Gute Stimmung bei Jazz und Einkauf in Heilbronn – Umsatz der Händler durchwachsen
Großer Andrang herrschte beim verkaufsoffenen Sonntag in der Stadt. Sieben Bands traten zwischen Marktplatz und Nikolaikirche auf. Rund 90 Prozent der Einzelhändler hatten ihre Geschäfte geöffnet – mit den Umsätzen sind nicht alle zufrieden.
Was jetzt geil wär: Kommt noch mehr nach vorne. Ich fühl" euch schon mega." Benjakob, Lockenkopf, Sänger aus Ludwigsburg, summt und swingt sich auf dem Kiliansplatz für seinen nächsten Song ein: "Komm klar". "Die besten Titel entstehen ja in der Krise", hat er dem Publikum zuvor angekündigt.
Nach Krise sieht das heute in Heilbronn nicht aus. Sieben Bands spielen vom Marktplatz bis zur Nikolaikirche beim verkaufsoffenen Sonntag unter dem Motto "Jazz und Einkauf". Menschenmassen schieben sich durch Sülmer- und Fleinerstraße, Familien schauen einem Straßenkünstler vor der Stadtgalerie zu, der mit Fackel, Bratpfanne und rohem Ei jongliert.
"90 Prozent der Geschäfte haben geöffnet, sagt Andrea Jenner, Projektleiterin für die Aktion beim Heilbronner Stadtmarketing. Auch wenn zu hören ist, dass für viele die Kundenpflege im Vordergrund steht und sie keinen großen Umsatz erwarten.
Axel Palm ist nicht zufrieden für sein Haus
Diese Bilanz zieht dann auch am Ende des Verkaufstags Axel Palm vom Modehaus Palm, Vorsitzender der Händlervereinigung Stadtinitiative Heilbronn. "Die Stimmung war gut", sagt er. Aber die Umsätze in den Läden seien deutlich hinter denen des Vorjahres geblieben. "Für unser Haus sind wir nicht zufrieden."
Das gastronomische Angebot ist kleiner geworden
Auch das gastronomische Angebot auf dem Rathausplatz ist im Vergleich zu den Jahren vor Corona geschrumpft. "Früher hatte der Ratskeller auf, die Sonne aus Bad Friedrichshall und die Sonne aus Talheim waren da", sagt Steffen Schoch, Geschäftsführer der Heilbronn Marketing GmbH. Aber alle hätten die gleichen Personalsorgen.
Trotzdem. "Jazz und Einkauf ist ein Premium-Event," findet Optiker Markus Grübele in der Kaiserstraße. Für ihn der beste der aktuell drei verkaufsoffenen Sonntage, auch vom Publikum her. "Da bin ich auf jeden Fall dabei. Die Kunden holen sich Inspiration, man knüpft Kontakte."
Auch nahe der Harmonie sollte es ein Angebot für Besucher geben, findet eine Verkäuferin
Schräg gegenüber bei Kai beraten und kassieren die Mitarbeiterinnen am laufenden Band. Besser fände es Verkäuferin Brigitte Weissert allerdings, wenn es auch im Park an der Harmonie ein musikalisches Angebot für Besucher geben würde. "Damit der Kunde die Kaiserstraße hochgeführt wird und an den Geschäften hier vorbeiläuft."
Händlerinnen wollen Vielfalt zeigen
Wieviel Prozent Rabatt gibt es heute auf Kissen? Was kosten die Tischdecken? Ulla Winter aus dem Geschäftsführerteam kommt kaum zum Durchatmen. "Solche Events sind wichtig, weil Heilbronn sonst so schlechtgeredet wird. Da können wir unsere Vielfalt zeigen."
Am Wollhaus erzählen dann auch zwei Freundinnen aus Heilbronn-Horkheim, dass sie an diesem Tag Geschäfte entdeckt haben, die sie noch gar nicht kannten. Weniger einkaufen, mehr Musik hören, ist heute allerdings ihre Devise. "Can't find my way home", singt die Band Complete Clapton.
Aber wer will schon heim? Das Publikum, wippende Köpfe, Weingläser in der Hand, jedenfalls nicht. "Die alten Songs für uns Alte", rufen die Freundinnen. John Noller und seine Frau Gerlinde strahlen. "Die Band ist grandios", findet John Noller. "Großes Lob. Die sollten eine viel prominenter gelegene Bühne bekommen. Am Kiliansplatz. Oder am Marktplatz." Gitarrist Dr. Peter Liebert freut das zwar. "Wir sind froh und stolz hier spielen zu dürfen", sagt der Musiker, im zivilen Leben Leiter des städtischen Gesundheitsamts.
An der Nikolaikirche spielt ein syrisches Quartett
Auch das syrische Quartett auf der Bühne an der Nikolaikirche findet es toll, den Zuhörern arabische Musik nahebringen zu können. "Aus Nordafrika, dem Nahen Osten, dem Irak", sagt Mazen Mohsen. "Flamenco-Inspiriertes und später Traditionelles." Reyhan Lohmüller, Inhaberin der neu eröffneten Boutique Rey in der Kirchbrunnenstraße, schätzt das. "Wir haben wirklich sehr gute Künstler da. Um das zu honorieren, habe ich heute auf."