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Heilbronn nähert sich weiter dem kritischen Corona-Wert

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Im Stadtkreis Heilbronn gilt weiter die sogenannte "Vorwarnstufe", die Lage hat sich am Montag nochmals zugespitzt. Demnach liegt die Zahl der Corona-Neuinfektionen bezogen auf 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen bei 41,2. Wird der kritische Wert von 50 erreicht, ist mit weiteren Einschränkungen zu rechnen.

von Alexander Hettich , Michael Schwarz und Valerie Blass

Schon am Wochenende war für Heilbronn die Vorwarnstufe ausgerufen worden. Sie gilt, sobald die sogenannte Sieben-Tages-Inzidenz 35 erreicht. Während Landkreis Heilbronn (16,9) und Hohenlohekreis (6,2) deutlich unter den relevanten Grenzen bleiben, erreichte die Stadt Heilbronn zeitweise den dritthöchsten Inzidenz-Wert aller Kreise bundesweit.

Großteil der Neuinfektionen bei Reiserückkehrern

"Diese Entwicklung ist kein Grund zur Panik, aber zur Sorge und erfordert von uns allen besondere Vorsicht", sagte Heilbronns Oberbürgermeister Harry Mergel am Montag. Nach wie vor gebe es keine "diffuse Streuung" in der Stadt, so die Einschätzung des Rathauses. Die Aufmerksamkeit gelte den Reiserückkehrern. Auf sie entfielen zuletzt fast 80 Prozent der neu gemeldeten Infektionen. Besonders häufig betroffen waren Rückkehrer aus dem Kosovo und aus Kroatien.

"Die Gefahr besteht, dass wir die Marke von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern erreichen", sagte Thomas Weber, Chef der SLK-Kliniken, am Montag beim Corona-Forum der Heilbronner Stimme. Sollte die Zahl weiter steigen, würden "weitere Schutzmaßnahmen zur Eindämmung des Virus ergriffen", teilte das Rathaus mit.

 

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Das bayerische Rosenheim hat die 50er-Marke gerissen und mit strikten Regeln etwa für die Teilnehmerzahl bei Veranstaltungen reagiert. Bewohner besonders betroffener Stadt- oder Landkreise müssen in manchen Bundesländern 14 Tage in Quarantäne, etwa in Schleswig-Holstein oder Mecklenburg-Vorpommern.


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Bei den Corona-Tests hakt es


Das Stuttgarter Sozialministerium verschickt an Kreise - dies ist auch in Heilbronn der Fall - Handlungsempfehlungen, sobald der 35er-Wert überschritten wird. Darin rät das Ministerium dazu, öffentliche Veranstaltungen unter freiem Himmel auf 250 Personen zu begrenzen, private Veranstaltungen mit höchstens 50 Personen zuzulassen, in geschlossenen Räumen, in der Öffentlichkeit sowie im ÖPNV verstärkt den Mindestabstand und die Maskenpflicht zu kontrollieren - und eine Maskenpflicht für Gäste in Restaurants und Bars nach Verlassen des Tisches zu erlassen.

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Sozialminister Manne Lucha (Grüne) nahm die Entwicklung in Heilbronn zum Anlass, die Bürger zur Vorsicht zu mahnen. Es zeige sich , "dass wir uns im Land in einer überaus fragilen Situation befinden. Wir müssen jetzt besonders wachsam bleiben - nicht nur in Heilbronn, sondern in ganz Baden-Württemberg", sagt Lucha gegenüber der Heilbronner Stimme. Er erklärt weiter, die Situation in Heilbronn sei kein Einzelfall. Würde die Bevölkerung die Regeln nicht einhalten, seien weitere Einschränkungen unumgänglich.

Der aus Heilbronn stammende Landesinnenminister Thomas Strobl erklärt, er habe der Stadt für seinen Bereich jede Unterstützung zugesagt. Für Urlaubsreisende, die sich im Ausland nicht an Hygiene- und Abstandsregeln hielten, habe er kein Verständnis. "Wer sich im Urlaub nicht an die Regeln hält, hat aus Ischgl nichts gelernt", so Strobl.

