Einer mehr: Dieses Jahr vier verkaufsoffene Sonntage in Heilbronn
2023 sind die Läden in Heilbronn am gesamten Weindorf-Auftakt-Wochenende geöffnet. Zudem wird es drei weitere verkaufsoffene Sonntage geben. Kirchen und Gewerkschaft drücken ein Auge zu, die Gemeinderäte diskutieren teils kontrovers.

Dieses Jahr wird es im Heilbronner Stadtgebiet vier verkaufsoffene Sonntage geben. Geschäfte dürfen dann sonntags jeweils von 13 bis 18 Uhr öffnen und im Freien mit Aktionen auf sich aufmerksam machen. Nach Anträgen der Stadtinitiative stimmte der Gemeinderat zunächst drei Befreiungen vom Ladenöffnungsgesetz zu: für 2. April anlässlich der Chor-Veranstaltung Magie der Stimmen in der Kernstadt, wobei hier auch im Neckargartacher Neckargarten geöffnet ist, also im Prinzip beim Gartencenter Kölle.
Shoppen kann man diesmal auch am 10. September, anlässlich des Weindorfs: in der Kernstadt, im Neckargarten und auch in Böckingen. Dort dürfen die Geschäfte außerdem am 8. Oktober anlässlich der City-Veranstaltung Jazz & Einkauf öffnen. Darüber hinaus stellt der Gewerbe- und Handelsverein Böckingen in bestimmten Straßenzügen am 19. März wieder seinen Böckinger Seeräubertag auf die Beine.
Kirchen denken auch an den Handel
Die Kirchen sehen diese Sonntage generell kritisch, weil der Sonntag als Feier- und Ruhetag "der seelischen Erhebung und der familiären Freizeitgestaltung" dienen soll. Der evangelische Dekan Christoph Baisch betont daher mit Nachdruck die Bedeutung des Sonntags als einer kulturellen und sozialen Errungenschaft von besonderem Rang, in einer immer schnelllebenden Zeit.
Sein katholischer Kollege Roland Rossnagel sieht neben dem kritischen Aspekt auch das Anliegen der Geschäftsleute. Insgesamt stehen die Kirchen den Aktionstagen nicht entgegen, solange es für die Innenstadt bei den bisherigen Terminen ab 13 Uhr bleibt, also nach den klassischen Gottesdienstzeiten.
Ein Zeichen nach der Corona-Zeit setzen
Zwar segne der Gemeinderat solche Anträge in der Regel alle Jahre wieder ab, doch nach den Einschränkungen und Einbußen in der Corona-Zeit setze er diesmal auch ein "deutliches Zeichen dafür, wie wichtig eine lebendige Innenstadt und gute Kaufleute für alle sind", so Thomas Randecker. "Die Kunden dürfen nicht noch mehr ins Online abwandern."
Um so erstaunlicher sei es, so stellte der CDU-Chef bissig fest, dass sich Verdi gegenüber dem Rathaus nicht dazu geäußert habe. "Eben weil die Gewerkschaft dies im Vorfeld mit der Stadtinitiative abgestimmt hat", erklärte Marianne Kugler-Wendt (SPD) etwas angesäuert. Sie, ihr Fraktionschef Rainer Hinderer sowie Konrad Wanner (Linke) stimmten als einzige von 40 Räten gegen die Freigabe, während sich Eva Luderer (Grüne) enthielt.
Vier Räte setzen Zeichen für Sonntagsschutz
Man setze so "ein Zeichen für den Sonntagsschutz in unserem christlichen Abendland und für Arbeitnehmerrechte", sagte Hinderer. Wanner warnte vor einer generellen Freigabe und meinte, von solchen Tagen würden "nur die Großen profitieren". Er sei dafür, Samstage und Brückentage zu beleben.
Dass die Kirchen nicht mehr wie früher mit Vehemenz dagegen seien, zeige auch, dass sich die Bedeutung des Sonntags allgemein wandele, meinte Holger Kimmerle (Grüne) und schob nach: "Muslimen ist der Freitag wichtig, Juden der Samstag."
Letztlich trügen Aktionstage zur Sicherung von Arbeitsplätzen bei, meinte Alfred Dagenbach (AfD). "Wir brauchen diese Plattformen als Alternative zu Online. Hervorragende Veranstaltungen sind wichtig für eine attraktive City", befand Nico Weinmann (FDP). Marion Rathgeber-Roth (UfH) wusste, "es kommen dann auch Kunden, die sonst vielleicht gar nicht kämen".
Was das Ladenöffnungsgesetz vorschreibt
Nach dem Ladenöffnungsgesetz Baden-Württemberg dürfen Verkaufsstellen anlässlich örtlicher Feste, Märkte oder Messen an jährlich höchstens drei Sonn- und Feiertagen geöffnet sein: für längstens fünf Stunden, bis spätestens 18 Uhr. Wird die "Offenhaltung" auf bestimmte Bezirke beschränkt, was in Heilbronn mit Böckingen und Neckargartach der Fall ist, sind die drei Sonntage für den jeweiligen Bezirk verbraucht.
Darüber hinaus kann die Stadt weitere kurzfristig geplante verkaufsoffene Sonntage per Allgemeinverfügung genehmigen; allerdings nur in Bezirken, wo es noch keine drei offenen Sonntage gibt, wie Holger Kimmerle (Grüne) erläuterte.