Heilbronn will nachhaltigste Hauptstadt Europas werden
Der Heilbronner Gemeinderat befürwortet mehrheitlich die Bewerbung der Stadt für den European Green Capital Award 2026. Ausgehend vom Modellquartier Neckarbogen soll eine Idee der nachhaltigen Stadtentwicklung erarbeitet werden, die europaweit nachgefragt wird.

Heilbronn will zu einem europäischen Schaufenster der innovativen Möglichkeiten werden. Aus diesem Grund bewirbt sich die Stadt für den European Green Capital Award 2026. Der Gemeinderat unterstützt diese Bewerbung bei sechs Gegenstimmen (AfD, Linke, Pro). Die Bewerbungsfrist endet am 30. April.
Das Budget für den Bewerbungsprozess beträgt 100.000 Euro und wird aus Mitteln für die Öffentlichkeitsarbeit im Klimaschutz gedeckt. Ob Heilbronn erfolgreich sein wird, entscheidet sich im Oktober. Den Titel "Umwelthauptstadt Europas", den die Europäische Kommission vergibt, haben in Deutschland bislang Hamburg (2011) und Essen (2017) getragen.
Heilbronn will nachhaltiger werden: Wettbewerb soll der Motor sein
"Die Bundesgartenschau war einzigartig. Sie kann man nicht wiederholen", sagte Oberbürgermeister Harry Mergel gestern bei einer Präsentation vor Beginn der Gemeinderatssitzung. Er ist überzeugt von dem Ziel, die damals entstandene Dynamik in der nachhaltigen Stadtentwicklung aus dem Modellquartier Neckarbogen für die Gesamtstadt in einem europäischen Umweltformat aufzugreifen und fortzuentwickeln. "Dieser Wettbewerb soll der Motor sein, um Heilbronn noch vorne zu bringen und somit vergleichbar großen Städten Anregungen und Hilfestellungen zu geben. Dabei sollen Umweltthemen und wirtschaftliches Wachstum zu einer neuen Lebensqualität für die Menschen verbunden werden.
Das Leitthema für die Bewerbung ist nach den Worten von Andreas Ringle die Transformationsfähigkeit von Heilbronn: "Das Band reicht von der industriell- und durch Handel geprägten Stadt zur Wissensstadt, von der Wissensstadt zur umweltfreundlichen KI-Stadt", sagte der Heilbronner Baubürgermeister. Bei dem Wettbewerb gehe es vor allem darum, das einzubringen, wo Heilbronn jetzt schon erfolgreich unterwegs sei.
Blaupause für mittlere europäische Städte
Dass Heilbronn für die Bewerbung schon jetzt gut vorbereitet ist, bestätigte Andreas Kipar. Der Gründer und geschäftsführende Gesellschafter der LAND srl mit Sitz in Mailand begleitet die Stadt Heilbronn auf dem Weg zur Wettbewerbsteilnahme. "Heilbronn setzt auf Innovation in der Transformation und kann somit zur Blaupause für kleine und mittlere europäische Städte werden, die zukunftsorientiert und KI-unterstützt Nachhaltigkeit und Digitalisierung in den Vordergrund rücken wollen", erklärte der Architekt den Bedarf in Europa für diesen Heilbronner Weg.
Sollte Heilbronn für 2026 den Zuschlag bekommen, plant die Stadt zur Darstellung ihrer Stärken verschiedene Veranstaltungen, Bürgerbeteiligungen sowie Bildungs- und Verwaltungsprojekte. Für Events sind Stand heute Haushaltsansätze zwischen 50.000 und 250.000 Euro veranschlagt, für Bürgerprojekte sollen 5.000 bis 15.000 Euro bereitgestellt werden. Konkrete Konzepte liegen derzeit noch nicht vor.
Heilbronner Stadträte diskutieren auch über Grünstreifen entlang der Hauswand.
Budget liegt zwischen 10 und 16 Millionen Euro
Für das Gesamtprojekt werden auf der Basis bisheriger Budgets im Rathaus Jahreskosten in der Größenordnung von 10 bis 16 Millionen Euro geschätzt. Die Finanzierung wird auf vier Säulen ruhen: Eigenmittel, Fördermittel von EU, Bund und Land, private Drittmittel und Geld der beteiligten Partner. Mit Blick auf die Kosten betonte Oberbürgermeister Mergel mit Nachdruck: "Kein einziges Projekt aus unserer mittelfristigen Finanzplanung wird wegen der Bewerbung hinten runterfallen."