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Erste Selbsthilfegruppe für Transsexuelle startet jetzt in Heilbronn

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Hanna Sieber bietet einen offenen Treff in der Zigarre für Menschen, die Probleme mit ihrer geschlechtlichen Identität haben. Dass ihre eigene Geschlechtswahrnehmung eine andere ist als die körperlich vorhandene, hat sie schon mit elf Jahren gespürt.

Demonstranten beim Christopher Street Day: Hier kämpfen sie um ihre Rechte, bei der Selbsthilfegruppe in Heilbronn geht es um Tipps und Austausch.
Foto: dpa
Demonstranten beim Christopher Street Day: Hier kämpfen sie um ihre Rechte, bei der Selbsthilfegruppe in Heilbronn geht es um Tipps und Austausch. Foto: dpa  Foto: Mohssen Assanimoghaddam

Hanna Sieber war mehr als 20 Jahre verheiratet, sie hat drei Kinder und vier Enkelkinder: "Ich habe ein normales Männerleben geführt", sagt die 61-Jährige. Denn Hanna Sieber wurde als Junge geboren, sie ist transident. Dass sie sich früh als Mädchen fühlt, dass ihre Geschlechtswahrnehmung eine andere ist als die körperlich vorhandene, das hat sie schon mit elf Jahren gespürt.

Hanna Sieber hat Erfahrung mit Selbsthilfegruppen

Nachdem sie Erfahrung gesammelt hat mit Selbsthilfegruppen in Stuttgart und Tübingen, gründet die Entwicklerin in der Automobilindustrie nun in Heilbronn eine Selbsthilfegruppe für die Region. Sie nennt sich "trans Heilbronn - Selbsthilfegruppe für transidente Menschen". "Hier war diesbezüglich bislang ein weißer Fleck auf der Landkarte", sagt Hanna Sieber. "Jetzt soll es bunter werden."

 


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Die Gruppe richtet sich an Menschen, die Probleme mit ihrer geschlechtlichen Identität haben. Auch Eltern, Angehörige, Partner und Freunde sind dabei willkommen. Treff ist jeden dritten Donnerstag im Monat von 19 bis 21 Uhr in den Frauenräumen des Kulturzentrums Zigarre.

Mit Janka Kluge und Heike Morris bildet Hanna Sieber ein Team und freut sich auf ihr Projekt. "Die Gruppe ist ein offener Treff, zu dem jeder, der mit der Thematik befasst ist und sich einbringt, kommen kann."

Sieber moderiert Vorstellungs- und Befindlichkeitsrunden, bei der Betroffene erzählen können, was sie beschäftigt. "Ich bin dabei nicht die Allwissende, denn Selbsthilfe heißt ja, dass man sich selbst hilft."

Häufig haben Betroffene praktische Fragen

Oft brenne den Menschen die Frage nach Ärzten oder Psychotherapeuten auf den Nägeln, wie sie sich am Arbeitsplatz outen sollen oder sich der Familie offenbaren können. Wo Stimm-Therapie angeboten wird oder Bart-Epilation. Zum einen gebe es den körperlichen Weg, zum anderen den gesetzlichen, erklärt Sieber. Da gehe es etwa um die Frage, wie Betroffene ihren Namen ändern können.

Der Bedarf für eine solche Selbsthilfegruppe ist da, glaubt sie, und will Betroffenen das Gefühl vermitteln, mit ihrem Problem nicht allein zu sein. "Das erleichtert den Weg."

Auch Hanna Sieber hat durch ihr Outing viel verloren

Denn der ist mitunter lang und steinig. "Es kann sein, dass man viel verliert", sagt Hanna Sieber. "Das kann das Zuhause sein. Freunde. Eventuell auch der Arbeitsplatz." Auch sie hat herbe Verluste erlitten. Hat zu zwei Geschwistern keinerlei Kontakt mehr. Und einen Menschen verloren, der ihr sehr viel bedeutet hat.

Trotzdem. "Ich habe mein Outing keinen einzigen Tag bereut. Wenn man seine Transsexualität verleugnet, ist das, wie wenn an einem PC die ganze Zeit ein Programm im Hintergrund arbeitet und viel Energie verbraucht. Und wenn der Deckel einmal angehoben ist, gibt es eh kein Zurück." Heute genießt sie es, frei zu sein, keine Heimlichkeiten und "keine Leichen im Keller" mehr zu haben.


Kontakt

Interessierte melden sich zur Selbsthilfegruppe an unter 015903760085.

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