Fackelmahnwache in Heilbronn – Funktionärin der NPD auf dem Wartberg
Mit Edda Schmidt tauchte bei der rechten Fackelmahnwache in Heilbronn eine bekannte Größe aus der rechtsextremen Szene auf. Die 75-Jährige gilt auch als Mitglied der jüngst verbotenen Artgemeinschaft.

Während im vergangenen Jahr die Lage bei zwei Versammlungen im Gedenken an die Opfer der Bombardierung Heilbronns am Heilbronner Wartberg eher unübersichtlich war, lief am Montag alles ohne unerwartete Zwischenfälle ab. Eine rechte Fackelmahnwache sowie eine Gegendemo des Netzwerks gegen Rechts fanden zwar in räumlicher Nähe voneinander statt - ein "Katz- und Maus-Spiel" von Versammlungsteilnehmern mit der Polizei blieb aber aus.
Fackelmahnwache auf dem Wartberg: Netzwerk gegen Rechts wollte "Inszenierung stören"
"Wir sind aus zwei Gründen zufrieden mit dem Verlauf", sagt Stefan Reiner vom Heilbronner Netzwerk gegen Rechts. Zum einen sei die rechte Fackelmahnwache mit 30 Personen schlecht besucht gewesen, zum anderen habe man hörbar Protest gegen die Versammlung üben können. "So banal es ist, wir wollten die Nazis bei ihrer Inszenierung stören", sagt Reiner. 80 Menschen hätten an der Gegendemo auf der Fläche neben dem Wartberg-Parkplatz teilgenommen. Die Fackelmahnwache fand etwa 200 Meter unterhalb in den Weinbergen statt.
Auffällig war, dass einige der Teilnehmer der Fackelmahnwache der rechtsextremen und neonazistischen Kleinpartei "Der III. Weg" angehören. Sie trugen entsprechende Kleidung. Das Landesamt für Verfassungsschutz rechnete der Kleinpartei im Jahr 2022 rund 20 Rechtsextremisten in Baden-Württemberg zu. "Der verfassungsfeindliche Charakter der Partei ist eindeutig feststellbar", heißt es im aktuellen Verfassungsschutzbericht. Dies belege auch ihre Attraktivität für ehemalige Mitglieder von nicht parteigebundenen neonazistischen Organisationen.
Politisches Erbe der Eltern übernommen
Neben dem in Heilbronn bekannten Rechtsextremen Michael Dangel nahm NPD-Funktionärin Edda Schmidt aus Bisingen im Zollernalbkreis an der Fackelmahnwache teil. Die 75-Jährige, die das politische Erbe ihrer Eltern übernahm - Vater ehemaliger SS-Angehöriger, Mutter im Dritten Reich Anführerin des "Bundes Deutscher Mädel" -, wird auch dem verbotenen Verein Artgemeinschaft zugerechnet. Ende September erst hatte es eine Razzia bei Mitgliedern der Artgemeinschaft in Kupferzell gegeben.
Presserecherche dieses Jahr uneingeschränkt möglich
Am 4. Dezember des Vorjahres hatte die Heilbronner Polizei die Pressearbeit erschwert und erst auf Nachdruck eine journalistische Begleitung der Fackelmahnwache zugelassen. Michael Rath-Glawatz, Medienrechtsanwalt der Heilbronner Stimme, hatte daraufhin das baden-württembergische Innenministerium auf den Missstand hingewiesen. Dieses Jahr war journalistisches Arbeiten ohne Einschränkungen durch die Polizei möglich - auch ohne polizeilichen "Geleitschutz", der 2022 angeordnet worden war.
"Man muss anerkennen, dass die Polizei dazugelernt hat", sagt Anwalt Rath-Glawatz. So wie es dieses Mal abgelaufen sei, sei es in Ordnung. Die Polizei sei aus seiner Sicht "ein bisschen über ihren Schatten gesprungen" und habe anerkannt, dass auch der Presse Rechte zustünden und es eben nicht nur Polizeiinteressen gebe.