Landesregierung mahnt zu Vorsicht

Beim Stimme-Corona-Forum wurde deutlich, dass die Testkapazitäten bei Ärzten und Laboren weitgehend ausgereizt sind. Der Heilbronner Ärztesprecher Martin Uellner, der eine große Corona-Schwerpunktpraxis in der Region betreibt, warnte vor einer Ausweitung der Test. Diese sei von den Niedergelassenen nicht zu leisten - auch die Wartezeit auf Laborergebnisse würde sich dadurch deutlich erhöhen.

Aktuell, so Uellner, teste er rund 100 Personen am Tag, vor allem Rückkehrer aus dem Kosovo oder Kroatien. "Die meisten haben gar keine Symptome, sondern kommen, weil sie einen negativen Befund brauchen, um an ihren Arbeitsplatz zurückzukehren." Dabei sein ein negativer Test womöglich nur eine Momentaufnahme, so SLK-Ärztin Maria Martin. Im SLK-Verbund werde im Verdachtsfall im Drei-Tages-Rhythmus getestet, nur dadurch sei Sicherheit möglich.

 

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Kommentar: Richtiger Vorstoß

Von Valerie Blass

Es ist eine Kehrtwende, die Gesundheitsminister Jens Spahn am Montag ankündigte: Die Pläne des CDU-Politikers sehen vor, dass Corona-Tests für Reiserückkehrer am Ende der Ferien eingestellt werden. Stattdessen soll eine Quarantäneregelung für Menschen aus Risikogebieten her: Jeder Betroffene soll in Absonderung, diese kann frühestens nach fünf Tagen durch ein negatives Testergebnis beendet werden.

Medizinisch ist das Vorhaben richtig. Ein Test, so viel wurde beim Corona-Forum der Stimme deutlich, muss richtig ausgeführt werden, um ein korrektes Ergebnis zu bringen. Ein bisschen über die Zunge wischen reicht nicht. Ob diese Qualität an Autobahn-Teststellen, wo Freiwillige Tausende Abstriche am Tag nehmen, gewährleistet werden kann, ist fraglich. Zudem ist ein Test nur eine Momentaufnahme. Gerade, wenn sich Urlauber erst am Ende ihres Aufenthalts infizieren, ist das Risiko hoch, dass ein Test bei der Rückreise nicht anschlägt. Viel Aufwand also, der womöglich in Tausenden Fällen ins Leere läuft.

Das können wir uns nicht leisten. Tests müssen zielgerichtet eingesetzt werden, wo sie wirklich Sinn machen. Ein Test darf zudem kein Freifahrtschein für eine Reise in ein Risikogebiet sein. Wer weiß, er muss nach seiner Rückkehr in Quarantäne, wird seine Pläne sicher gründlicher überdenken.

 


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80 Prozent der Neuinfizierten in Heilbronn sind Reiserückkehrer


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Lars Bürger am 24.08.2020 14:48 Uhr

Wer in den letzten Tagen bzw Wochen nur mal Abends an der Neckarmeile lang gelaufen ist, den wird's auch kaum wundern das wir hier in der Stadt wieder mehr Fälle haben.

Und das wird auch so weiter gehen so lange das Ordnungsamt seine Arbeit nicht richtig macht!

Da sitzen die Leute dicht an dicht in den Restaurants und drängeln sich ebenso eng gepackt mit der Maske unter der Nase durch die Läden... und nirgends ist auch nur ein einziger Beamter zu sehen um für einen wenigstens halbwegs sinnvollen Umgang mit diesem Virus zu sorgen, geschweige denn dafür das die von den Ämtern sinnvollerweise gemachten Vorgaben vor allem auch von den Restaurantbetreibern eingehalten werden.

Und angesichts der Situation ist es für mich zudem auch komplett unverständlich warum die Stadt nicht überall - und vor allem an jedem Eingang - Plakate aufhängt die den Leuten unmissverständlich zu verstehen geben das eine Maske unter der Nase getragen nutzlos und der Mindestabstand gefälligst einzuhalten ist.

Da braucht es weder Zahlen vom RKI noch von sonst irgendwem um das zu begreifen. Man muss einfach nur mal durch die Stadt gehen und es sich ansehen. Dann sieht man nämlich ganz schnell wo die Infektionsherde sind und wie sie entstehen.
Allein an den Reiserückkehrern liegt das nämlich mit Sicherheit nicht.

