Aus für Heilbronner Nachtbürgermeister – "Jeder muss nun nach sich selber schauen"
Die "Transferstelle Nachtleben" sollte die Ausgehkultur in Heilbronn stärken und die Interessen der Kneipen, Clubs und Diskotheken gegenüber der Stadtverwaltung vertreten. Jetzt wurde das Projekt vom Verwaltungsausschuss beendet – einstimmig.

"Wir sind mit viel Elan gestartet", sagt Agnes Christner zu Beginn der jüngsten Sitzung des Heilbronner Verwaltungsausschusses. "Dann hat uns Corona eingeholt", bilanziert die Sozialbürgermeisterin.
Es ist die eher ernüchternde Bilanz zu einem Projekt, das mit viel Vorschusslorbeeren ins Leben gerufen wurde. Die "Transferstelle Nachtleben", im Alltag meist "Nachtbürgermeisterstelle" genannt, sollte die Interessen der Kneipen, Clubs und Diskotheken gegenüber der Stadtverwaltung und den Nachbarn im Sinne eines guten Miteinanders vertreten. Die ehrenamtliche Stelle wurde am 1. Mai 2021 eingerichtet und mit einem Jahresbudget von 5000 Euro ausgestattet.
Auch ohne Nachtbürgermeister: Laube-Chef sieht viel Potenzial fürs Heilbronner Nachtleben
Sprecher der Stelle wurde Matthias Kern, Geschäftsführer der Gartenlaube Heilbronn. Ihm standen Franziska Schulz (Superbude Heilbronn), Daniel Schütt (Kulturzentrum Maschinenfabrik), Felix Seeger (Creme 21) und Michael Brähne (Mobilat Heilbronn) zur Seite. "Insgesamt war ich mit der Arbeit der Transferstelle sehr zufrieden, aber nach Corona hat jeder in der Branche gespürt, dass er nun nach sich selber schauen muss", macht Kern im Ausschuss klar. "Ich sehe für das Nachtleben in Heilbronn aber immer noch viel Potenzial", unterstreicht er.
Als wichtigste Ergebnisse der Arbeit der Transferstelle nennt das Team die Einrichtung eines Runden Tisches, die Promotionskooperation des "Buddy"-Nachtbusses in Zusammenarbeit mit den Stadtwerken und die Forcierung eines Awareness-Projekts mit Ansprechpartnern in den Clubs bei bedrohlichen Situationen vor Ort.
Auf der Suche nach Ansprechpartnern in der Szene – Stadträte wünschen sich Informationen
In der anschließenden Diskussion bezeichnete Thomas Randecker die Drucksache der Verwaltung als "sehr dünn". Der CDU-Fraktionsvorsitzende würde sich weiterhin "einen Ansprechpartner in die Szene hinein wünschen". Eine neue Stelle soll allerdings nicht geschaffen werden. Auch Holger Kimmerle hätte sich mehr Informationen zur Ausgestaltung der Stelle gewünscht. "Wir wollen an dem Thema dranbleiben", versichert der Fraktionsvorsitzende der Grünen. "Sie schreiben nichts über das Nachtleben von Migranten", kritisiert Anna Christ-Friedrich (SPD).
"Wir sollten über die Ausgestaltung des Projekts reden, wenn wir es tatsächlich fortsetzen wollen", schlägt Nico Weinmann (FDP) vor. "Ich hätte mir mehr Informationen und eine Analyse über den Buddy gewünscht", wirft Alfred Dagenbach (Pro Heilbronn) ein. Der Shuttlebus, der zum Juli 2022 in Zusammenarbeit mit den Stadtwerken eingerichtet wurde, fährt Nachtschwärmer an Wochenendtagen auf Abruf heim.
Projekt Nachtbürgermeister abgeschlossen – Kontakte sollen gehalten werden
Raphael Benner (AfD) wollte wissen, ob man sich jemanden vorstellen kann, der das Amt ehrenamtlich fortsetzen könnte. "Es gibt wichtigere Dinge. Eine hauptamtliche Stelle wäre für mich nicht verantwortbar", macht Herbert Burkhardt (Freie Wähler) klar.
"Man sollte nachdenken, wo man die Stelle künftig einbindet", wirft Marion Rathgeber-Roth (Unabhängige) ein und bringt die HMG ins Spiel. "Die Einmischung der öffentlichen Hand ins Nachtleben ist zum Scheitern verurteilt", ist sich OB Harry Mergel dagegen sicher. "Die Verwaltung wird sich nach Kräften bemühen, die Kontakte zu halten", versichert Agnes Christner. Damit ist das Projekt allerdings auch abgeschlossen – auf einstimmigen Beschluss des Ausschusses.