gehört. "Alle Teilnehmer waren mit Herzblut dabei." Heilbronn profitiert ihrer Ansicht nach von solchen Aktionen. Es gehe schließlich um ein besseres Zusammenleben.

"Alle Menschen werden dafür sensibilisiert, dass man sich mit Respekt gegenübertritt und dass man tolerant ist." In zwei Jahren soll es eine Neuauflage geben. Andreas Gebauer-Barth, der zu sogenannten Lenkungsgruppe der Bürgerstiftung gehört, ist davon überzeugt, dass gerade auch die Schüler davon profitieren. Inhaltlich haben sie sich mit den Themen Menschlichkeit, Vielfalt und Tolerant auseinandergesetzt.

 
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