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Juergen Neureuther am 24.08.2020 13:43 Uhr

Frau Seitz, ich schaue mir regelmäßig die RKI und andere Zahlen an und muss Sie leider korrigieren !
RKI Zahlen von heute 24.08.2020 sind neue Fälle BAWÜ = 142, BAYERN = 203
Einwohner insgesamt BAWÜ = 11,1 Mio und BAYERN 13,1 Mio, das sind 20% Unterschied und nicht annähernd gleich.
Ich will hier nichts schönreden, aber die bitte bei Zahlen korrekte nennen oder keine. Da Zahlen vom Wochenende nichts aussagen sollte man 7 Tage Werte vergleichen. Aber wir sind hier ja nicht in einem Wettbewerb.

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Margit Seitz am 24.08.2020 14:18 Uhr

Das sind die mir bekannten aktuellsten Zahlen.
Von heute habe ich noch keine Zahlen gefunden.
Gut, es sind die Zahlen vom Wochenende...

Wenn man die Zahlen von Bayern und Ba-Wü direkt vergleichen wollte, so müsste man noch berrücksichtigen, dass bei viel mehr Testungen natürlich auch viel mehr positive Ergebnisse herauskommen.
Wenn aber bei so wenigen Testungen wie sie in Ba-Wü durchgeführt werden, dann fast genauso viele positive Fälle entdeckt werden wie bei den vielen Testungen von Bayern, zeigt dies, dass hier die Dunkelziffer noch ziemlich hoch ist.

Was die Einwohnerzahl angeht, so sind Unterschiede von nur 20 % für mich nicht so groß, als dass man die beiden Bundesländer nicht vergleichen könnte.
Aber selbst wenn man bei den Testzahlen diesen Unterschied berücksichtigt. Testet Ba-Wü denn nur 20 % weniger als Bayern? Wohl nicht, oder?

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Margit Seitz am 24.08.2020 12:48 Uhr

Nein, es sind nicht die Urlauber, die das Virus ins Land bringen. Würde man vor Reiseantritt diese nämlich testen, würde man feststellen, dass sie häufig das Virus mit in den Urlaub genommen haben.
Würde man überlegen, wo am häufigsten sonst noch Ansteckungen möglich sind, nämlich u. a. beim medizinischen Personal, so würde man zu dem Ergebnis kommen, dass man zuerst das medizinischer Personal fortlaufend testet.
Denn steckt das med. Personal immer wieder einen Patienten oder Besucher an, so wird das selten auffallen. Erst wenn die so Angesteckten dann in den Urlaub fahren und als Reiserückkehrer getestet werden, fällt diese im Inland erworbene Ansteckung auf. Vorher wird hier ja nicht getestet!
Hinzu kommt, dass die unwissentlich corona-positiven Urlauber im Urlaubsort das Virus verbreiten.
Es werden dann die Urlaubsorte zu RIsikogebieten erklärt und das nur, weil in den Herkunftsländern der Urlauber diese nicht vor Reiseantritt getestet wurden.
Baden-Württemberg weniger als halb so viele Tests wie z. B. Bayern, das annähernd dieselben Einwohnerzahlen hat.
Das wird sich in den kommenden Wochen rächen.

Schon in der heutigen Meldung des RKI ist Ba-Wü Spitzenreiter bei der Zahl der Neuinfektionen. Es liegt vor Bayern und vor NRW.
Ob Ba-Wü diesen Spitzenplatz halten kann, bleibt abzuwarten. Vielleicht will man so auf sich aufmerksam machen?

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am 24.08.2020 18:31 Uhr

beschleicht mich der Gedanke, dass sie sich auf den nächsten Lockdown schon freuen und so richtig herbeisehnen
Würden sie die Zahlen und Statistiken des RKI sowie der Gesundheitsämter zur Entwicklung von SARS - COV2 und der damit in unmittelbarem Zusammenhang stehenden Zahlen der Sterblichkeit, richtig lesen und verstehen könnten sie erkennen dass .....
..aber da sind Argumente wohl

kleiner Denkanstoss zum Schluss: SARS - COV2 ist nicht EBOLA.

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Monika Hinkle am 25.08.2020 14:11 Uhr

Das gilt dann aber nur für Kurzulaube oder wie meinen Sie das? Sie denken also, dass die Urlauber schon infiziert ins Ausland fahren und dann nach 2 oder 3 Wochen wieder hier einreisen und dann positiv getestet werden? Wieso denken Sie das?

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