Was ist am Wochenende auf dem Heilbronner Volksfest los?
Ideales Wetter, volles Bierzelt, volle Gassen und hochzufriedene Gesichter auf der Theresienwiese: Das Heilbronner Volksfest startet mit einem fast perfekten Auftakt-Wochenende. Was war alles so los?

Wie von der Tarantel gestochen springen plötzlich alle auf. Manche balancieren auf ihrer Bierbank, andere nutzen den freien Dancefloor. Die meisten heben die Hände zum Himmel, wiegen sich im Rhythmus der Musik - und singen laut: "Cordula Grüüüün, Cordula Grüüüün!" Nici und Andreas Welsch, Klaus Bahnmüller und Ulrich Schmauder, kurz: Deutschlands Partyband Nr.1, haben nicht nur Mikros und Instrumente fest im Griff, sondern auch das Publikum.
Nur die Göckele könnten besser laufen
Gegen 23 Uhr scheint im Göckelesmaier-Zelt auf dem Heilbronner Volksfest, tatsächlich die "Hölle, Hölle, Hölle" los zu sein. Während Küchenchef Ralf Wegener meint, "die Göckele könnten etwas besser laufen", stemmt Bedienung Arijana Tomic zu Stoßzeiten bis zu 14 Maßkrüge gleichzeitig. "Die Heilbronner sind nach wie vor spendabel, manche geben sogar zwölf Euro", obwohl die Maß 9,60 Euro kostet.
Wird die Marke 250 Hektoliter gebrochen?
Wie viel Liter Festbier die beiden fleißigen Zapfer Schorsch und Niko an den ersten drei Volksfesttagen aus den Fässern gelassen haben, kann Peter Göhler von Haller Löwenbräu "noch nicht so genau sagen". Schon heute geht er aber davon aus, dass es nach zehn Tagen nicht nur 180 Hektoliter sein werden, wie in üblen Jahren. "Unser Ziel ist es, den bisherigen Top-Wert von 250 Hektoliter zu knacken." Während es aus 1000 Kehlen "Die Krüge hoch!" schallt, stemmen zwei schwarz gekleidete, muskulöse Security-Leute der Sicherheitsdienste DST Wolf am Tresen zwei Sprudelflaschen. Den ganzen Abend über behalten sie alles im Blick, drehen in aller Ruhe ihre Runden.
15 Prozent mehr Besucher als in guten Jahren
Heilbronn-Marketing-Chef Steffen Schoch sind übers Wochenende "keine großen negativen Vorkommnisse zu Ohren gekommen". Mit Blick auf einen Hygienespender am Zelteingang tippt er das Thema Corona an. "Die Zahlen steigen ja wieder, aber gesetzliche Beschränkungen für Großveranstaltungen gibt es momentan nicht."
Vor dem Zelt gehen die Ballermann-Songs in basslastige Hip-Hop-Töne über. Noch kurz nach Mitternacht wirbelt der Fahrtwind des mit 48 Fahrgästen voll besetzten Break-Dance-Karussells Luftballone auf. Gejohle. Gilfzer. Lautes Lachen. Unüberhörbar, unübersehbar: Die Theresienwiese ist proppenvoll.
Festwirt Karl Maier ist vom Auftaktwochenende hellauf begeistert. "So viele Leute waren schon lange nicht mehr da. In Zahlen kann ich das nicht bemessen." "In guten Jahren sprachen wir von 100.000 an einem Wochenende", meint Schoch, dieses Mal liege man sicher zehn bis 15 Prozent drüber. Maier steigt auf eine Bierbank und sieht "in den Gassen lauter Köpfe, alles dicht an dicht". Noch gegen Mitternacht stehen die Menschen überall Schlange. Abgesehen von einem Eisverkäufer, der sich über seinen Standplatz beklagt, scheinen auch die Schausteller, zufrieden zu sein.
Auch die Schausteller sind zufrieden
Ingrid Grupe von der Gambling Hall freut sich über "die vielen jungen Leute" , vermisst aber das Kinderkarussell von Joachim Ritz, der heuer sogar mit seinem legendären Music Express abwinken musste, weil Mitarbeiter abgesprungen seien. An seiner Stelle verkauft diesmal der aus Pakistan stammende und in Leipzig ansässige Irfan Nawaz Haushaltswaren und Geschenkartikel. "Ich bin zum ersten Mal in Heilbronn, aber ganz zufrieden."
Ob sich der um drei Wochen nach vorn gezogene Festtermin bewährt? "Wir rechnen am Ende ab, also nächsten Sonntag", betont Festwirt Maier. Mit speziellen Angeboten will er diesmal verstärkt Vereine, Firmen und Studenten anlocken. Nicht zuletzt stehe und falle der Zulauf mit dem Wetter. "Das hat uns bisher in die Hände gespielt."





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